Eliah Cinotti (links): «Der direkte Kontakt mit dem Papst ermöglicht mir, seine Art der Kommunikation zu verstehen.» Foto: Päpstliche Schweizergarde

«Wir sind keine Rockstars»

Eliah Cinotti ist Medienverantwortlicher der Päpstlichen Schweizergarde

Der 25-jährige Bieler Eliah Cinotti* arbeitet seit Anfang 2023 als Medienverantwortlicher der Schweizergarde im Vatikan. Ein Gespräch über seine Erfahrungen mit Papst Franziskus, Paparazzi und Pfingsten.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Inwiefern unterscheidet sich Ihre Medienarbeit für die Päpstliche Schweizergarde von jener eines Unternehmens?

Eliah Cinotti: Vor allem die Tatsache, dass die Schweizergarde eine 500 Jahre alte Institution ist und die weltweite Aufmerksamkeit, die ihr entgegengebracht wird.

Was hat Sie an der Stelle des Medienverantwortlichen der Garde besonders interessiert?

Ich war zuvor Stellvertreter des Medienchefs und Assistent des Personalchefs. So wurde ich für diese Stelle angefragt und musste mich nicht direkt dafür bewerben. An der Medienarbeit hier fasziniert mich, dass ich Einblick in das Leben unserer kleinen Gemeinschaft geben kann.

Welche Ihrer Aufgaben hat Sie anfangs überrascht?

Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Anfragen für Interviews, Reportagen oder Auskünfte zur Schweizergarde geben würde. Das riesige weltweite Interesse an der Garde beeindruckt mich sehr.

Inwiefern spielt Ihre militärische Erfahrung als Vize-Korporal für Ihre Arbeit eine Rolle?

Ich bin seit drei Jahren dabei und konnte in dieser Zeit einiges an Erfahrung sammeln, um die Welt der Garde und des Vatikans zu verstehen. Ich leiste weiterhin regulären Gardedienst. Als Unteroffizier bin ich an verschiedenen Veranstaltungen dabei und kann dabei unsere Leute spüren. Das ist wichtig, um die richtigen Informationen authentisch an die Öffentlichkeit weiterzugeben.

Warum sind Sie katholisch?

Ich bin in einem ökumenischen Elternhaus aufgewachsen. Mein Vater ist katholisch. Ich wollte sicher sein, dass ich die Welt der Kirche richtig verstehe. So entschloss ich mich, erst mit 18 Jahren am Katechismusunterricht teilzunehmen und die Hl. Kommunion zu empfangen, als ich reifer war.

Wie erleben Sie Papst Franziskus?

Als Unteroffizier erlebe ich in direktem Kontakt mit ihm die Arbeitslast, die der Heilige Vater in seinem Amt zu tragen hat. Das ermöglicht mir, spirituell zu wachsen und seine Art der Kommunikation zu verstehen. Wie er mit dem Volk kommuniziert, fasziniert und inspiriert mich.

Wie arbeiten Sie mit der Schweizergarde zusammen?

Meine Aufgabe ist es, Interview- und Berichterstattungsanfragen von ausländischen Medien zu bearbeiten und Anfragen aus der Schweiz mit unserem Schweizer Medienbüro zu koordinieren. Zudem plane ich mit meinen Mitarbeitenden die Bewirtschaftung unserer Social-Media-Kanäle. Dazu werden wir in den kommenden Monaten vor allem die Schwerpunkte der Posts festlegen. Darüber hinaus plane ich die verschiedenen Veranstaltungen im Vatikan, welche die Medien mit der Garde verbinden, und bin der Pressesprecher der Garde.

Wie steuern Sie das Medieninteresse an päpstlichen «Gross-Events»?

Ich versuche, alle zufrieden zu stellen. Das ist nicht immer einfach, aber mit ein bisschen Geduld bekommt man alles hin. Durch Grossveranstaltungen wie Ostern erhält der Vatikan einen prominenten Platz in der internationalen Medienlandschaft. Das Interesse gilt zwar eher dem Papst als der Garde, dennoch haben wir immer die Unterstützung des vatikanischen Pressebüros, das uns bei wichtigen Ereignissen zur Seite steht.

Haben Sie mitunter Probleme mit Paparazzi?

Nein, denn wir sind keine Rockstars. Wir haben jedoch Regeln, was das Fotografieren von Gardisten im Dienst betrifft. Dabei geht es vor allem um den Respekt vor der Uniform und der Institution. Die Gardisten leisten in erster Linie einen Sicherheitsdienst und sind nicht einfach nur da, um wie die Mona Lisa fotografiert zu werden.

Was bedeutet Ihnen Pfingsten?

Es handelt sich um das Ende der Osterzeit, die mit dem Aschermittwoch eingeleitet wurde. Für mich ist dies eine der intensivsten Zeiten des Jahres, sowohl spirituell als auch dienstlich. Die päpstlichen Pfingstfeierlichkeiten sind eher ruhig. Ostern ist intensiver.

Was fällt Ihnen als Schweizer im Vatikan immer noch auf?

Mein Arbeitsort ist einzigartig. Ich bin seit mehr als drei Jahren hier und erlebe immer wieder Neues, wie zum Beispiel die Begräbnisfeierlichkeiten von Benedikt XVI. oder kürzlich die Eröffnung der Schweizer Botschaft beim Vatikan. Mein Posten ermöglicht mir auch andere Einblicke in das Leben im Vatikan, das bestärkt mich in meiner Entscheidung dazu. Die Garde ihrerseits ermöglicht mir, an meinen Aufgaben zu wachsen und zu reifen.


* Eliah Cinotti hat 21 Jahre in Biel (BE) gelebt und an der dortigen Höheren Handelsschule ein EFZ als Kaufmann erlangt. Im Rahmen des Militärdiensts in Sion wurde er Offizier bei der Militärpolizei. 2019 wurde er als Hellebardier in die Päpstlichen Schweizergarde aufgenommen. Seit 1. Januar 2023 ist er Medienverantwortlicher der Garde.

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