Sarah Häfliger (Gertrud Hediger ) liest ihrem Ehemann Robert (Jürg Zogg) aus einem langen Brief zum 40. Ehejubiläum vor.

«Momente, die bleiben»

Die Theatergruppe der Berner Dreifaltigkeit spielt «Hochzytstag»

Die Theatergruppe der Berner Dreifaltigkeit ist eine der letzten Pfarrei-Theatergruppen. Seit 18 Jahren bringt sie Stücke auf die Bühne. «Hochzytstag» heisst die Komödie, die am 18. Februar in der Berner Rotonda Premiere feierte.

Text und Fotos: Vera Rüttimann

Robert sagt auf der Bühne zu seiner Frau: «Zuckerböhnli!», Sarah zu ihm: «Du bisch scho wach?» Das Ehepaar ist seit 40 Jahren verheiratet. Für Sarah Häfliger ist der Hochzeitstag der wichtigste Tag im Jahr. Doch Robert hat ihn vergessen. In der Not verspricht er Sarah ein originelles Geschenk. Im Gemeindehaus kann Robert durch seinen Freund Sigi einen verlorenen Koffer ersteigern. Darin findet Sarah eine Autogrammkarte von Harry Hasler, eine Männerunterhose und einen Wasserkocher. Darin liegt ein Säckchen. Was sich erst als Waschpulver entpuppt, ist Kokain. Wohin bloss damit? Und dann hat sich Sarah auch noch im Datum des Hochzeitstags vertan. Robert zu ihr: «Schatz… Zuckerböhnli… denn fyre mir doch eifach zwöi Mal.» Applaus für das Ensemble, welches das Stück engagiert auf die Bühne brachte.

Freundschaften sind wichtig

Nach der Aufführung setzt sich das Theaterensemble zu den Besucher:innen in die Rotonda. Auch Gertrud Hediger, die als «Sarah Häfliger» mit Robert ihren 40. Hochzeitstag feiert. Man kennt sie hier. Vor zehn Jahren hat sie im Dreif-Theater angefangen: «Ich spiele einfach gern Theater. Zudem geben mir das Proben und die Aufführungen Struktur in meinem Alltag.» Gertrud Hediger lebt alleine. Einen Mann, der ihr derart viel Stress bereite, habe sie nicht, sagt sie lachend. Deshalb seien ihr Freund:innen wichtig. Die habe sie mittlerweile auch in diesem Theater-Ensemble gefunden. «Wie wichtig es ist, gerade im Alter Freunde zu haben, zeigt auch dieses Theaterstück gut», sagt die 76-Jährige.

Einige stehen nicht zum ersten Mal auf der Bühne. So wie Peter Rippstein. Er hat schon im Pfarrei-Theater in Ostermundigen mitgespielt, das es heute jedoch nicht mehr gibt. Im Dreif-Theater spielt er den Polizisten und Drogenfahnder Felix Moser. Seit 2020 hilft er nicht nur auf der Bühne aus, sondern auch in der Technik.

Theater für und mit Senioren

Im Publikum sitzt auch Margrit Eggli. Die Regisseurin und Produzentin des Stücks ist mit Herzblut dabei. Die Texte nach der Vorlage «Underkoffer» von Luca Römer und Vinzenz Steiner studiert sie mit ihren Bühnendarstellenden sorgfältig ein. Geprobt wurde in einem Raum neben der Dreifaltigkeitskirche, bis jeder Satz sass. Im Herbst fiel die Darstellerin der «Charlotte» krankheitshalber aus und wurde mit Claudia Invernizzi ersetzt. Ein Kaltstart. «Claudia machte das wunderbar», sagt Margrit Eggli.
 

Ihr macht etwas Wichtiges.

Thomas Mauchle

Nach der Aufführung in der Dreifaltigkeitskirche folgen Auftritte bis zum 19. April, auch in Altersheimen. «Es ist wirklich schön, den alten Leuten dort zuzusehen, wie sie sich amüsieren», sagt Margrit Eggli dazu. Auch für Peter Rippstein sind diese Aufführungen besonders kostbar. Er freue sich besonders auf den Gastspielort Thun. Das habe mit einer 90-jährigen Frau zu tun. «Vor einem Jahr kam sie fein gekleidet auf unsere Bühne und sagte, sie hoffe, dass sie nächstes Jahr auch wieder kommen könne. Das habe ihn sehr berührt. «Das sind Momente, die bleiben. Das ist auch der Grund, warum ich dafür kämpfe, dass dieses Theater überlebt.» Peter Rippstein will bei Pro Senectute Werbung machen. «Die Leute müssen wissen, dass es uns gibt.»

«Wes üs de no git» heisst es denn auch auf der Webseite der Theatergruppe Dreif. Peter Rippstein dazu: «Wir haben fürs nächste Jahr ein Stück im Kopf. Aber wir brauchen Leute, die es auf die Bühne bringen.» Thomas Mauchle, Pfarreiseelsorger an der «Dreif», hofft das auch, denn «ihr macht etwas Wichtiges.»

Hinweis: Weitere Aufführungsdaten.

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