Die Gebärde für das Wort Wunder. Fernanda Vitello ist Spezialistin für Heilpädagogischen Religionsunterricht. Sie ist am Porta-Gebärden-Projekt beteiligt. Foto: Pia Neuenschwander

Mit Händen über Gott und die Welt sprechen

Gebärden aus Religion und Spiritualität für Menschen mit Beeinträchtigungen

Gebärden helfen, sich mit Menschen zu verständigen, die nicht oder kaum sprechen können. Jetzt ist eine Sammlung von 100 Gebärden aus Religion und Spiritualität erschienen. Am ökumenischen Projekt hat sich auch die Berner Landeskirche beteiligt.

Von Dominik Thali

Von Abendmahl bis Wunder, von Fastenzeit bis Versöhnung: Der sechste Band aus der PORTA-Reihe nimmt Begriffe für die spirituelle und religiöse Seite des Lebens auf und drückt sie in Gebärden aus. Diese helfen, sich mit Menschen mit einer geistigen oder Sinnesbehinderung zu verständigen. Das unterstützt die Inklusion auch in diesem Bereich des Lebens. «Teilhabe am sozialen Leben wird so für alle selbst- und mit-bestimmend möglich», heisst es in der Einleitung. Der neue PORTA-Band öffne «Türen zum Innern von Menschen», sagte Patrick von Siebenthal von den Reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn an der Vernissage am 27. Januar in Luzern.

Eine App mit Videos zu jeder Gebärde

«PORTA Religion und Spiritualität» ist ein ökumenisches Projekt, das die Berner Landeskirche mitfinanziert hat. Zwei Jahre hat ein Team von fünf Frauen daran gearbeitet: Anita Portmann von der Stiftung Tanne (siehe Box), Helene Geissbühler (ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn), Sarah Bütler (ref. Landeskirche Aargau), Yvonne Rihm (kath. Landeskirche Luzern) und Fernanda Vitello, bei der katholischen Berner Landeskirche für den Heilpädagogischen Religionsunterricht verantwortlich. Mit seinem handlichen Format passt «PORTA Religion und Spiritualität» in jeden Hosensack, wie schon die fünf bereits erschienenen PORTA-Büchlein, die den Basiswortschatz enthalten oder sich mit Alltagsthemen wie «Mensch und Natur» oder «Zusammenleben» befassen.

Die ausgewählten 100 Gebärden des neuen Bands sind motorisch und visuell einfach gehalten. Zeichnungen erklären jede Gebärde, Pfeile und Striche geben Hinweise zur Ausführung. Über die App ist jede Gebärde auch als Video abrufbar.


Ein Projekt mit «viel Freude und Herz»

«Gebärden helfen, dass sich jemand trotz Behinderung einbezogen und verstanden fühlt im Alltag und in der Gemeinschaft», ist Fernanda Vitello überzeugt. Als Religionspädagogin «spricht» sie deshalb im Heilpädagogischen Religionsunterricht an diversen Orten im Kanton Bern schon lange auch mit den Armen und Händen. Die Gebärden könnten zukünftig im Religionsunterricht und in der Behindertenseelsorge unterstützend verwendet werden, ermuntert das Projektteam. Aber nicht nur dort: «Sie lassen sich auch im Lebensalltag, in Pfarreien und Kirchgemeinden, bei Gottesdiensten und in Schulen einsetzen», heisst es in der Einleitung. Mirko Baur, Leiter der Stiftung Tanne, ermunterte an der Vernissage dazu, das auch zu tun. Im Projekt und neuen PORTA-Büchlein steckten «so viel Freude» und «ganz viel Herz», findet er. Damit würden Menschen mit einer Beeinträchtigung in einen auch für sie wichtigen Lebensbereich eingelassen.

PORTA Religion und Spiritualität», Band 6 der bisher erschienenen fünf «PORTA» Taschenbücher, Fr. 15.-, Bezug und Zugang zur App über tanne.ch/porta.
Einführung in die PORTA-Gebärden «Religion und Spiritualität»: Montag, 6. November, 9.00 - 13.00, Haus der Kirche, Altenbergstrasse 66, Bern. Anmeldung via Ref. Kirchen Bern-Jura-Solothurn

Mit Armen und Händen
«PORTA»-Gebärden» sind Bewegungen mit Armen und Händen, welche die Verständigung mit Menschen erleichtern, die eine geistige oder Sinnesbehinderung haben. Sie sind so einfach wie möglich und haben die gleiche Bedeutung in der Deutschschweizer Gebärdensprache, mit der gehörlose Menschen «sprechen».
«PORTA» leitet sich ab aus Portmann und Tanne. Darin verbinden sich Anita Portmanns Gebärdensammlung, die während ihrer Jahre am Heilpädagogischen Zentrum Schüpfheim entstand, und jene der «Tanne» , der Schweizerischen Stiftung für Taubblinde in Langnau am Albis. Anita Portmann gehört zum Projektteam von «PORTA Religion und Spiritualität».
 

Erstpublikation im Kirchenschiff Luzern, Bearbeitung kr

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