Das Massaker, das die Hamas in Israel am 7. Oktober angerichtet hat, macht mich noch immer sprachlos. Wie hasserfüllt müssen Menschen sein, um ganze Familien auszulöschen, Menschen zu fesseln und sie dann wehrlos zu verbrennen? Wieder andere, die entführt wurden, darunter auch Kleinkinder. Das Versprechen «nie mehr» nach dem Zweiten Weltkrieg hat nicht lange gehalten.
Durch meine FreundInnen in Israel erhalte ich kleine Einblicke in die Angst, die Trauer, das Entsetzen der Menschen dort. Ich würde mich als Verräterin an ihnen und am jüdischen Volk fühlen, wenn ich den Drang nach Vernichtung der Terrororganisation Hamas nicht unterstützen würde.
Aber das stimmt mich auch nachdenklich: Kann ich als Pazifistin wirklich für das Auslöschen von Menschen sein? Denn das bleiben sie trotz allem.
Der israelische Jesuit David Neuhaus erinnerte mich daran, dass wir trotz allem der Botschaft vom Reich Gottes unter uns verpflichtet bleiben – und damit auch der Nächsten- und Feindesliebe. Diese Forderung ist keine spezifisch christliche, denn die goldene Regel kennen alle grossen Religionen.
Humanitäre Hilfe für die Zivilbevölkerung darf nicht dem Hass gegen die Hamas zum Opfer fallen. Wir dürfen nicht denselben Fehler wie die Hamas begehen.
Die goldene Regel kann uns vielleicht helfen, als weltweite Gemeinschaft neue Lösungs-Perspektiven auf diesen komplexen Konflikt in den Blick zu nehmen. Damit die Verheissung endlich Wirklichkeit wird: Friede – Shalom – Salam.