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Perfektes Timing

Die neue Kolumne aus der Spitalseelsorge

Zwei Besuche gelten als angemeldet: Ein Mann möchte die Kommunion und eine Mutter wünscht eine Abschiedsfeier für ihr viel zu früh geborenes Baby.

Als erstes besuche ich den Mann und als ich mich bei ihm ans Bett setze, sagt er: «Meine Frau müsste gerade jetzt in der Kirche sein». Zeitgleich feiern wir im Krankenzimmer. Die Vorbereitung der Abschiedsfeier vom Nachmittag nimmt mich in Anspruch. Diverse Familienangehörige sind noch unterwegs und begegnen sich schliesslich in der Trauer um dieses kleine, viel zu früh verstorbene Menschenwesen. Es sei noch eine zweite Mutter mit einem totgeborenen Kind auf der Station, erzählt mir die Hebamme, als ich von der Feier zurückkomme. Gerne gehe ich bei ihr vorbei, doch zuerst muss ich etwas essen. Als ich schliesslich an ihre Zimmertüre klopfe, sitzt die zweifache Mutter aufrecht im Bett und schmunzelt: «Perfektes Timing, mein Mann und meine Tochter werden jeden Moment eintreffen». Wir betten das Zweitgeborene, das nicht grösser ist als ihre Handfläche, in farbige Tücher und nehmen Abschied.

«Perfektes Timing» denke ich, als ich auf diesen vollen Tag zurückblicke und in der sich senkenden Abendsonne heimwärts radle.

Simone Bühler, ref. Seelsorgerin

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