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Abschied nehmen

Kolumne «Adiéu» von Barbara Kückelmann

Abschiednehmen hat viele Facetten. Ich verabschiede mich von Menschen nach einem Besuch, bei einer Trennung oder beim Tod. Verabschieden muss ich manchmal Liebgewordenes – eine Gewohnheit, die nicht mehr passt, eine Selbstverständlichkeit, die fraglich geworden ist.

Schwieriger ist es, mich von eingeschliffenen Denkmustern zu verabschieden. Ich lese in der Zeitung von Ereignissen und Vorgängen, die mein Denken in Bewegung bringen. Vielleicht ist es doch nicht so, wie ich bisher dachte? So schwarz-weiss? Ich treffe Menschen, die mich in Frage stellen. Vielleicht ist deine Meinung doch nicht so «daneben»? Du erzählst mir, wie sich für dich anfühlt, was mir völlig normal erscheint. So ermöglichst du mir, Abschied zu nehmen von Lieblingsgedanken. Raum für neue Erfahrungen, für neues Denken kann sich öffnen.

Seit der «Arbeitskreis Regenbogenpastoral» im Jahr 2016 im Bistum Basel gegründet wurde, gab es manchen Abschied von festgefahrenen Gedankenmustern und überkommenen Abgrenzungen. Begegnungen mit queeren Menschen haben ein neues Suchen ermöglicht, wie Ausgrenzung überwunden werden kann, wie – auch subtile – Diskriminierung weniger wird, wenn Menschen Abschied nehmen von Vorurteilen. Noch sind wir nicht am Ziel dieses Weges angelangt. Die Offenheit und Unbedingtheit, mit der queere Menschen weiterhin von meiner Kirche Schritte des Abschiednehmens von überkommenen Denk- und Verhaltensmustern fordern, berührt mich.

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