
Mit sechs Jahren bekam ich meinen ersten Personalausweis mit der Staatsangehörigkeit aus dem Land, in dem ich geboren wurde. Die vier Grosseltern lebten in der Nähe. Sie und meine Eltern waren dort Ausländer, das verstand ich erst später. So lange sie lebten, war es bei uns gastronomisch etwas anders als bei den Nachbarn. Ich bemühte mich und konnte später die Staatsangehörigkeit meiner Mutter erhalten, die vom Vater leider nicht. Meine berufliche und familiäre Entwicklung führte mich in die Schweiz. Ich bin auch Schweizerin.
In unserer multikulturellen und vernetzten Welt klingt das Wort Heimat irgendwie falsch, es ist aber sehr wichtig. Heimat ist der Gegensatz zur Fremdheit und Entfremdung. Menschen, die heimatlos sind, können die Werte und Sorgen der «Heimatler» nicht verstehen. Die Auseinandersetzungen mit Heimat bereichern jede Ich-Identität und fordern den Respekt in der Gesellschaft.
Meine verschiedenen Staatsangehörigkeiten prägen meine Weltauffassung. Ich sehe mich als Botschafterin all dieser verschiedenen Gebiete. Ich handle mit dieser Erkenntnis.
Ich habe kürzlich gelesen «Zuhause ist da, wo nicht nur der Schlüssel passt, sondern sich auch das Herz wohlfühlt.» Dies kann ich wie folgt umwandeln: «Heimat ist da, wo nicht nur der Pass gültig ist, sondern wo man sich auch in der Gesellschaft wohlfühlt.»