Ein Pilgerprojekt möchte die Friedensbotschaft von Bruder Klaus an andere Orte tragen. Es führt quer durch den Kanton Bern. In Nigeria ist der Heilige allerdings bereits bekannt, wie der Thuner Pfarrer Ozioma erzählt.
Von Sylvia Stam
Von Freiburg über Schwarzenburg und Thun nach Röthenbach im Emmental - zu diesem Pilgerweg lädt der Förderverein Niklaus von Flüe und Dorothee Wyss alle Interessierten ein. Die Wahl dieser eher unüblichen Strecke ist durchaus Programm: «Wir möchten mit dem Projekt die Friedensbotschaft von Bruder Klaus über den Ranft hinaus an andere Orte tragen. Damit sollen auch andere Leute angesprochen werden», sagt Franz Enderli, Präsident des Vereins. Aus diesem Grund führt das Projekt an Orte, «die man nicht direkt mit Niklaus von Flüe in Verbindung bringt», so Enderli.
Mit der Friedensbotschaft meint er die vermittelnde Rolle, welche Niklaus von Flüe beim Stanser Verkommnis 1481 für den damaligen Bund der Eidgenossenschaft gespielt hat (siehe Infobox). Weil in der Folge Freiburg und Solothurn in den Bund aufgenommen wurden, beginnt der Pilgerweg in Freiburg und führt in drei Tagesetappen nach Röthenbach im Emmental. 2024 soll ein ähnlich langer Pilgerweg von Solothurn nach Röthenbach führen, im Jahr danach von Röthenbach in die Ranftschlucht im Kanton Obwalden.
Das reformierte «Chäppeli»
Die diesjährige Etappe startet in der Kathedrale Freiburg und führt in gut 20 km nach Schwarzenburg. Hier wird die Gruppe von Ursula Fischer empfangen. Ehe sie aus Bayern in die Schweiz kam, war Bruder Klaus ihr kein Begriff. Sie ist gerne bereit, den Pilger:innen das «Chäppeli», die Dorfkapelle von Schwarzenburg zu zeigen. «Die 1463 erbaute Kapelle mit dem Schindeldach ist heute reformiert, doch wir haben darin Gastrecht», sagt sie und erwähnt die besondere Atmosphäre der Kapelle.
Der zweite Pilgertag führt in gut 18 km nach Thun, wo Pfarrer Ozioma Nwachukwu gemeinsam mit den Pilger:innen und dem Bruder-Klausen-Kaplan Ernst Fuchs einen Gottesdienst feiert.
«Mein Herr und mein Gott» auf Igbo
«Als Heiliger ist Bruder Klaus auch in Nigeria bekannt, so wie Franz von Assisi», sagt Ozioma Nwachukwu, der nigerianische Wurzeln hat. Allerdings werde er nicht mit der Schweiz in Verbindung gebracht. «Auch ich wusste nicht, ehe ich hierher kam, dass er ein Schweizer war.» Bekannt sei vor allem sein Nahrungsverzicht. Dass er lediglich von der Eucharistie gelebt habe, gelte in Nigeria als Beispiel eines besonderen Christen. Auch das bekannte Bruder-Klausen-Gebet «Mein Herr und mein Gott» kennt man in Nigeria. «Dieses Gebet wird oft nach der Kommunion gebetet», sagt Ozioma Nwachukwu, und zwar auf Igbo. Der dritte Tag führt in 19 km nach Röthenbach im Emmental.
Pilgerweg vom 2. – 4. Juni. Einzeletappen ohne Anmeldung, für alle drei Tage ist eine Anmeldung nötig bis 30. April an kontakt@bruderklaus.com. Weitere Informationen: bruderklaus.com
Stanser Verkommnis
Die Tagsatzung in Stans 1481 drohte zu scheitern, weil sich Stadt- und Landkantone der damaligen Eidgenossenschaft nicht einig waren. Damit war deren Bund an sich gefährdet. Da holte der Stanser Pfarrer Heimo Amgrund Rat beim Einsiedler Niklaus von Flüe. Dessen nicht überlieferte Antwort führte zur Einigung der Eidgenossen und zur Aufnahme von Solothurn und Freiburg in den Bund.