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Ein Zeichen der Hoffnung

Kolumne «Adiéu» von Nhora Boller

Gerade erfahre ich vom Abschied einer geliebten Person, ich bin schockiert. Und entsetzt über unpassende Kommentare derjenigen, die der trauernden Familie noch näher standen als ich. Meine Gedanken sind bei der Familie. Möge Gott sie trösten. So unfassbar schnell wir gehen können, so werden auch Gefühle nicht anerkannt. 

Unter den Menschen mit afrikanischer Abstammung der Pazifikküste Kolumbiens gibt es eine grosse Solidarität am Sterbebett. Nicht nur die Angehörigen des Verstorbenen, sondern die gesamte Gemeinschaft nimmt teil. Alle bemühen sich, den Sterbenden mit Zuneigung zu begleiten, sprechen Gebete, um ihm einen guten Abschied zu ermöglichen, aber wenn jemand plötzlich geht, ist nur die Leere da. Der Frust und die Frage nach dem Warum füllen die Gedanken. 

Für manche Menschen fühlt sich dies wie eine Ewigkeit an, für andere verfliegt die Zeit im Nu! Aber es ist nicht zu stoppen, der erste Todestag ist da. Ein Brauch, den ich vor allem in den Städten Kolumbiens kenne, ist der gemeinsame Gottesdienstbesuch am Todesjahr eines geliebten Menschen, «el cabo de año de…».  

Für die Verstorbenen zu beten ist in der katholischen Kirche von grosser Bedeutung. Es ist die beste spirituelle Hilfe, für sie und für die Hinterbliebenen. In den andinen Dörfern in Kolumbien habe ich beobachten können, wie am 1. oder 2. November in den Friedhöfen die Grabsteine geputzt werden und neue Pflanzen eingepflanzt werden.  

Über die von uns Gegangenen zu sprechen, ihr liebstes Essen vorzubereiten, unsere Rituale: Es sind Zeichen unserer Hoffnung. Wir Menschen wissen, dass der Tod nicht das letzte Wort über das menschliche Schicksal hat, weil wir glauben.

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