Foto: Silvana Pasquier

Religion im Wandel: dokumentiert durch Sakralbauten einer Stadt

Für Sie gelesen. Tipps aus der Buchhandlung voirol

Für Sie gelesen. Tipp aus der ökumenischen Buchhandlung voirol

Eine Stadt wird geprägt durch ihre religiöse Geschichte, ihre Sakralbauten und ihre religiöse Gegenwart. Diese wandelt sich gegenwärtig stark. Das vorliegende Buch diskutiert Entwicklungen der letzten 150 Jahre mit Blick auf die räumliche Präsenz der Religionen in der Stadt. Es widmet sich Fragen wie: Welche Religionsgemeinschaften haben Sakralbauten errichtet? Wie prägen sie den öffentlichen Raum? Wo stehen sie - zentral oder an der Peripherie? Was sagt dies über das Selbstverständnis der Religionsgemeinschaften sowie über ihr Verhältnis zur städtischen Öffentlichkeit aus? Die Resultate eines Forschungsprojektes aus Schweizer Städten werden einem breiteren Publikum aus theologischer, städtebaulicher, architekturgeschichtlicher und soziologischer Perspektive vermittelt: gut lesbar, mit interessanten Erkenntnissen.

Das Spektrum der Religionen ist in den letzten Jahrzehnten vielfältiger geworden. Das Buch trägt dieser Multireligiosität Rechnung. Neben Beiträgen zum Bedeutungs- und Nutzungswandel von christlichen Kirchen wird der Synagogenbau in Städten als Identitätsträger jüdischen Lebens beschrieben. Die Dokumentation von Moscheen zeigt, dass diese dort sind, wo die Benutzer wohnen und arbeiten. Neubauten liegen oft in Gewerbegebieten, fallen nicht besonders auf und werden aus Furcht vor negativen Reaktionen oft als «Begegnungszentrum» oder «islamisches Kulturzentrum» bezeichnet. Buddhistische und hinduistische Sakralorte sind meist versteckt und unsichtbar. Am Beispiel von Zürich werden multireligiöse «Räume der Stille» analysiert und der Wandel der Bestattungs- und Friedhofskultur aufgezeigt. Die Anzahl Gräber hat vielerorts abgenommen, sodass sie vermehrt Naturoasen in der baulich verdichteten Stadt sind. Bis zur Aufklärung waren Sakralbauten identitätsstiftende und soziale Macht repräsentierende Orte. In der Moderne werden Sinn- und Gemeinschaftsstiftung auf politische Institutionen und deren Bauten übertragen. Gezeigt wird dies am Beispiel des Bundeshauses als Repräsentationsbau der nationalen Identität.

Gallus Weidele

Johannes Stückelberger/Ann-Kathrin Seyffer (Hg.):
Die Stadt als religiöser Raum. Aktuelle Transformationen städtischer Sakraltopographien.
Pano Verlag 2022, 292 Seiten, Fr. 48.-

 

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