Auf 225 Jahre katholische Tradition kann die Kirche in Bern zurückblicken. Zum feierlichen Jubiläum war auch der Bischof aus Solothurn angereist. Allerdings stand heute die grosse Weltpolitik im Vordergrund.
Magdalena Thiele
Die Kirche solle ein Ort sein voller Menschen, die Frieden bringen. So wünschte es sich Bischof Felix Gmür in seinen einleitenden Worten zum 225. Jubiläum katholisches Leben in Bern, die in der Dreifaltigkeitskirche stattfand.
Fürbitten für Frieden in der Welt
Dementsprechend wurde Fürbitte gehalten für die Menschen, die auf dieser Welt unter kriegerischen Auseinandersetzungen zu leiden haben – insbesondere im Gazastreifen und in der Ukraine. Um den Frieden innerhalb der katholischen Kirche mache er sich auch seine Gedanken. Aber «man kann nicht immer für alles beten», stellte der Bischof nach der Feier der Messe gegenüber kath.ch fest.
Zwischen den gut gefüllten Kirchenbänken und dem ausgebuchten Altarraum – auch Nuntius Martin Krebs gab sich die Ehre – war heute kein Platz für Kontroverses. Schliesslich sollte ein Jubiläum begangen werden: «225 Jahre ist es her, dass in dem damals urprotestantischen Kanton Bern die erste katholische Messe nach der Reformation gefeiert wurde», sagte Bischof Felix Gmür später in seiner Predigt.
Die Katholikinnen und Katholiken seien damals nach Bern gekommen, voller Unsicherheit über das, was sie erwartete. Ebenso sei es heute wichtig, das Geheimnis der Eucharistie in eine unstete Welt herauszutragen. «Das Geschehen der Messe soll nicht hier drinnen bleiben. Wir müssen hinausgehen, auch wenn wir nicht wissen, was uns dort erwartet.»
Was bringen die nächsten 225 Jahre?
Abwechselnd auf Deutsch und Französisch wurde die Liturgie abgehalten – entsprechend gemischt waren auch die Gottesdienstbesuchenden in der Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Basilika. Was die Zukunft der Berner Kirche bringt? «Der Bischof hat ein paar nette Worte gesagt und die Musik war gut. Ich denke aber nicht, dass wir in 225 Jahren noch einmal so ein Jubiläum feiern werden», sagt ein älterer Herr, der aus dem Berner Umland angereist ist. Die Kirche werde sicherlich überleben, wie sie es immer getan habe, aber sie werde massiv schrumpfen, so seine Prognose.
Andere sehen das etwas optimistischer, so wie Monika Kilchör, die schon vor einigen Jahrzehnten in der Dreifaltigkeitskirche getauft wurde. Für die Zukunft der Kirche wünscht sie sich vor allem eins: «Es muss wieder mehr Priester geben.» Ansonsten reiche es, wenn die Kirche möglichst katholisch bleibe.
Von der Theorie zur Praxis
Für die Lebendigkeit der Kirche sei es entscheidend, die Theorien in die Praxis umzusetzen, beziehungsweise beides miteinander in Einklang zu bringen, sagt Pfarrer Antonio Grasso, Leiter der italienisch sprachigen Gemeinde im Kanton Bern. Dass dabei auch Streitigkeiten entstehen, sei bei einer menschlichen Institution völlig normal, aber eine tägliche Herausforderung. Auch Grasso konzelebrierte am heutigen Sonntagvormittag, an dem die Stimmung in der Kirche besser mitspielte als das kühle Wetter im Pfarrgarten beim anschliessenden Apero.
Ein wenig Unfrieden am Rande gab es im Übrigen doch: Ein Mann hatte schon während der Messfeier an der Kirchenpforte eine Art Kunstinstallation aufgestellt und versuchte sehr offensiv mit den Gottesdienstbesuchern ins Gespräch zu kommen. Letzteres gestaltete sich jedoch schwierig, da er offenbar kein Deutsch oder Französisch sprach. Die Berner Polizei nahm sich schliesslich der Sache an. Eine Pfarreimitarbeiterin hatte sie zur Hilfe gerufen.
Das katholische Medienzentrum hat den Gottesdienst live übertragen. Er kann hier live nachgeschaut werden.