Christian Kissling verstarb unerwartet am 07. August.

Weggefährten nehmen Abschied von Christian Kissling

Nach seinem überraschenden Tod nehmen Weggefährt:innen Abschied von Christian Kissling.

Am 7. August verstarb Christian Kissling überraschend. Auf «pfarr­blatt online» nehmen langjährige Weggefährt:innen Abschied von einem Mann, der die Kirche in Bern und darüber hinaus drei Jahrzehnte geprägt hat. Die Trauerfeier findet am 22. August um 14.00 in der Dreifaltigkeitskirche in Bern statt.

Christian Kissling war seit den 1990er Jahren eine zentrale Figur der römisch katholischen Kirche in Bern und darüber hinaus. Ab 1992 prägte er die Ausrichtung von Justitia et Pax, dem Beratungsgremium für Fragen der internationalen Verantwortung, das damals noch in Bern angesiedelt war. Zwischen 1997 und 2022 war Kissling Mitglied des Kirchgemeinderats der Dreif und amtete zwischen 2009 und 2017 als dessen Präsident. Im Grossen Kirchenrat setzte er sich unter anderem für eine Fusion der Kirchgemeinden ein, damit die Kirchenstrukturen «fit für die Zukunft zu machen». Die sogenannte «Motion Kissling» wurde 2019 allerdings abgelehnt.

Auf «pfarrblatt online» teilen Weggefährt:innen aus Studientagen und der Berner Kirche ihre Erinnerungen an Christian Kissling. Als humorvoll, grummelig und gradlinig erinnern sich seine Studienfreunde Nicolas Betticher, Simon Spengler und Martin Tschirren an ihn; als Visionär, der kein Blatt vor den Mund nahm und als «unerschrockenen Sozialethiker» beschreiben ihn die Präsidentin der Landeskirche, Marie-Louise Beyeler und der Generalsekretär von Justita et Pax, Wolfgang Bürgstein. (am)

Der «urchige» Deutschschweizer

«Ich habe Christian an der Universität Fribourg kennengelernt. Wie studierten gemeinsam Theologie. Der «urchige» Deutschschweizer fiel auf. Er traute sich zu sagen, was er dachte. Ich habe ihn deswegen sofort geschätzt. Später haben wir uns aus den Augen verloren und uns dann in Bern wiedergetroffen.


Als Vertreter der staatskirchenrechtlichen Strukturen hat er vieles in der Dreifaltigkeitspfarrei und in der Gesamtkirche Bern geleistet. Insbesondere waren ihm Synergien wichtig. Die Administration sollte effizienter werden, insbesondere auch auf pastoralem Level. Christian ging uns hier als Beispiel voran. Danke Christian.»

Nicolas Betticher, Priester von Bruder Klaus Bern

Lebensfreude

«Stoppelbart, Pfeife (damals noch), grummlig und mit verschmitztem Lächeln im Mundwinkel, wenn er um die Ecke war: «Chrigel» war wohl der Assistentenkollege an der theologischen Fakultät in Fribourg, mit dem ich am meisten gestritten, geschmiedet, gezecht und gefeiert habe. Ob Spanferkel am Ufer der Saane zum Semesterschluss oder ein Rindsfilet am Stück im verschworenen Kreis, die Rollen waren klar verteilt: Ich am Feuer oder Herd, er für das Geld und die Getränke zuständig. Für alle jeweils eine Riesengaudi. Und am nächsten Morgen um 8 Uhr wieder im Büro.
 

Er konnte hart sein, war aber nicht nachtragend. Und vor allem hatte er ein grosses Herz und viel Humor. So manches Mal stimmte er auf der Klampfe im Kreis der sich revolutionär fühlenden Studierenden die Internationale an, danach Bella ciao und Spaniens Himmel. Ich habe viel von ihm gelernt - und ich vermisse ihn. Mögen singende Engel ihn begleiten ins Paradies.»

Simon Spengler, Kommunikationsverantwortlicher der Katholischen Kirche im Kanton Zürich

Engagement für Veränderungen


«Lieber Christian
Ich erinnere mich noch gut an unsere erste Begegnung – 1996 an der Universität Fribourg. Du hast eine Lehrveranstaltung über die «Ethik der Familie» angeboten, die ich mit grossem Gewinn besucht habe.


Jahre später haben sich unsere Wege wieder gekreuzt, in den Gremien der katholischen Kirche Region Bern. Deine klare Sicht auf die Dinge und dein Engagement für Veränderungen, wo sie nötig sind, haben mich immer wieder sehr beeindruckt. Dein theologisches Wissen und das juristische Know-how waren dafür die ideale Kombination. Nun bist du nicht mehr hier und hinterlässt eine grosse Lücke. Danke für alles, was du uns allen und mir persönlich mitgegeben hast.»  

Martin Tschirren, Vizepräsident GKR, Mitglied KKR, 2015-2020

Ökumene aus Überzeugung


«Christian trat im Herbst 1995 in den Verwaltungsrat der Buchhandlung voirol ein. Schnell wurde er bekannt durch seine klare Argumentationsweise und seine flotten Sprüche. Als es bald darum ging, mit den Verantwortlichen der röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde über die Fortführung der finanziellen Unterstützung für voirol zu verhandeln, waren einig Mitglieder des Verwaltungsrates skeptisch: Kann man diesen Sprücheklopfer als Mitglied der Verhandlungsdelegation zum Kleinen Kirchenrat schicken? Ja, man konnte.


Mit Nachdruck und Ernsthaftigkeit, einem klaren Verstand, durchdachten Argumenten und Humor stellte er fest, dass nur schon die Existenz einer solchen Buchhandlung eine Dienstleistung an die Kirchen sei und daher eine Unterstützung seitens der Kirchen notwendig sei. Damit konnte er die Gremien überzeugen und die finanzielle Hilfe der röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde sichern. Christian Kissling hat in einer entscheidenden Phase zur Weiterexistenz der Buchhandlung beigetragen. Dafür halten wir ihn in dankbarer Erinnerung.»

Gallus Weidele, Co-Geschäftsleiter voirol-Buchhandlung

Brückenbauer mit Humor

«Während meiner Zeit als Vikar in der Dreifaltigkeit habe ich mit Christian Kissling von 2001 bis 2009 zusammenarbeiten dürfen. Seine Kompetenz und sein Einsatz als Kirchgemeinderat haben mich sehr beeindruckt. Er konnte mit seiner offenen Art und mit seinem Humor immer wieder Brücken bauen und ausgleichen. Mit grosser Dankbarkeit erinnere ich mich an ihn, und sein überraschender Tod ist für mich ein schwerer Verlust.»

P. Markus Bär, Vikar 2001-2009

Fortschrittlich und Zukunftsgerichtet


«Zu meiner Zeit als Präsident des Kleinen Kirchenrats (Exekutive) der Römisch-Katholischen Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung (GKG) war Christian Kissling Mitglied des Grossen Kirchenrats (Legislative) und Mitglied der Geschäftsprüfungskommission. Er beeindruckte bereits äusserlich durch seinen markanten Charakterkopf. Inhaltlich war er eine prägende Figur der Katholischen Kirche Region Bern.


In Erinnerung bleiben z.B. die «Motion Kissling», mit der er weitsichtig die Prüfung einer Fusion aller Kirchgemeinden der Gesamtkirchgemeinde anregte oder seine Mitgestaltung des neuen Personalreglements der GKG. Ich erlebte Christian als fordernden Partner, aber fair und lösungsorientiert. Von der Ausbildung her war er zwar Doktor der Theologie, nach seinem   Zweitstudium aber bei seinem Wirken im Kirchenparlament und in der Geschäftsprüfungskommission primär Jurist.


Kirchenpolitisch war er fortschrittlich und zukunftsgerichtet. Im persönlichen Umgang war er humorvoll bis burschikos, d.h. betont ungezwungen und formlos. Seine Mitglieder der Geschäftsprüfungskommission, die er 12 Jahre präsidierte, bezeugen ihm eine zielgerichtete Sitzungsleitung, gut vorbereitet und strukturiert arbeitend. Er hatte eine eigene Meinung, konnte aber gut zuhören und vermitteln und liess sich von anderen Argumenten überzeugen.


Ich danke Christian persönlich und sicher im Namen vieler Mitglieder in den Gremien der Gesamtkirchgemeinde herzlich für sein jahrzehntelanges vorbildhaftes Wirken im Dienste der Katholischen Kirche Region Bern. Möge Gott ihn teilhaben lassen an den biblischen Verheissungen.»

Josef Durrer, ehemaliger Präsident KKR

Unerschrockener Sozialethiker

«Christian Kissling hat fast 10 Jahre bei Justita et Pax (J+P) gearbeitet und unübersehbare Spuren hinterlassen. Als ich 2003 bei J+P anfing, war sofort klar, welche Schuhe ich mir angemasst hatte anzuziehen: Als Theologe hat Christian Studien zu zahlreichen Themen verfasst: Gesundheit, soziale Sicherheit, Gentechnik, Verfassungsrevision u. v. m. Seine Studien waren und sind Massstab und Herausforderung für zukünftige Projekte.


Von Kommissionsmitgliedern, die mit ihm noch zusammenarbeiten durften, wurde er mir als «unerschrockener Sozialethiker, der die Grundüberzeugungen der Kirche zur Frieden und Gerechtigkeit pointiert ausdrücken konnte» beschrieben. In «kritischer Loyalität» äusserte er sich auch «ohne bischöfliche Rückendeckung» zu strittigen Fragen, was bei der Obrigkeit nicht immer gut ankam. Möge er den Frieden finden, den er sich ersehnt hat! J+P wird sein Erbe in dankbarer Erinnerung behalten. Seinen Angehörigen gilt unsere Anteilnahme.»

Wolfgang Bürgstein, Generalsekretär von Justita et Pax

Visionär

«Die Nachricht von Christians Tod erschüttert und macht schmerzhaft spürbar, wie verletzlich und vergänglich unser Erdendasein ist. In unserer gemeinsamen Zeit kirchlichen Aktivseins habe ich Christian als quirligen, intelligenten, visionären Menschen gekannt und geschätzt. Er hat seine Meinung auch dort offen geäussert, wo sie aufs erste unbequem war, er hat manches vorausgesehen, das uns heute erst langsam bewusst wird, er hat seine Ziele mit unerschöpflicher Energie und Beharrlichkeit verfolgt. Möge er in Frieden ruhen, möge seine Familie Trost und Zuversicht finden. In Dankbarkeit und stiller Trauer»

Marie-Louise Beyeler, Präsidentin der Landeskirche Bern

Trauerfeier:

Die Trauerfeier findet am Donnerstag 22. August 2024 um 14 Uhr in der Kirche Dreifaltigkeit in Bern statt.

Allfällige Spenden zu Ehren von Christian Kissling:

Verein Sechtbach Huus
Vermerk: Christian Kissling
IBAN: CH 39 0900 0000 8503 0900 8

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