Wenn Christ*innen einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur pflegen, ist das kein Zufall, sondern konsequent. Der Glaube an die Schöpfung bedeutet:
1. Was da ist, die Welt mit Pflanzen, Tieren und Menschen ist nicht von Menschenhand gemacht. Es ist anvertraut – zur sorgfältigen Bewahrung für jetzt und kommende Generationen. – Nicht zufällig spricht die eine Schöpfungserzählung im Bild vom Garten, welcher den Menschen zur Pflege anvertraut ist.
2. Alles, was da ist, ist miteinander verbunden – in einem komplexen System, von dem einzelne Zusammenhänge bekannt, viele verborgen sind. Diese Verbundenheit allen Lebens, dieses Wechselspiel der Organismen ist staunenswert und gilt es im Handeln zu berücksichtigen. – Nicht zufällig zählt die eine Schöpfungsgeschichte all diese Lebensgrundlagen und Geschöpfe in ihrer Vielfalt auf und bringt sie so miteinander in Verbindung. Und schätzt sie in sich, einfach, weil sie da sind.
3. Was da ist, ist endlich. Insbesondere auch das Leben der Menschen. Der Wahn, immer jung zu bleiben, der Wahn, alles zu beherrschen, der Wahn, alle Grenzen zu sprengen, der Wahn, alles zu tun, was möglich ist, führt in die (Selbst-) Zerstörung. Das Wissen um die Vergänglichkeit macht weise im Handeln. – Nicht zufällig weist die eine Schöpfungsgeschichte ausdrücklich auf die Vergänglichkeit hin.
Felix Klingenbeck
PS: «Es muss heute als kindisch betrachtet werden, wenn man die Schöpfungsgeschichte als ein Stück wissenschaftlicher Naturgeschichte versteht, und als solche angreift oder verteidigt», – so Leonard Ragaz, 1947.