Marie-Louise Beyeler: «Das Schönste überhaupt ist die Zusammenarbeit.» Foto: Andreas Krummenacher

Mit Leib und Seele im kirchlichen Dienst

Marie-Louise Beyeler geht in Pension

Am 30. Juni verabschiedete sich Gemeinde- und Pastoralraumleiterin Marie-Louise Beyeler in einem Gottesdienst in Lyss von ihren Mitarbeiter*innen. Die Theologin geht in Pension, obwohl dieser Begriff nicht recht zu ihr passen will.


Von Andreas Krummenacher

Geplant war eine grosse Feier in der Kirche St. Katharina in Büren an der Aare. Hier begann vor neun Jahren das Wirken von Marie-Louise Beyeler im Seeland. «Es wäre so schön gewesen», erzählt Pfarreisekretärin Roswitha Schumacher. Sämtliche Freiwilligen hatten zugesagt. Die Corona-Krise liess das alles nicht zu. Einen Abschied aber, wenigstens von den Mitarbeitenden, hat sich Marie-Louise Beyeler gewünscht.

Das ist wenig überraschend, haben doch die Pfarreien im Seeland einen beispiellosen Wandlungsprozess durchgemacht. Büren, Ins, Täuffelen und Lyss bilden heute eine Pfarrei mit dem Namen Maria Geburt Lyss-Seeland und den Pastoralraum Seeland. Marie-Louise Beyeler war von Anfang an in diesen Prozess involviert, seit 2017 war sie Pastoralraumleiterin. Diese Umwälzungen gingen nicht an allen spurlos vorbei, die Wege sind weit, Pfarreien wurden fusioniert.

Im Gottesdienst in Lyss wurde bezeichnenderweise jene Bibelstelle gelesen, in der Jesus sagt, dass niemand neuen Wein in alte Schläuche fülle. Denn sonst werde der neue, sprudelnde Wein die alten, brüchigen Weinschläuche zerreissen. Der künftige Leiter des Pastoralraums, Priester Matthias Neufeld, bedankte sich bei Marie-Louise Beyeler, weil sie stets genau darauf bedacht gewesen sei, dass neuer Wein in neue Schläuche gefüllt werde. Der Wein müsse zwar noch ein wenig reifen, sagte er. Sie könne aber getrost ihre Zelte im Seeland abbrechen. Alles sei nun gut eingerichtet.

Im Dank des Pastoralteams evozierte Pfarreiseelsorger Jerko Bozic das Bild eines Pastoralraumbusses, der auf einer grosszügig ausgebauten Panoramastrasse fahren könne. Er sprach von Beyelers unermüdlichem Einsatz in alle Richtungen und auf alle Seiten hin. Sie habe sich stets für die Sache eingesetzt. Wenn Hilfe nötig war, sei sie da gewesen.

Marie-Louise Beyeler versicherte den Anwesenden: «Ich war jeden Tag mit Leib und Seele, mit unendlichem Herzblut, mit Lust und Freude im kirchlichen Dienst.» Sie betonte, dass alle, die an Jesus Christus glauben, in irgendeiner Weise im kirchlichen Dienst stehen würden. Egal, ob man täglich oder nur hin und wieder in die Kirche gehe, ob man Lohn dafür erhalte oder nicht. In der Verwaltung, im Sekretariat, in der Behörde, in der Seelsorge, in der Musik, als Sakristan*in oder Ministrant*in. Das Schönste überhaupt sei es, «wenn wir dabei die Zusammenarbeit pflegen».

Diözesanbischof Felix Gmür habe allen Verantwortlichen in den Bistumspfarreien den Auftrag erteilt, grössere Organisationseinheiten zu schaffen. Sie habe im Seeland geholfen, diesen Auftrag umzusetzen. Die Weichen seien gestellt. Jetzt gehe es darum, dass das Baby selbstständig laufen lerne. «Steht mit gläubigem Herzen im kirchlichen Dienst, ‹schaffet zäme›», so Marie-Louise Beyeler, dann gelinge das.

Kirchgemeindepräsidentin Patricia Lehmann sprach anschliessend am Apéro davon, dass Marie-Louise Beyeler bei den Menschen in Büren, wo sie als Pfarreiseelsorgerin begann, sehr beliebt gewesen sei. Sie habe eine gute Atmosphäre geschaffen, stets mit einem offenen Ohr für die Menschen und die Mitarbeitenden. Marie-Louise Beyeler habe überall Aufbauarbeit leisten müssen, sie habe das konsequent getan und gute Lösungen gefunden. Mit diversen Initiativen, beispielsweise einer Wallfahrt, habe sie versucht, den Zusammenhalt in der neuen grossen Pfarrei zu fördern. Der Kirchgemeinderat hätte es nicht besser treffen können.

Marie-Louise Beyeler ist Familienfrau, sie war Buchhändlerin, Journalistin, Kirchgemeindepräsidentin in Bruder Klaus Bern, studierte dann Theologie und geht jetzt als Pastoralraumleiterin in Pension. Ihre Neugier auf Menschen und ihre Geschichten, auf den Glauben, das Existenzielle überhaupt, lassen sie jedoch nicht ruhen. Sie kandidiert darum als Präsidentin für den Landeskirchenrat und kehrt damit in gewisser Weise zu ihren kirchlichen Anfängen zurück.


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