Es gibt Menschen, die erzählen,
dass sie Gott erfahren haben.
Es gibt andere, die schliessen aus
ihrem Denken und Erleben,
dass es keinen Gott gebe. Was nun?
«Ich will Gott sehen!» – diese Worte
spricht Mose in einer alten Erzählung
und die Antwort Gottes
auf diesen Wunsch gibt Hinweise für
das Erkennen von Gott:
a) Gotteserfahrung ist nicht machbar
und planbar («Ich gewähre Zuwendung,
wem ich will.»).
b) Gotteserfahrung ist nicht festhaltbar,
nicht ein für alle Mal da
und fest («Ich werde vorüberziehen.»).
c) Gotteserfahrung ist oft verborgen
(«Ich halte meine Hand über dich,
bis ich vorüber bin.»).
Gott ist weder ein Ding noch eine Person,
wie sie sonst in der Erfahrung vorkommen.
Oder wie Dietrich Bonhoeffer es sagt:
Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht.
d) Gotteserfahrung ist im Nachhinein
gedeutetes Erleben
(«Du wirst meinen Rücken sehen.»).
Nicht selten sagen Menschen,
dass ihnen im Nachhinein klar wurde,
dass sie getragen, gestärkt,
geleitet worden sind.
Gotteserfahrung ist nicht planbar,
nicht festhaltbar und verborgen.
Darum ist in der Rede von Gott
Zurückhaltung und Sorgfalt geboten.
Gotteserfahrung ist eine nachträgliche
Deutung von Erlebtem und daher
eine von vielen verschiedenen Möglichkeiten,
das Leben zu deuten und zu erfassen.
Darum ist in der Rede von Gott
Bescheidenheit und Vorsicht geboten.
Felix Klingenbeck