Frauen und Männer verschiedener Religionen beten gemeinsam um Frieden. Foto: Pia Neuenschwander

Kraftvoller Gesang und persönliche Worte

Interreligiöses Friedensgebet in der Heiliggeistkirche

Zu einem interreligiösen Friedensgebet luden die Berner Religionsgemeinschaften am Freitag in die Heiliggeistkirche.

Text: Sylvia Stam, Fotos: Pia Neuenschwander

Zwei Stunden nach dem ökumenischen Friedensgebet im Berner Münster erinnern Vertreter:innen verschiedener Religionsgemeinschaften in Gebet, Gesang und Reden an die Opfer des Ukraine-Kriegs. Rund fünfzehn Männer und Frauen, teils in farbigen Gewändern, wenden sich an die rund 80 Anwesenden, dazwischen erklingt jeweils ein Gongschlag.

 

Da ist der muslimische Theologe Rubin Gjeci, der mit eindringlicher Stimme einen muslimischen Gebetsruf vorträgt. Als seine Stimme anhebt, verstummt sogar die Guggenmusik draussen auf dem Bahnhofplatz.

 

Die Wut draussen lassen

Kraftvoll und aufwühlend schmettert die nigerianische Yoruba-Priesterin Pat Santschi ihr «Freedom» in den Raum der Heiliggeistkirche. Neben ihr erscheinen die Worte des Stadtpräsidenten Alec von Graffenried seltsam farblos, trotz der weissen Rose, die er dabei in der Hand hält. Er benennt Zahlen der Toten, Verwundeten, Traumatisierten und Geflohenen und spricht immer wieder von der Überforderung, die wir angesichts dieses Krieges empfinden

 

Mit ihren sehr persönlichen Worten spricht die kurdische Alevitin Özlem Durvaci direkt in die Herzen der rund 80 Anwesenden. Man dürfe gemäss ihrer Religion nicht gemeinsam ins Gebet gehen, wenn untereinander noch Konflikte schwelten. Als sie von einem Freund erzählt, der soeben seine 22-jährige Tochter im Erdbeben in Kurdistan verloren hat, bricht ihre Stimme. Es sei «schwierig, die Wut draussen zu lassen», weil die Hilfe aufgrund menschlichen Versagens nicht rechtzeitig in ihrem Land angekommen sei.

Vom Frieden, der auch ein intaktes Zuhause, Gesundheit und seelisches Wohlbefinden umfasst, spricht Hannah Einhaus von der jüdischen Gemeinde Bern. «Lasst uns dazu beitragen, dass die Ukrainer:innen einen Ort finden, den sie Zuhause nennen können»  - sei es in der Ukraine oder in unserem Land.

 

Unser persönlicher Beitrag

Die Fürbitten werden von den beiden reformierten Pfarrerinnen vorgetragen. Judith Pörksen, Synodalratspräsidentin der Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn, bittet für alle, die gegen den Krieg protestieren und dafür im Gefängnis landen. Rita Famos, Präsidentin der Evangelischen Kirche Schweiz, endet mit der Bitte: «Zeig uns, was unser ganz persönlicher Beitrag ist für Frieden in der Welt, dort wo wir leben, arbeiten und lieben.»

Bei einem gemeinsam gesungenen «Dona nobis pacem» sind alle eingeladen, nach vorne zu kommen und eine Kerze anzuzünden.

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