Hesch Zyt?

10 Tage zum Thema Zeit:

Die Nachhaltigkeitstage im DOCK8 legen vom 10. bis 19. September den Fokus auf eine immer knapper werdende Ressource.

Die Katholische Kirche Region Bern beteiligt sich erneut an den Berner Nachhaltigkeitstagen. Schauplatz ist das DOCK8, wo die Katholische Kirche mit dem «Netzwerk Nachhaltigkeit» ein Labor für nachhaltige Entwicklung aufbaut. Diesem Laborgedanken entsprechend widmen sich die diesjährigen Nachhaltigkeitstage einer (vermeintlich) knappen Ressource, die in der Diskussion um eine nachhaltige Lebensweise allerdings noch wenig Beachtung findet, nämlich «Zeit».

Zoe Lehmann

 

Seit jeher beschäftigen sich die Veranstaltungs-und Arbeitsschwerpunkte des «Netzwerk Nachhaltigkeit» mit dem Anliegen, wie wir ein gutes Leben für alle und ein Wirtschaften innerhalb der planetaren Grenzen schaffen. Gerahmt von dieser Frage setzt das Netzwerk Nachhaltigkeit mit den diesjährigen Nachhaltigkeitstagen und dem Motto «Was machen wir mit unserer Zeit?» bewusst den Fokus auf ein Thema, das in der öffentlichen Debatte um nachhaltige Entwicklung wenig Gewicht erhält. Dies auch, weil verschiedene Problemfelder nicht auf den ersten Blick mit der Dimension «Zeit» in Verbindung zu stehen scheinen. Dennoch strukturiert unser Umgang mit und unser Verständnis von Zeit alle gesellschaftlichen Verhältnisse. So hat z.B. Gleichstellung viel mit Zeit und ihrer Verteilung zu tun: Wer leistet welche Arbeit und wie viel Zeit steht dafür zur Verfügung? Bekommen wir für die Zeit, die wir in Arbeit investieren, einen Lohn oder arbeiten wir unbezahlt? Zeit gehört allen gleich und vergeht für alle gleich, aber bei der Frage, inwiefern wir über unsere Zeit selbstbestimmt verfügen, tun sich grosse Unterschiede auf. Errungenschaften wie die Einführung von Werk- und Ruhetagen oder des 8-Stunden-Tages – heutzutage eine Selbstverständlichkeit, sind denn auch Resultat jahrzehntelanger Arbeitskämpfe.

Zeit als knappste Ressource

Seit Jahren warnen Expert:innen vor den desaströsen ökologischen Folgen unserer heutigen Konsumgewohnheiten. Deshalb wird nach einem nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und einem Wandel der Wirtschafts-und Lebensweisen verlangt. Ein erfolgsversprechendes Konzept: Suffizienz. Das heisst, weniger verbrauchen bei gleichbleibend (hoher) Lebensqualität. 

Ebenso zeigen sich negative soziale Folgen unserer «Wohlstandsgesellschaft»: Menschen sind zunehmend gestresst und unglücklich. So rückt die Ressource Zeit vermehrt in den Fokus von Nachhaltigkeitsdiskursen, denn Zeit ist die knappste Ressource, über die wir verfügen. Trotz aller Fortschrittsorgien ist sie nicht vermehrbar, sondern nach jeder Verwendung unwiederbringlich verloren. Es geht also um die Verfügung über Zeit. Zeit gehört uns und zugleich müssen wir sie weggeben und eintauschen, indem wir sie als Arbeitszeit verkaufen.

Zeitwohlstand

In diesem Zusammenhang fällt vermehrt der Begriff Zeitwohlstand. Ein vieldeutiger Begriff: Will er bedeuten, wir lebten im Zeitnotstand oder in Zeitarmut, wir hätten keine Zeit? Oder meint er, man solle nach mehr freier Zeit streben, aufhören, Wohlstand am finanziellen Reichtum zu messen und stattdessen am Reichtum an Zeit für sich? Geht es darum, genug Zeit zu haben, um zu tun, worauf wir Lust haben? Interessant wird das Konzept Zeitwohlstand, wenn damit ein ökonomischer Verzicht und dementsprechend auch ein materieller Verzicht – also ein nachhaltiger Umgang mit natürlichen Ressourcen – zugunsten von mehr Zeit gemeint ist.

Diesen und weiteren Überlegungen stellen sich im Rahmen der Nachhaltigkeitstage im DOCK8 Expert:innen und Interessierte gemeinsam, denn das Nachdenken über Nachhaltigkeit führt Menschen zusammen, verbindet die Generationen und setzt kreative Ideen frei. So vieldeutig der Begriff Zeitwohlstand ist, so vielfältig sind auch die Veranstaltungen zum Thema «Was machen wir mit unserer Zeit?».

Nachhaltigkeitstage im DOCK8

Auf dem Podium «Was machen wir mit unserer Zeit? Anleitungen zum Weltverändern.» diskutieren am 12. September die Kunstschaffende Lea Whitcher, der Nachhaltigkeits-Forscher Nicolà Bezzola sowie die Achtsamkeits-Profi Béatrice Heller die Bedeutung von Zeit in unserer (Leistungs)Gesellschaft und wie ökologisches Verhalten und «Zeitwohlstand» zusammenhängen. Das von Karin Landolt moderierte Podium wird live auf Radio Rabe übertragen.

Unkonventionell und spassig zeigt «Parkour-ONE» anhand zweier Parkours-Workshops am Bewegungstag vom 14. September im Holligerhof, wie nachhaltige FreiZEITgestaltung aussehen kann.

Und am 19. September dreht sich bei der Kultveranstaltung «PIXMIX» alles um die Frage «Hesch Zyt?». Antwort geben Referent:innen und Performer:innen in einem Mix aus PIX und Performance.

Mehr unter: www.dock8.ch

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