
An das Gefühl, mit dem ich als Kind aus der grauen Grossstadtmitte ins grüne Umland zog, kann ich mich lebhaft erinnern. Ich genoss den Garten und die Entdeckungsreisen im nahen Wald. Ziemlich umgekehrt ging es einem Patienten, der nach einer Hirnblutung sprachlich und körperlich eingeschränkt im Spitalbett lag. Mitten in der Natur wohnend und arbeitend, machte ihn die Situation im Spital zutiefst traurig, manchmal auch ungehalten.
Zum Glück konnte Herr M. bald auf eine RehaStation wechseln. Im neuen Zimmer stand vor dem Fenster eine grosse prächtige Roteiche. Diese Aussicht genoss er sehr. Wenn es aufgrund der schweren Kopfschmerzen möglich war, gingen wir mit dem Rollstuhl in den Inselpark. In diesen Momenten blühte Herr M. regelrecht auf. Er hatte Freude an jedem Baum und jeder Pflanze.
Einige Zeit später, als Herr M. seine rechte Hand wieder besser nutzen konnte, begann er zu malen. Sein bevorzugtes Sujet waren Bäume: blühende, kahle, von Vögeln bewohnte, und immer wieder die Eiche vor seinem Zimmer. Die Gemälde hingen alsbald im ganzen Zimmer und markierten seine Tür. Das Zimmer war zu einem Waldatelier geworden.
Bäume können auf uns beruhigend wirken, Stress reduzieren und unsere psychische Gesundheit verbessern. Darauf beruft sich die japanische Therapieform des Waldbadens (Shinrinyoku).
Ich hoffe, Herr M. lebt mittlerweile wieder an einem Naturort, und wünschte, vor jedem Spitalfenster könnte ein Baum oder wenigstens grüne Landschaft sichtbar sein.