Konstantin der Grosse. Glasfenster im Santuario di Santu Antinu, in der Nähe von Sedilo auf Sardinien. Foto: alm

Wort zum Sonntag

Den kommenden Samstagabend werden die meisten von uns wohl so verbringen, wie sie den Samstagabend zu verbringen pflegen: die einen gemütlich zu Hause, die anderen mit Freunden, im Kino oder im Ausgang. Und wenn wir dann im Laufe des Abends oder auch erst gegen Morgen zu Bett gehen, werden alle froh sein, dass tags darauf Sonntag ist. Keiner von uns wird an diesem Abend an den grossen, von Historikern und Theologen im Laufe der Geschichte ganz unterschiedlich beurteilten, römischen Kaiser Konstantin denken. Weshalb auch? 

Der Grund wäre naheliegend:Am28. Oktober 312, also vor exakt 1700 Jahren, fand die Schlacht an der Milvischen Brücke statt. Bei diesem Gefecht ertranken Kaiser Maxentius und viele seiner Soldaten im Tiber, und Kaiser Konstantin konnte Alleinherrscher werden, zunächst im Westen, dann im ganzen Römischen Reich. Im Jahr darauf wurde in der Mailänder Vereinbarung eine allgemeine Kultusfreiheit gewährt, der Kaiser förderte das Christentum und neun Jahre später, 321, legte er die Grundlage für das, was wir heute als Sonntagsruhe kennen. 

Viel Wasser ist in diesen 1700 Jahren unter der kleinen Brücke im Norden Roms durchgeflossen. Das Imperium Romanum ist längst untergegangen. Die Zeit des Christentums konstantinischer Prägung, also eines (nicht immer nur heilvollen) Miteinanders von Kirche und Staat, scheint zu Ende zu gehen. In Europa wird man nicht mehr, wie es lange Zeit der Fall war, in eine christliche Kultur hineingeboren und von den Eltern selbstverständlich in eine Glaubensgemeinschaft hineingeführt. Trotz Glaubensfreiheit wird bei uns heftigst diskutiert, ob Religion durch Kleidung oder Gebäude sichtbar gemacht werden darf. Und für viele, die am Sonntag nicht arbeiten müssen, steht fest, dass sie an diesem Tag für alles Mögliche Zeit haben, aber null Interesse am sonntäglichen Kirchgang bekunden wollen. Dabei bemerkte noch das Zweite Vatikanische Konzil in seiner Liturgiekonstitution: «An diesem Tag müssen die Christgläubigen zusammenkommen, um das Wort Gottes zu hören, an der Eucharistiefeier teilzunehmen und so des Leidens, der Auferstehung und der Herrlichkeit des Herrn Jesus zu gedenken und Gott dankzusagen, der sie ‹wiedergeboren hat zu lebendiger Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten› (1 Petr 1,3). Deshalb ist der Herrentag der UrFeiertag, den man der Frömmigkeit der Gläubigen eindringlich vor Augen stellen soll, auf dass er auch ein Tag der Freude und der Musse werde (SC 106).» 

Vor der Schlacht an der Milvischen Brücke soll Konstantin einen Traum oder eine Vision gehabt haben, in dem ihm eine Stimme sagte: «En touto nika (in hoc signo vinces), in diesem Zeichen wirst du siegen!» Und er sah das Kreuz. 

Am Ende dieser Epoche, zum Beispiel an diesem Samstag, dem 27. Oktober, können Sie sich beim Zubettgehen ja überlegen, wie Ihre ideale Welt in der nachkonstantinischen Ära aussehen soll, welchen Platz Sie darin einnehmen und wie Sie den Tag des Herrn begehen wollen. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag! 

Alex L. Maier Theologe, Domherr, CoDekan, Pfarrer in Wangen an der Aare. Autorenportraits

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