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Fastenbrechen

Kolumne «Adieu» von Christian Geltinger

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Wie zu Beginn eines neuen Jahres plagt mich am Anfang der Fastenzeit mein innerer Schweinehund, welchen Vorsatz ich mir in diesem Jahr als Ziel für die innere Vorbereitung auf Ostern setzen könnte. Und jedes Jahr scheitert der gute Wille vor dem Hintergrund der vielen Entbehrungen, die meinen Alltag ohnehin schon einschränken: Berufliche Belastungen, familiäre und gesellschaftliche Verpflichtungen. Warum sich also eine zusätzliche Aufgabe aufbürden? Das Stückchen Schokolade oder das Glas Wein am Abend, die Netflix-Serie oder das «Daddeln» auf dem Handy sind doch eine unverzichtbare Kompensation für den Stress des Alltags.

Es ist jedes Jahr das Gleiche. In der Osternacht fiebern meine Freund:innen dem ersten Stückchen Schokolade entgegen oder geniessen den ersten Schluck Osterwein, mit dem wir einander «Frohe Ostern» wünschen. Und ich bin ein wenig neidisch auf diese Osterfreude und auch ein wenig enttäuscht von mir selbst.

Dieses Jahr ist alles anders. Ich verzichte auf Süsses und habe meinen Handykonsum ein wenig reduziert, indem ich zwei Apps gelöscht habe. Und ich merke: Es geht gar nicht darum, märtyrerhaft grosse Opfer zu vollbringen und sich neuen Zwängen zu unterwerfen. Es geht auch darum zu lernen, sich für Fehltritte, das sprichwörtliche Fastenbrechen, nicht gleich zu bestrafen oder gar komplett aufzugeben. Entdecken wir die Chance und die Freiheit, in jedem Moment neu anfangen zu können. Denn das ist die Botschaft von Ostern!

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