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Unsere Zeit

Gedanken zu unserer Zeit aus dem Pastoralraum Emmental

Vergleichen wir unsere Zeit einmal mit einer Sanduhr. Sie ist wie ein Symbol für unsere Lebenszeit. Alle von uns haben eine ganz persönliche Sanduhr mit der jeweils eigenen Lebenszeit. Wie viele Sandkörner darin sind, wissen wir zum Glück nicht. Das erste Körnchen beginnt bereits bei der Zeugung zu rieseln, das letzte fällt mit dem Tod.


Von Rebekka Rohrbach


Natürlich hoffen wir auf einen möglichst reichhaltigen Sandinhalt. Wir möchten ein schönes Leben führen, ein hohes Alter erreichen und irgendwann einmal sanft einschlafen können. Keiner weiss wie alt er/sie wird. Es ist gut, nicht zu wissen, wann unser letztes Sandkorn fällt. Vermutlich würden wir es nicht aushalten zu wissen, wann und wie wir gehen müssen. Mit zunehmendem Alter scheinen die Körner schneller durch die kleine Öffnung von oben nach unten zu fallen. Vergessen wir dabei aber nicht, dass die Zeit nicht einfach durch Zufall und Schicksal geprägt ist. Nein, sie ist ein Geschenk Gottes.

Wie schön und zufriedenstellend kann es sein, sich die Ruhe und Zeit für ein Gebet zu nehmen. Und schon kommt da in der Stille und Ruhe das Gefühl auf, die Sandkörner würden etwas langsamer durch die enge Öffnung rieseln. Natürlich können wir nie ganz frei über unsere Zeit verfügen. Gott und unsere Mitmenschen formen und prägen unser Leben mit. Manchmal werden uns Dinge zugemutet, die wir so nie selber ausgesucht hätten. Sie können trotzdem gut sein. Häufig sind sie schwer zum Annehmen und Verkraften. Mit Gottes Hilfe jedoch schaffen wir es.

Bei all der Hast und Eile, die wir oft verspüren, um möglichst jede Minute der laufenden Lebenszeit auszunützen, vergessen wir manchmal, wie wichtig es ist, sich Zeit zu nehmen, um durchzuatmen, unsere Gedanken zu ordnen, uns bewusst zu werden, welch grossartiges Geschenk wir vom lieben Gott erhalten haben.

Wir sind geboren und getauft worden – und lassen uns Jahr für Jahr von der Zeit und der Moderne verschlingen. Viel zu selten hören wir auf unseren Körper und die Signale, die er uns sendet, beispielsweise einen Gang runterzuschalten. Ist es wirklich nötig, erst mit Rasten und bewusstem Leben zu beginnen, wenn uns ein Schicksalsschlag getroffen hat? Erbitten wir von Gott seine Gnade und Hilfe erst, wenn es uns schlecht ergeht? Wir leben aber hier und jetzt und sollten dankbar sein für jedes einzelne Sandkorn und dabei das Danksagen nicht vergessen.

So ist es für mich wichtig, vor dem Einschlafen mit mir, mit Gott und meinen Liebsten im Reinen zu sein. Im Streit auseinanderzugehen, ist hässlich. Schliesslich weiss ich nicht, ob der andere wieder zurückkommen wird oder ob sein letztes Sandkorn fällt und wir nie mehr die Gelegenheit haben werden, harmonisch miteinander umzugehen und liebe Gedanken auszusprechen. Verschiebe nichts auf morgen!

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