Sophie Kauz, 1983, Doktorandin und Assistentin im Fach «Altes Testament» am Institut für Bibelwissenschaft der Theologischen Fakultät Bern und VDM (Verbi Divini Ministra)

Möglichkeiten entdecken

Du stellst meine Füsse auf weiten Raum. Psalm 31,9b

Der Freudenruf scheint in diesem Psalm auf den ersten Blick überraschend. Mitten in Krankheit und Bedrängnis erfolgt plötzlich dieser Ausdruck von Freude und Dankbarkeit. Mitten in der Not beginnt das Gotteslob im Vertrauen darauf, dass Gott hilft. Er stellt unsere Füsse auf weiten Raum. Dieser Vers aus dem 31. Psalm wurde mir an meiner Ordination auf meinen weiteren Lebensweg, auf die Entdeckungsreise durch den weiten Raum, mitgegeben; ausgewählt wurde er von meinem Ausbildungspfarrer.

Gott stellt meine Füsse auf weiten Raum; er gibt mir die Möglichkeit, mein Leben zu gestalten, mich auszuleben, mich in alle denkbaren Richtungen zu bewegen. In meinen Augen ist dies ein ermutigender Satz. Uns Menschen wird so die Chance gegeben, immer wieder neue Wege zu gehen; Gott gibt uns den Raum, den wir brauchen, auch wenn die Lage, wie für den Beter des Psalms, manchmal nicht so rosig aussieht. Ich stehe auf meinen eigenen Füssen; es gibt einen Platz, an den ich hingestellt bin. Dieser Ort, der mir gegeben ist, kann der Ausgangspunkt sein, von dem aus ich den Raum meines Lebens entdecken kann.

Wir Menschen erhalten die Weite um uns entfalten zu können und Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung dafür, dass auch andere ihren Raum, ihre Möglichkeiten, entdecken können; dass wir anderen ihren Raum lassen können. Gott traut es den Menschen zu, ja er ermutigt sie dazu, eigene Wege durch die weiten Räume zu finden. Ich kann selbst über die Richtung bestimmen, in die es gehen soll, denn Gott stellt meine Füsse auf weiten Raum.  

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