P. Josef Gürber I.Sch. (29. Mai 1923 – 4. März 2020). Foto: 2015, Archiv

Pater Josef Gürber gestorben

Familienmensch, Käser, Ordensmann, Spitalseelsorger – ein guter Hirte.

Am 4. März ist im Alter von 96 Jahren in Bern Pater Josef Gürber gestorben. Er war Familienmensch, Käser, Ordensmann, Spitalseelsorger – ein guter Hirte.

Josef Gürber wuchs mit sechs Geschwistern in einer Arbeiterfamilie im luzernischen Eschenbach auf. Der kleingewachsene, intelligente Mann lernte zunächst Käser. Das Geld war knapp, die Familie war für den finanziellen Zustupf dankbar.

1945 leistete er seinen militärischen Grenzwachtdienst, er erkrankte und kam in die Militär-Sanitäts-Anstalt Grindelwald. Gegenüber dem «pfarrblatt» erzählte Pater Gürber vor vier Jahren, dass er dort zum ersten Mal über seine wahre Berufung habe sprechen können:

«Ich habe ein Zimmer mit einem Theologiestudenten geteilt. In mir schlummerte schon lange der Wunsch, Priester zu werden. Ich wagte es aber damals nicht, mich dem Pfarrer oder jemand anderem anzuvertrauen. In Grindelwald konnte ich das erste Mal auf Augenhöhe mit einem Gleichaltrigen über meinen Wunsch sprechen. Darauf habe ich Mut gefasst und mich bei unserem Pfarrer gemeldet.»

Als sogenannt «Spätberufener» trat er daraufhin in Ebikon ins Seminar St. Clemens ein, das von den Pallottinern geleitet wurde. Anschliessend studierte er in Fribourg Theologie. Am 17. März 1956 wurde Josef Gürber zum Priester geweiht, am 1. April desselben Jahres feierte er in seinem Heimatdorf Eschenbach Primiz.

Er sei zeitlebens ein Familienmensch gewesen, so Josef Gürber im «pfarrblatt»-Gespräch im Jahr 2016. Darum sei für ihn klar gewesen, dass er Ordensmann werden wolle. Er trat den Pallottinern bei und schloss sich später dem Schönstattzweig an.

In Fribourg unterrichtete er auch. Die Unterrichtsmaterialen habe er sich selbst zusammenstellen müssen und dafür eine kleine Druckmaschine gekauft. Als er nach Bern kam, nahm er auch die Druckmaschine mit. Seine selbst gedruckten Karten, die er für die verschiedensten Anlässe produzierte, waren legendär.

Nach Bern kam er Ende 1969 als Spitalseelsorger, er war vor allem für die Kranken im Anna Seilerhaus und im Kinderspital zuständig. Später begleitete er im Seminar Marzili, in Hofwil und in der Länggasse über 35 Jahre lang Menschen im Unterricht, in Glaubenskursen und in Kursen für Konvertiten.

Ein Teilnehmer seiner Glaubenskurse schrieb über Josef Gürber zu dessen 70. Geburtstag im «pfarrblatt»: «Als knapp 30-jähriger Naturwissenschaftler zweifelte ich, ob die katholische Kirche in der heutigen, komplizierten, technisierten Welt noch was zu bieten hat. (....) Der bescheidene, heitere, für drei arbeitende ehemalige Käserlehrling schaffte es in nur einem Jahr, mich vom katholischen Glauben zu überzeugen.»

In verschiedenen Berner Pfarreien und in der Inselkapelle leistete er priesterliche Dienste. So wirkte er viele Jahre in St. Franziskus Zollikofen und in den dazugehörigen Aussenstationen Münchenbuchsee und Jegenstorf, in St. Mauritius in Bethlehem, in St. Martin Worb oder in der Pfarrei Dreifaltigkeit, hier zelebrierte er zuletzt jeweils den montäglichen Frühgottesdienst. Bekannt war er für seinen Predigtstil, immer nahe an der Aktualität und stets freisprechend.

Auf die Frage von «pfarrblatt»-Redaktor Jürg Meienberg, wie er als Glaubensmann mit der Endlichkeit umgehe, antwortete Josef Gürber: «Wenn sie ein Leben lang das ‹Gegrüsst seist du Maria› gebetet haben, wo es heisst ‹bitt’ für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes›, dann kann man nur mit Zuversicht aufs Ende blicken.»

Andreas Krummenacher

 


Der Auferstehungsgottesdienst wird am Mittwoch, 11. März, um 14.00 in der Pfarrei Dreifaltigkeit in Bern gefeiert werden.

Lesen Sie auch:

Ordensmann und Menschenfreund. P. Josef Gürber im «pfarrblatt»-Porträt, 2. März 2016

Das Ende einer Ära. Die Schönstatt-Patres in Bern. «pfarrblatt» Nr. 20/2019

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