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Kein Adieu

Kolumne «Adieu» von Detlef Hecking

Wer «Adieu» sagt, verabschiedet sich freundlich-liebevoll von einem Menschen. Möge es dir gut gehen bis zum nächsten Mal! Wörtlich: «À Dieu» – ich vertraue dich Gott an. Bis wir uns wiedersehen!

Sechs Monate ist es nun her, dass in Israel Geiseln genommen und viele Menschen getötet wurden. Seitdem wurden noch viel mehr Menschen in Gaza getötet. Und viele Geiseln sind immer noch gefangen, ohne Kontakt zu Familie, Freundinnen, Lebenspartnern.

Viele Tausende, die nicht mehr «Adieu» sagen konnten. Viele Tausende, die nicht wissen, wie es geliebten Menschen geht – aber Schlimmstes befürchten.

Ich schreibe bewusst keine Zahlen, nenne möglichst wenig Namen. Wir hören sie tagtäglich. Viel zu leicht führen die Zahlen und Namen ins Aufrechnen, in Schuldzuweisungen. Doch das führt nicht weiter. Schrecklich genug, dass kein Ende absehbar ist und Friede in weiter Ferne scheint.

Verweilen wir eine Zeitlang bei den Opfern. Bei allen – unabhängig davon, auf welcher Seite der Grenzen sie leiden. Vergessen wir sie nicht. Vertrauen wir sie Gott an: «À Dieu».

Das rettet keine Menschenleben. Aber es hat Wirkung. Solidarität besteht nicht nur aus Demonstrationen oder politischem Engagement, so wichtig beides auch ist. Solidarität kann auch heissen: Mitgefühl über alle Grenzen hinweg. Der Ohnmacht eine Richtung geben. Ohne mit dem Finger auf andere zu zeigen. Nicht einmal auf Täter.

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