Knapp 16 Jahre war er Gemeindeleiter in Interlaken, nun geht er in Pension – Stefan von Däniken. Foto: Pia Neuenschwander

Wunderbare Menschen

Zur Pensionierung des Interlakner Gemeindeleiters Stefan von Däniken

Stefan von Däniken war seit 2004 Gemeindeleiter in Interlaken. Nun geht er in Pension. Im Interview spricht er über seine dynamische Pfarrei – und wie sich Gesellschaft, Glaube und Seelsorge in den letzten Jahrzehnten verändert haben.

Interview: Anouk Hiedl

«pfarrblatt»: Was nehmen Sie aus Ihrer Zeit als Diakon und Gemeindeleiter in Interlaken mit?

Stefan von Däniken: Mich erfüllt grosse Dankbarkeit, dass ich in dieser Pfarrei leben und arbeiten durfte. Im Vergleich zu anderen Pfarreien, wo ich vorher tätig war, war die Dynamik des Lebens in Interlaken viel vielfältiger. Das hat auch mit den zahlreichen ehrenamtlichen Helfer*innen sowie mit den Tourist*innen hier zu tun. Solange mein Kopf «hell» ist, werde ich vieles nicht vergessen: liturgische Feiern, Unternehmungen und Lager mit Kindern und Jugendlichen, Diskussionsabende, Adventsfeiern mit der Männer- und Frauengruppe, fröhliche Pfarreifeste, den Religionsunterricht auf der Oberstufe, Romreisen und Firmungen, tolle und tiefe Gespräche mit Hochzeitspaaren usw.

Was werden Sie vermissen?

Die wunderschöne Pfarrkirche und das direkte liturgische Mitwirken an unseren Glaubensfesten. Der ständige Austausch mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die Pfarrgemeinschaft – so viele wunderbare Menschen! Neben ein paar wirklich negativen Erfahrungen überwiegt dies bei weitem.

Glauben und fragen die Menschen heute anders als um die Jahrtausendwende?

Glauben gehört immer weniger zum Mainstream; wer heute glaubt, hat meistens eine persönliche Entscheidung getroffen, und wer sich dann noch öffentlich als glaubende Person outet, wird schnell scheel angeschaut. Zudem wird in Sachen «Glauben» so viel angeboten, dass man auf ebenso viele individualistische Modelle trifft, die zum Teil jenseits des kirchlichen Glaubens stehen. Die Fragen haben sich nicht verändert – wenn sie denn überhaupt noch gestellt werden.

Inwiefern haben sich Kirche und Seelsorge in den letzten 20 Jahren verändert?

«Die» Kirche, was sie sagt, lehrt, tut und anbietet, ist in unserer Gesellschaft mehr und mehr eine Randerscheinung. Auf jeden Fall scheint sie nicht «systemrelevant» zu sein. Daran ist sie zu einem grossen Teil selber schuld, durch eine kontinuierliche Nabelschau, durch ständige innere Zwistigkeiten, durch überfällige Reformen, die Papst Franziskus voranbringen möchte und die gewisse Kreise doch ständig einbremsen und verhindern – und durch den elenden, kraft- und glaubwürdigkeitsraubenden Missbrauchsskandal, den einige immer noch kleinreden …

In der Seelsorge, besonders in der Katechese, spürt man, dass es bei vielen Zeitgenoss*innen praktisch nichts «Eingeübtes» mehr gibt; viele Kinder kennen weder das Kreuzzeichen noch das Vaterunser, um zwei Beispiele zu nennen. Für die Verkündigung kann vieles nicht mehr vorausgesetzt werden. Die «postchristliche» Zeit hat in unserer Gesellschaft voll durchgeschlagen.

Der Pastoralraum Oberland ist mit sieben Pfarreien und knapp 30 000 Katholik*innen der grösste im Kanton. Gelingt die pfarreiübergreifende Zusammenarbeit?

Das hängt hier vielleicht noch mehr als in anderen Pastoralräumen von einer guten, klaren Kommunikation ab. Die Koordinationsstelle ist bei uns deshalb sehr wichtig. Es gibt mittlerweile einige feste übergreifende Angebote. Noch immer spielen die grossen Distanzen aber eine erschwerende Rolle.

Was haben Sie nun vor?

Zuerst mal am neuen Ort ankommen und Kontakt zur neuen Pfarrei aufnehmen, ein Buchprojekt endlich zu Ende bringen, und dann halt tun, was Pensionisten so tun. Ich werde immer für Hilfe jeder Art bereit sein. Und ab und zu werde ich sicher auch das Bödeli, diese wunderschöne Region hier, wieder besuchen.

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