Foto: rexbern.ch

Momentaufnahme eines Teenagers am Scheideweg

Filmtipp: «Petit Nature»

Eine «Petit Nature» ist ein Sensibelchen, ein Softie. Der zehnjährige Johnny ist zwar sensibel, aber keinesfalls ein Softie. Er bringt seine betrunkene Mutter ins Bett und schaut in seiner Freizeit zu seiner fünfjährigen Schwester. Sein älterer Bruder hängt lieber mit seinen Kumpels herum und kifft. Die Familie wohnt in einem Städtchen in der Nähe von Metz. Dort war Johny allerdings noch nie. Die Familie vergnügt sich auf einem Rummelplatz, wo die Mutter sich betrinkt und mit Männern rum macht.

Als die Freundin von Johnnys neuem Lehrer den interessierten Jungen zu einem Museumsbesuch nach Metz einlädt, geht diesem eine Welt auf. Johnny wandelt traumwandlerisch durch die Ausstellung und ist überwältigt von den Bildern und der Musik. Am anschliessenden Nachtessen unter Erwachsenen blüht er auf. Hört interessiert zu und bringt sich eloquent mit seinen Dialektkenntnissen ein.

Johnny nimmt mit seinen elf Jahren auch die sozialen Grenzen haarscharf wahr. Er will nicht mehr länger die Billig-Cola trinken und Hamburger essen. Er will die staatliche Unterstützung erhalten, um auf ein Internat zu gehen. Johnny fühlt sich hingezogen zum kultivierten Lehrer, der den besonderen Jungen unter seine Fittiche genommen hat. Johnny sucht die Nähe zu seinem Lehrer und tut dies, wie er es gelernt, hat auf die falsche Art. Und wieder stösst er mit aller Härte auf eine neue Grenze.

Eva Meienberg

«Petit Nature», Frankreich 2021, Regie: Samuel Theis, Besetzung: Aliocha Reinert, Antoine Reinartz, Mélissa Olexa; Verleih: cineworx.ch, 
Kinostart: 7. April 2022.
Auch im Kino Rex Bern

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