In den Pfarreiferien von St. Marien, Bern: Auf der Suche nach dem versteckten Schatz. Foto: Paul Hengartner

Wenn man übers Leben spricht, schwingt der Glaube mit

St. Marien Bern organisiert seit 19 Jahren Pfarreiferien

Seit 19 Jahren organisiert die Berner Pfarrei St. Marien jährlich eine Ferienwoche für Jung und Alt. Heuer sind wiederum über 90 Pfarreiangehörige zwischen zwei und 93 Jahren zusammen verreist, diesmal nach Überlingen. Teilnehmende allen Alters erzählen vom gemeinsamen Unterwegssein der Generationen – dem Kernstück dieser Pfarreiferien.

Von Anouk Hiedl und Sibylle Ackermann

Finn Birbaum, 11, war zum 7. Mal in den jährlichen Frühlingsferien der Berner Pfarrei St. Marien dabei. Er findet diese stets «abenteuerlich» und freut sich, dass so viele Kinder und Jugendliche zum Spielen dabei sind. Diesmal fand er das Collage-Atelier und die gemeinsamen Spielabende «mega cool».

Nora Bühler, 12, freut sich in den Pfarreiferien jeweils auf ihre Freund:innen und aufs abwechslungsreiche Atelierangebot. Dieses Jahr war sie zum 7. Mal dabei, «weil es immer viel zu erleben und zu lachen gibt.» Am besten gefallen hat ihr der Ausflug auf den Affenberg.


Lea Leonardo, 16, war heuer zum 4. Mal mit von der Partie. In diesen Pfarreiferien haben Religion und Christentum für sie eine neue Bedeutung bekommen. «Früher konnte ich mir nicht viel darunter vorstellen. Dank der eindrücklichen Ausflüge und gemeinsamen Aktivitäten verstehe ich nun besser, weshalb der Glaube etwas Wichtiges ist.» Zudem hätten sich die Firmlinge besser kennengelernt und seien nun eine homogenere Gruppe. Lea kannte die meisten Teilnehmenden vom Sehen. «Wenn wir uns in Zukunft über den Weg laufen, werden wir nun vielleicht ins Gespräch kommen.»

Lavinia Katschinski, 17, fuhr erstmals mit in die Pfarreiferien. Das «Bibelteilen» fand sie spannend, denn diese Art der Bibelbesprechung kannte sie noch nicht. Mit der Firmgruppe habe sie an der Gedenkstätte für die Flugkollision in Überlingen auch geschichtlich etwas gelernt. Überrascht hat sie, dass viele Senior:innen «noch so sportlich seien und so gut mitgetanzt haben». Vor Ort lernte sie unerwartet viele neue Leute allen Alters kennen, auch aus ihrem Quartier, und sie fand es «mega cool», mit allen etwas zu tun zu haben. «Alle waren so herzlich und süss. Ich würde es richtig toll finden, wenn viele zu unserer Firmung kommen und in der Kirche mit uns feiern würden.»


Für Yen Leonardo, 47, gab deren Tochter Lya den Ansporn, zum vierten Mal in die Pfarreiferien zu fahren. Letztes Jahr habe sich Lya dort auf ihre Erstkommunion vorbereitet, nun wollte sie unbedingt wieder mit, «um bei den Workshops mitzumachen.» Yen selbst verbrachte jede freie Minute im Collage-Atelier, ihrem Highlight der Woche. «Dort konnte ich meiner Fantasie freien Lauf lassen und konzentriert an etwas arbeiten, das innere Ruhe schafft und zu etwas Schönem führt.» Beeindruckt sei sie, wie auch die Älteren überall mitmachen, auch bei den abendlichen Gesellschaftsspielen. «Wir erleben hier eine familiäre Gemeinschaft, von ganz jung bis sehr alt.»

Wir erleben hier Gemeinschaft, von ganz jung bis sehr alt.

Yen Leonardo

Niklaus Strebel, 59, war zum 7. Mal mit dabei und sieht so, wie sich die Menschen über die Jahre verändern. Wenn er ihnen nach den Ferien in Bern jeweils wieder begegne, entsteht für ihn «eine Art Heimat im Quartier.» Der Musiker Jean-Luc Gassmann habe ihm dieses Jahr erklärt, dass es seltsam klinge, wenn Männer und Frauen zusammen die gleiche Stimmlage singen. «So sind die verschiedenen Stimmen im Chorgesang entstanden. Das macht es möglich, harmonisch miteinander zu klingen.» Im offenen Austausch über verschiedene Lebenssituationen seien Religion, Glaube und Kirche immer wieder ein Thema. In den Pfarreiferien ergebe sich das leicht, weil ganz unterschiedliche Menschen aus allen Generationen mit ihren Fragen und Antworten da seien. «Diese Tage mit gemeinsamem Gesang, Workshops und viel Freiraum dazwischen sind ein einzigartiger Humus, der alles Mögliche zum Spriessen bringt.»


Eveline Fehér, 84, war zum 11. Mal mit von der Partie. Sie freue sich immer besonders über die Kinder, weil sie selbst keine Enkel hat. Sie habe sich auch auf Überlingen gefreut, wo St. Marien bereits zweimal war. «Die Aare ist wunderbar, aber der Bodensee ist nochmal etwas Anderes.» Anfangs wisse sie die Namen von Bekannten oft nicht mehr, «und doch umarmen wir uns beim Wiedersehen manchmal sogar.» Untereinander hätten sich Gespräche übers Leben ergeben. «Irgendwann kommt der Tod, ich wehre mich nicht dagegen.» Das tägliche gemeinsame Singen findet Eveline Fehér herrlich. Überrascht hat sie, «dass unser Seelsorger Josef so gut tanzen kann!» Wegen dieser tollen Feriengemeinschaft sei sie hier. «Es ist immer wieder schön, dass so ein bunter Haufen Leute sich verträgt.»

Es ist immer wieder schön, dass so ein bunter Haufen Leute sich verträgt.

Eveline Fehér

Jakob Bischof, 92, nimmt bereits zum 16. Mal an den Pfarreiferien teil – «weil ich Freude daran habe und immer nette Leute dabei sind. Allein ist man gern in so einer Gemeinschaft.» Dem Pfarreiteam ist er fürs Organisieren dankbar, das sei nicht selbstverständlich. Er habe wiederum neue Bekanntschaften gemacht und alte aufgefrischt. Besonders gefallen hätten ihm der Ausflug auf die Insel Mainau und die Spielabende, «da hatten wir bis in die Nacht hinein Spass zusammen. Bei einem Vortrag fragte uns der Seelsorger Josef Willa, worauf wir uns nach dem Tod freuen. Das hat mir imponiert. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, was nachher kommt und ob man sich darauf freuen muss.»

Pfarreigemeinschaft erleben
Seit 2004 organisiert das Team der Berner Pfarrei St. Marien eine jährliche Frühlingsferienwoche in Deutschland, Frankreich oder Italien. Insgesamt fahren jeweils zwischen 80 und 100 Personen allen Alters mit. Die Erstkommunionkinder und ihre Familien und in jüngster Zeit auch die Firmand:innen bereiten sich dort auf ihren Sakramentenempfang vor. «Nach dem Frühstück singen wir alle die Erstkommunionlieder. Die Kinder erleben dabei, dass sie zu einer Gemeinschaft gehören und dass viele diese «communio» mittragen und sich an ihrem Weg mitfreuen», sagt Sibylle Ackermann, 48, die erstmals vor 14 Jahren mitfuhr. Tagsüber stehen Ausflüge und Ateliers auf dem Programm, vom Pingpong-Turnier übers Malen, Gestalten, Tanzen und Turnen bis zu Meditationsspaziergängen und Glaubensgesprächen. «So kann man auch Menschen treffen, denen man sonst nicht unbedingt begegnen würde und wächst zu einer Gemeinschaft zusammen. Diese trägt dann durchs Jahr hindurch – bis wieder Pfarreiferien sind.» Die nächsten Pfarreiferien von St. Marien, Bern, finden vom 14. bis 19. April 2024 statt.
Kontakt und Infos: www.kathbern.ch/marien

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