"Un juif pour l'exemple", Schweiz 2016, Regie: Jacob Berger, Besetzung: Bruno Ganz, André Wilms, Aurélien Patouillard. Kinostart: 15. September.

Un juif pour l'exemple

Filmbesprechung

Payerne, 1942: Während in den Nachbarländern der Zweite Weltkrieg tobt und an der nahen Grenze Schutzsuchende abgewiesen werden, schwört eine Gruppe Frontisten einen Eid auf Nazideutschland. Um sich Adolph Hitler gefällig zu erweisen und ein Exempel zu statuieren, beschliessen die Männer um den Mechaniker Fernand Ischi und den reformierten Pfarrer, den jüdischen Viehhändler Arthur Bloch zu ermorden. Beim Viehmarkt in Payerne locken sie ihn in einen Hinterhalt und schlachten ihn sprichwörtlich ab, als wäre er Vieh. Siebzig Jahre später erinnert sich der in Payerne aufgewachsene Schriftsteller Jacques Chessex an die menschenverachtende Tat und schreibt das Buch "Un juif pour l'exemple". Dafür wird er 2009 als "Nestbeschmutzer" angefeindet und verspottet.
Regisseur Jacob Berger verarbeitet Chessex' Erinnerungen zu einem erschütternden Spielfilm. Er taucht ein in die Kindheitserinnerungen des Autors an den grassierenden Antisemitismus und den Mordfall. Mit Hilfe von modern-anachronistischen Requisiten, die in Spielszenen aus dem Payerne der 40er-Jahre auftauchen, verknüpft der Film Vergangenheit und Gegenwart. Über die Wirkung dieser visuellen Verweise und auch über die nicht gerade pietätvolle Mordszene liesse sich streiten. Unbestritten ist allerdings, dass der Film wichtige Fragen zur Vergangenheitsbewältigung und zum Umgang mit der Schweizer Geschichte im Nationalsozialismus aufwirft.

Laura Lots, Redaktion Medientipp

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