Refugiado
Als der achtjährige Matias von einem Kindergeburtstag nicht abgeholt wird, bringt ihn eine Lehrerin nach Hause. Dort findet der Junge seine schwangere Mutter Laura blutend am Boden vor – nicht zum ersten Mal wurde diese von ihrem Mann verprügelt. Nach dem Spitalaufenthalt werden beide von der Polizei in ein Frauenhaus gebracht, wo sie die ersten Tage verbringen. Während sich Matias hier schnell einlebt und eine Spielkameradin findet, fühlt sich Laura zunehmend unwohler, weil sie ihren Mann anzeigen soll und die Konfrontation fürchtet. In einer Nacht-und-NebelAktion flüchtet sie mit Matias auf die Strasse, sucht Hilfe bei Freunden und zieht von Hotel zu Hotel. Doch Mutter und Kind scheinen nirgendwo sicher zu sein. Diego Lerman («La mirada invisible») erzählt eine Alltagsgeschichte, wie sie überall auf der Welt leider immer wieder passiert. Er berichtet über häusliche Gewalt und den schwierigen Loslösungsprozess für alle Beteiligten. Dabei rückt er nicht die sichtbaren Verletzungen in den Fokus, sondern die unsichtbaren. Ausschlaggebend für den Film war eine persönliche Erfahrung des Regisseurs. Vor einigen Jahren hatte ein Mann seine Ex-Frau vor Lermans Produktionsbüro niedergeschossen.
Sarah Stutte, Filmjournalistin