Eine starke Frau? Heldin der Kirche. Mosaik der heiligen Katharina an der katholischen Kirche in Büren. / Foto: Pia Neuenschwander

Unter dem Schutz von Helden und starken Frauen

Die neue Serie im «pfarrblatt» von Nicole Arz

Die «pfarrblatt»-Jahresserie 2023 widmet sich den zahlreichen Heiligen, die es in den Berner Pfarreien gibt. Autorin ist unsere Webverantwortliche bei kathbern.ch.

von Nicole Arz

Maria, so erzählte eine junge Frau in einem zufällig eingeschalteten deutschen Fernsehgottesdienst, beeindrucke sie vor allem, weil sie nach einem kurzen Schreckmoment die Botschaft, die Gott ihr überbringen liess, angenommen habe. Ohne Wenn und Aber habe sie sich dieser unerwarteten Herausforderung  gestellt und so Mut und Vertrauen bewiesen.

Die junge Frau betont das Bemerkenswerte an der Eigenschaft, sich auch jenen Lebensaufgaben öffnen zu  können, die erst einmal so gar nicht in den eigenen Lebensplan zu passen scheinen. Dass sie diese Fähigkeit bei Maria erkennt, berührt, weil diese durch die  vielen abgehobenen Darstellungen und der über Jahrhunderte zelebrierten Jungfräulichkeit einer modernen Generation von Frauen wohl fremd geworden ist.

Es lohnt sich, unsere Heiligen auf der Suche nach neuen Aspekten ihren teilweise angestaubten Legenden zu entreissen und dabei Eigenschaften und Werte zu  entdecken, die auch heute noch bedeutsam sind: Mut, Nächstenliebe, Gerechtigkeitssinn, Gemeinschaftsdenken, Integrität und Respekt vor allem Leben. Um  dem Bernbezug Genüge zu tun, werden wir die über 8000 Heiligen auf die Schutzpatron:innen der Berner Pfarrkirchen eingrenzen.

In unserem Kanton gibt es  sieben Pfarrkirchen, die Maria oder einem Ereignis in ihrem Leben geweiht sind. Josef gibt es dagegen nur zwei Mal. Dafür drei Mal Bruder Klaus. Daneben haben wir einen Johannes, Michael, Martin und einige andere. Schutzpatroninnen hingegen sind Mangelware. So gibt es neben Maria nur noch eine  Katharina. Ein Blick in ihre «Biografie » verspricht makabre Unterhaltung: die gelehrte Königstochter aus dem 4. Jahrhundert wurde für ihren Glauben brutal  gefoltert. In den detailreichen Schilderungen werden Körperteile ausund abgerissen, Brand- und Schnittwunden zugefügt.

Selbstverständlich bleibt  Katharina auch dann standhaft, als sie aufs Rad geflochten wird. Im Vergleich dazu muten die Geschichten eines Bruder Klaus oder Franz von Assisi, grosse  Namen schon zu Lebzeiten und friedlich an Krankheit und Alter sterbend, geradezu wohltuend harmlos an. Und doch sind es diese radikalen  Aussteiger:innen, deren Strahlkraft bis in unsere Zeit reicht, in der es wieder für Frieden und Umwelt engagierte Menschen gibt, die ihre Überzeugungen in  bemerkenswerter Kompromisslosigkeit leben.

Das führt zur Frage, wer diese antiken und mittelalterlichen Heiligen – die «Held:innen» unserer Kirche – wohl  wären, würden sie im Hier und Jetzt unter uns leben. Seien Sie gespannt, was wir entdecken, und lassen Sie sich von unseren «Berner» Heiligen durch  das Jahr 2023 begleiten.


Die Jahresserie #heiligbern im Überblick

Anmerkung: Im gedruckten «pfarrblatt» wurde zu diesem Artikel leider eine falsche Überschrift gesetzt. Wir bitten für diesen Fehler um Verzeihung.

 

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