
Der Kirchgemeinderat gibt dem Antrag eines Drittklässlers statt. Er hatte sich gewünscht, dass das EM-Spiel Schweiz-Deutschland in der Kirche übertragen wird. Er verspricht, bei seinen Gspänli und ihren Familien zu werben. Und er hält Wort. Es wird ein toller Abend, mit vielen fussballbegeisterten Kids, ihren Eltern und Nachbarn.
Ich freue mich, dass der Kirchgemeinderat sich für diesen Kinderwunsch offen zeigt. Doch andere sehen dies anders. Fussballspiele gehörten nicht in die Kirche, man kenne ja die Auswüchse. Ich komme ins Zweifeln. Haben wir religiöse Gefühle verletzt? Ich gehöre leider zu der Sorte Mensch, die es allen recht machen wollen. Das ist ziemlich anstrengend.
Diesen Zwiespalt kannte schon Jesus. Er sagt über sich und Johannes den Täufer: «Johannes ist gekommen, er isst nicht und trinkt nicht und sie sagen: Er ist von einem Dämon besessen! Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Säufer.»
Schon Jesus konnte es nicht allen recht machen. Das wollte er aber auch nicht. Konsequent und gradlinig ging er seinen Weg, ohne dem viel Gewicht zu geben, was andere über ihn sagten. Er ass mit Zöllnern, sprach mit Prostituierten, berührte Kranke. Dinge, die in der damaligen Gesellschaft verpönt waren.
Jesus hat «sein Ding» gemacht. Das inspiriert mich. Was hindert mich eigentlich daran, meine Überzeugung, meine Werte, meinen Glauben viel mehr zum Massstab meiner Handlungen zu machen.