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Heute glauben – aber wie?

Aki-Kolumne von Isabelle Senn

Glauben kann man nicht allein. Wir glauben, weil Menschen vor uns geglaubt und ihre Glaubensüberzeugungen weitergegeben haben – als Eltern, als Grosseltern, als Lehrer*innen. Wir sind christlich sozialisiert worden oder zumindest mit dem Christentum in Berührung gekommen. In diesem Sinne finden wir uns inmitten eines grossen und breiten Traditionsstroms wieder.

Glauben kann man sehr wohl allein. Als existentieller Akt des Vertrauens und der Hingabe ist Glaube ohnehin ein Geschehen, das persönlicher nicht sein könnte. Niemand kann es mir abnehmen. Um zu glauben, muss ich «ich» sagen (können): «Ich glaube …» – und will in der Art, wie ich das tue, authentisch sein.

Beide Glaubensmomente – das gemeinschaftliche und das eigenständige – begegnen mir im Austausch mit Studierenden: Die persönlichen Glaubenserfahrungen wollen ins Gespräch gebracht werden; von Zugängen anderer werden Impulse für den eigenen Glauben erwartet. Die Tradition ist da, um sich kritisch-konstruktiv mit ihr auseinanderzusetzen – nicht systematisch und «von vorne bis hinten».

Aber da, wo das Leben Fragen aufwirft, ist es von Interesse zu erfahren, wie andere Menschen damit umgehen oder damit umgegangen sind. Ich beobachte einen offenen und freien Umgang mit der christlichen wie mit der kirchlichen Tradition: offen, weil kaum grundsätzliche Vorbehalte den Zugang zum Überlieferten erschweren, und frei, weil das Vorgegebene für die Denk- und Glaubenswege nicht als zwingend betrachtet wird.

Auf diese Weise gibt es immer wieder überraschende Wendungen und erfrischende Einsichten, wenn die eigenen Glaubenserfahrungen und -überzeugungen mitgeteilt und miteinander geteilt werden. Jede*r glaubt als Teil einer grösseren Gemeinschaft – und wirkt so mit am Glauben, wie er heute gelebt und bezeugt wird.

Isabelle Senn

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