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Adieu, à dieu

Kolumne «Adieu» von Marc Sahli

Einen Tag vor Weihnachten musste ich meinen Vater verabschieden. Einige Tage zuvor sah ich ihn im Dämmerzustand, ich nahm seine Hand und sagte in seine Richtung: es isch guet, du chasch ga, we de wosch.

Es tönt definitiv, es gibt keine Gegenwart mehr für uns. Sie wurde ihm und mir genommen. Es gibt keine Zukunft für ihn hier auf Erden. Er existierst nur in den Erinnerungen. In Erinnerungen, die verblassen, vielleicht ist das auch gut so als Gnade, die den Schmerz lindern kann. Was länger bleibt, ist der Schmerz, der alte Bekannte, der sich zu mir an den Tisch setzt. Da sitzen aber schon die Wut und deren Schwester, die Trauer. Schmerz, Trauer, Wut; sie erweitern den Raum des Lebens. Ob die Zeit alle Wunden heilt?

Ich musste ihm definitiv ‘Adieu’ oder eben à dieu sagen. Ein Ausdruck, nicht nur zur Verabschiedung, sondern auch als Abschiedswort, das zugleich einen Segen beinhaltet, jemanden in Gottes Obhut zu verabschieden, endgültig. Diese Endgültigkeit ereilte nur eine Woche später meine Mutter.

Ich sage: Die Zeit rechnet nicht in Sekunden, Minuten, Stunden, Tagen und Jahren, ja nicht mal nach Menschenleben richtet sie sich. Die Zeit hat den Ewigkeitsanspruch. Die Geschichte, die ich hier erzähle, ist nun schon bald 8 Jahre her.

Viel kann geschehen, wenn ich die Augen öffne und mein Herz weit mache. Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, einen angenehmen Tag.

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