Flüchtlingslager Moria auf Lesbos Fotos: Reuters

Jeder Beitrag wirkt

Eberhard Jost hat das Flüchtlingslager auf Samos besucht. Schockiert hat er eine Sammelaktion lanciert, die noch bis Ende Februar läuft.

Flüchtlinge leben auf engstem Raum, sind traumatisiert, die Hygiene ist mangelhaft: Vom Besuch des Flüchtlingslagers auf Samos ist Eberhard Jost, Seelsorger der katholischen Kirche Seeland, schockiert zurückgekehrt – und hat eine Sammelaktion lanciert, die noch bis Ende Februar läuft.


Interview: Marcel Friedli


«pfarrblatt»: Die Hilfsaktion für Flüchtlinge in den Lagern auf den griechischen Inseln läuft noch bis Ende Februar. Sind Sie zufrieden mit der Resonanz?

Eberhard Jost: Ja. Das Material, das wir erhalten, ist in gutem, brauchbarem Zustand. Wir sind dankbar für jeden einzelnen Beitrag. Er ist wichtig und hilft.

Bevorzugen Sie Sach- oder Geldspenden?

Beides ist möglich, beides ist willkommen. Die Sachspenden transportieren wir im März nach Samos und Chios. Mit dem Geld kaufen wir jene Dinge ein, die vor Ort erhältlich sind, und finanzieren den Transport.

Die Spenden sind nur ein Teil der Aktion. Worum geht es Ihnen noch?

Wir wollen auf das Leid der Flüchtlinge aufmerksam machen. Die Lage ist weiter prekär. Das UNO-Hochkommissariat UNHCR hat darauf hingewiesen, dass sich die Krise dieses Jahr weiter verschärfen wird. Aussagen, wonach es weniger Flüchtlinge gibt, halte ich für Beruhigungspropaganda.

Zur konkreten Hilfe: Machen Sie alles auf eigene Faust?

Nein. Es wäre nicht sinnvoll, ein eigenes Süpplein zu kochen. Letzten Sommer war ich auf Samos. Mit Hilfs- und Freiwilligenvereinigungen habe ich vor Ort abgeklärt, wie wir die Hilfe sinnvoll ergänzen können. Wir arbeiten mit mehreren Organisationen zusammen, unter anderem mit Ärzte ohne Grenzen, Flüchtlinge für Flüchtlinge, Anwälte ohne Grenzen, Samos Volunteers.

Welchen Eindruck haben Sie von Ihren Besuchen?

Ich bin schockiert, in welch desolaten Umständen die Flüchtlinge leben! Das Lager ist für tausend Menschen gedacht – etwa dreimal so viele Menschen leben dort! Nah aufeinander, viel zu wenig Toiletten und Duschen. Die hygienischen Zustände sind miserabel. Jeden Tag kommen neue Flüchtlinge an, weil Samos so nahe bei der Türkei liegt. Von dort wollen die Menschen weiter. Sie hoffen, in Europa eine Zukunft zu haben.

Die Hilfe der katholischen Kirche Seeland ist punktuell – ein Tropfen auf den heissen Stein?

Diesen Tropfen auf den heissen Stein gibt es meines Erachtens nicht. Es geht um jeden Einzelnen, der hilft oder dem geholfen werden kann. Mit uns engagieren sich andere Organisationen in der Schweiz und im Ausland, viele kirchenferne.

Nimmt die katholische Kirche ihren Auftrag, sich für Flüchtlinge in Not zu engagieren, zu wenig ernst?

Ich bin Theologe und Sozialarbeiter, das soziale Engagement ist mir wichtig. Meiner Ansicht nach brennt es in der Flüchtlingsthematik am meisten. Die Kirchen engagieren sich zum Teil, auch ökumenisch. Not gehört zur menschlichen Existenz. Ich finde es wichtig, dass etwas unternommen wird – statt zu hinterfragen, ob es genug ist.

 

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Was wird benötigt?

  • Frühlingskleider Kinder, Frauen, Männer (Grössen mit Zettel anschreiben)
  • Sommerkleider Kinder, Frauen, Männer (Grössen mit Zettel anschreiben)
  • Kinder, Frauen und Männern Unterwäsche (Grösse mit Zettel anschreiben)
  • Frühlings- und Sommerschuhe
  • Zelte, Decken, Schlafsäcke
  • LED Stirnlampen oder Taschenlampen
  • Isolationsliegematten
  • Nähmaterial, Stoffe, Faden, Nähnadeln, Scheren, Nähmaschinennadeln, (Nähmaschinen 3 Stück)
  • Babynahrung (trocken)
  • Kinderbücher in Deutsch, Französisch, Englisch
  • Kuscheltiere, Spielsachen
  • Erste Hilfe Set, Verbands-, Pflaster-, Desinfektionsmaterial, Heilsalbe (alles verschlossen und neu!)

 

Wo und bis wann soll die Ware abgegeben werden?

Sowohl postalisch als auch persönlich wird Material vom Tannenhof in Gampelen entgegengenommen, jeweils: Mittwoch 15.00 -19.00 Freitag 15.00 -17.00 (Einfahrt Tannenhof, wird beschildert).
Alle Kontakte mit der Stiftung Tannenhof laufen über Herrn Zuber, Leiter Werkstatt Mühle: 032 312 05 30. Postadresse: Stiftung Tannenhof – SAMOS – 3236 Gampelen.

Wer?
Organisiert wird die Sammelaktion von Eberhard Jost, Pfarreiseelsorger, Katholische Kirche Seeland, Pfarreizentrum Ins, eberhard.jost@kathseeland.ch, Tel: +41765882626

Weitere Infos: www.kathbern.ch/ins

Spendenkonto für die Transportkosten und Anschaffungen in Griechenland: Pfarrei Maria Geburt Lyss-Seeland BE, 3250 Lyss, PC 15-48093-6 IBAN: CH52 0900 0000 1504 8093 6

 

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