Raphael Egger vor der Berner Fahne im Ehrenhof der Kaserne der Schweizergarde. / Foto: Archiv der Päpstlichen Schweizergarde

Ostern mit Harnisch und Hellebarde

Raphael Egger ist seit 13 Jahren Schweizergardist

Raphael Egger von Farnern BE ist seit 13 Jahren Schweizergardist. Die intensive Vorbereitung auf Ostern im Vatikan verdeutlicht dem 34-jährigen Wachtmeister die Bedeutung dieses Hochfests jedes Jahr aufs Neue.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Warum sind Sie Schweizergardist geworden?

Raphael Egger: Als Schüler hörte ich erstmals von Söldnern und Schweizergardisten. Das hat mich sehr fasziniert. Ich war kein praktizierender Katholik und interessierte mich für die geschichtlichen und militärischen Aspekte. Mit 21 bewarb ich mich spontan, wurde gleich aufgenommen, schloss das Militär ab und rückte im Vatikan ein. Seither ist mein Verständnis für Kirchliches gewachsen, und mein Glaube ist tiefer geworden.

Inwiefern?

Was die Fastenzeit und die Karwoche für Ostern bedeuten, habe ich erst in der Garde gelernt. Das zu verstehen und Ostern so bewusst zu feiern und zu leben, gefällt mir. Was da vor 2000 Jahren passiert ist, muss die Menschen verändert haben. Dass man seither weltweit davon erzählt, ist mehr als eine blosse Gutenachtgeschichte.

Ostern ist auch ein päpstlicher «Grossanlass». Was sind Ihre Aufgaben?

Wir sind mit rund 60 Mann bei allen Feierlichkeiten dabei, in Uniform oder zivil. Wir leisten Nahschutz für den Heiligen Vater und weisen die Pilgernden an ihre Plätze. Zudem repräsentieren wir den Heiligen Stuhl mit einer Ehrenformation, zusammen mit dem italienischen Militär. Dazu tragen wir unsere Spezialuniform mit Harnisch und Hellebarde. So sieht man uns nur zu Ostern, zu Weihnachten und bei der Vereidigung der neuen Gardisten am 6. Mai. Mit meinen 1.91 m bin ich oft in dieser Formation dabei.

Wie gehen Sie mit den Menschenmengen um?

Für päpstliche Messen und Audienzen gibt es immer eine bestimmte Anzahl Eintritte. So wissen wir, wie viele Menschen ungefähr kommen. Im Petersdom haben etwa 8000 und auf dem Petersplatz max. 80'000 Personen Platz. Dort kann man die Ostermesse auf Bildschirmen mitverfolgen. Die Sicherheitskontrolle der italienischen Polizei fängt bereits frühmorgens an, damit alle bis zum päpstlichen Segen «Urbi et orbi» am Mittag durch sind. Manche kommen nur für diesen weltweiten Segen, andere wollen einfach kurz den Papst sehen. Es ist ein stetes Kommen und Gehen.

Wie bereiten Sie sich vor?

Fürs Ehrenpikett stimmen wir uns in der Gruppe an drei Nachmittagen aufeinander ab. Dann machen wir Sport, um fit zu bleiben. Zudem müssen wir die Kurienreform und alle Kardinäle kennen, die im Vatikan sind.

Zu Ostern tauft der Papst immer einige Menschen. Wie haben Sie das erlebt?

Meistens sind es etwa zehn Erwachsene, die auch die Erstkommunion und Firmung empfangen, von Konvertit:innen über ehemalige Atheist:innen bis hin zu Migrant:innen, die ihren Glauben nicht praktizieren durften. Ihre Freude zu sehen, ihr Christsein nun getauft ausleben zu dürfen, ist immer sehr schön.

Worauf freuen Sie sich dieses Jahr?

Dass wir nach der Pandemie erstmals wieder mit Menschen aus aller Welt Ostern feiern können. Zu Ostern fängt stets etwas Neues an, sowohl in der Osternacht im Petersdom als auch beim «Urbi et orbi» auf dem Petersplatz. In diesem Segen wird die Menschheit eins.

 

Weitere Infos: https://schweizergarde.ch

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