«Sichere Träume» für Jugendliche

Die Katholische Kirche Region Bern stärkt soziales Engagement

Eine Notschlafstelle für junge Leute in einer Krise. Bildungsangebote, die den Einstieg ins Berufsleben erleichtern. Gesprächsangebote der Dargebotenen Hand und von Pro Juventute. Der Ökumenische Mittagstisch in der Pfarrei St. Marien. Der Kleine Kirchenrat der röm.-kath. Gesamtkirchgemeinde Bern und Umgebung beschloss Mitte Dezember acht soziale Projekte und Programme für Menschen in Not mit insgesamt über 100'000 Franken zu unterstützen.

Wenn Teenager zuhause nicht mehr weiterwissen, reissen sie auch mal aus. Ihre Not kann so gross sein, dass sie nicht mehr umkehren und irgendwo in der Stadt landen, ohne Platz an der Wärme und zum Schlafen. Die normalen Notschlafstellen für erwachsene Obdachlose sind nicht geeignet für die ganz jungen Frauen und Männer. Das Klima ist rauh, Jugendliche kommen unter die Räder, finden kaum Halt. Dem will der Verein «Rêves sûrs – sichere Träume» abhelfen. In einem dreijährigen Pilotprojekt soll eine niederschwellige Notschlafstelle für fünf bis sechs junge Menschen aufgebaut werden. Sie sollen in einer akuten Krise einen Schutzort finden.

Betroffen sein können Jugendliche aller Geschlechter von 14 bis 23 Jahren in prekären Situationen, zum Beispiel weil sie von häuslicher Gewalt betroffen sind, aus einer scheinbar auswegslosen Lage fliehen oder mit einer Sucht nicht mehr umgehen können. Ohne Bürokratie und an zentraler Lage finden sie hier einen sicheren Schlafplatz und Zuhörer, die ihnen auf kompetente Art weiterhelfen können. Über das einfache Nächtigen hinaus geht es also um die körperliche und seelische Gesundheit der jungen Leute und um ihre Zukunftsperspektiven. Die Katholische Kirche Region unterstützt den Start dieses besonderen Projektes mit 40'000 Franken. Unter www.sichere-traeume.ch finden Sie weitere Informationen und den Spendenaufruf.

Soziale Kernanliegen der Kirche

Der finanzielle Aufwand für die Unterstützung solcher Programme ist Teil des Sozialbereichs als wichtigster Ausgabenposten der Katholischen Kirche Region Bern. Partnerinstitutionen werden über verschiedene Töpfe und Fonds gefördert. Mitte Dezember hat der Kleine Kirchenrat wieder über verschiedene Gesuche entschieden. Neben der Notschlafstelle für Jugendliche erhalten sieben weitere Institutionen finanzielle Unterstützung – drei davon richten sich ebenfalls an die junge Generation:

  • Bei Learn4Life in Köniz finanziert die Kirche mit 10'000 Franken die Anschaffung von Computern. Durch Lernförderung erhalten insbesondere auch benachteiligte Schülerinnen und Schüler bessere Chancen, ihr Potential zu nutzen und ihre Selbständigkeit zu fördern. www.l4l.education
  • Beim Drahtesel im Liebefeld ermöglicht die Kirche ebenfalls mit 10'000 Franken die Einrichtung eines geschützten Lernortes für die über 30 Auszubildenden in den diversen Werkstätten und Berufen von der Küche über die Logistik bis zur Fahrradmechanik. www.drahtesel.ch
  • Beim Telefon 147 von Pro Juventute hilft die Kirche mit 8650 Franken die Beratungsplattform zu sichern, von der Kinder, Eltern und Jugendleiter gleichermassen profitieren können. Denn Herausforderungen für die Kriseninterventionen per Telefon, Chat, SMS oder Email haben während der Pandemie stark zugenommen. www.147.ch

Mit einem Betrag von 7000 Franken wird ausserdem die Fortsetzung des Programms von Famira unterstützt, von dem vor allem Migrantinnen profitieren, die hier Informationen bekommen und sich austauschen können – ein wichtiger Schritt in die Schweizer Gesellschaft. Ein Beitrag von 8000 Franken geht an den Kurzdokumentarfilm «Ich doch nicht» über häusliche Gewalt.

Auch die Dienstleistungen vom Telefon 143 Dargebotene Hand erhalten eine Unterstützung von 20'000 Franken durch die Katholische Kirche Region Bern. Das bekannte Beratungsangebot kämpft in Bern mit Finanzsorgen, da verschiedene Institutionen ihre Beiträge kürzen mussten. Pro Jahr werden in Bern über 20'000 Gespräche von den freiwilligen Helfer:innen der Dargebotenen Hand geführt. Wichtig ist die Institution insbesondere auch in der Suizid-Prävention. Die Telefonnummer ist oft der letzte Hoffnungsschimmer in einer verzweifelten Situation. 

Mittagstisch als Anker

Eine substanzielle Förderung wird dem Ökumenischen Mittagstisch für Asylsuchende mit Nothilfe und Sans-papiers zuteil: ein Betriebsbeitrag von je 20'000 Franken für die Jahre 2022 bis 2024. Diese Initiative startete im Jahr 2005 und wurde 2010 als Verein konstituiert. Der seit langem in der Pfarrei St. Marien im Berner Nordquartier beheimatete Mittagstisch ist ein Treffpunkt und eine Art «Seelenwärmer» für Menschen unter uns, die besonders prekären Lebensbedingungen ausgesetzt sind. Eine Nothilfe von acht Franken pro Tag ermöglicht natürlich keinen hier üblichen Lebensstandard. Das Ziel des Mittagstisches ist es, einen Beitrag zur physischen (gesunde warme Mahlzeit) und psychischen Gesundheit zu leisten: Begegnungen, Zugang zu Informationen und Abwechslung von einem äusserst schwierigen Alltag. Die steigenden Besucherzahlen mussten während der Pandemie eingeschränkt werden, ein schmerzliches Erlebnis für die Gäste, welche den Mittagstisch als eine Art Familientisch erleben.

Karl Johannes Rechsteiner

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