Bild: Kunsthaus Zürich, Höllische Versuchung

Hölle, die …

Wie steht die heutige Theologie zu den ewig brennenden Höllenfeuern?

30 Grad und steigend. Das Wetter in den letzten Tagen schien höllisch heiss. Höllisch? Wieso wird die Hölle immer mit Hitze in Verbindung gebracht? Und gibt’s die eigentlich noch?

Es muss unterschieden werden zwischen dem reinigenden Fegefeuer, dem Purgatorium, und der eigentlichen Hölle. Die Assoziation beider mit dem Feuer kommt nicht von ungefähr: Sowohl verschiedene Evangelisten als auch die Offenbarung des Johannes sprechen von einem Feuersee oder -fluss, in dem das Böse am Ende aller Zeiten vernichtet wird.

In der Lehre der Kirche wird das Fegefeuer als zeitlich begrenzter Ort dargestellt – der nicht ewige Verdammnis bereithält wie der Höllenschlund, sondern reinigende Funktion hat. Ähnliches wird in der neueren Theologie aber auch der eigentlichen Hölle zugesprochen.
Die röm.-kath. Lehre besagt noch heute, dass es eine Hölle gibt und diese ewig dauert – sie äussert sich aber nicht über die Beschaffenheit eines solchen Ortes.

Von der Vorstellung von Feuerpfuhlen und dreizackbewehrten Teufeln hat sich auch die Kirche mittlerweile verabschiedet. Vielmehr definiert sie den Zustand der Hölle als «selbstverschuldeten (…) Ausschluss eines Menschen aus der Gemeinschaft mit Gott, also die Erfahrung letzter Sinnlosigkeit».

Die christliche Überzeugung, dass nach dem Tod noch etwas wartet, ist eine zutiefst menschliche und hoffnungsvolle. Besonders dadurch, dass nach dem Tod jene Unvollkommenheit aufgefüllt wird, die uns ein Leben lang begleitet.
Jede Ungewissheit, jeder Zweifel, jede Fremdheit vor mir selbst wird aufgefüllt – Gott, jene liebende Wirklichkeit, die unser Leben lang ungreifbar ist, wird offenbar.

Diese Erlösung findet in der Hölle nicht statt – ein weitaus furchtbarerer Gedanke als ein Feuersee. Auch wenn das jetzt elaborierter tönt als ein Folterkeller: von einer bestrafenden, rachsüchtigen Perspektive sollten wir schleunigst Abstand nehmen. Diese Hölle diente Jahrhunderte lang als psychologisches Druckmittel.
Eine solche Perspektive, die das Leben nach dem Tod nur mit Angst verbindet, ist zutiefst unchristlich.

Sebastian Schafer


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