Der Chor der Nationen 2021 in Bern. Foto: zVg.

Singend gemeinsam auf dem Weg

Der Chor der Nationen am 26. November in Bern

Seit zehn Jahren singt der Chor der Nationen Bern Lieder aus verschiedensten Kulturen der Erde. Die über 90 Sänger:innen haben Wurzeln in 27 Ländern – ihr Konzert «We’ve come a long way» ist ein Chor-Höhepunkt des ­Jahres.

Karl Johannes Rechsteiner

Aus dem Saal im ersten Stock des Pfarreizen­trums St. Antonius in Bümpliz ertönen vielstimmige Klänge – der Chor der Nationen Bern probt. Es ist ein musikalisches Kirchgemeindehaus, einst übten im Keller die Jungs von Patent Ochsner, bevor sie berühmt wurden. Der Kirchenchor Bern-West ist da ebenso daheim wie ein Projektchor oder die Anthony-Singers mit ihren Spirituals. Seit der Gründung im Jahr 2012 treffen sich hier vom Februar bis November montags die Mitglieder des Chors der Nationen. Sie stammen aus Afghanistan, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Guatemala, Hongkong, Kanada, den Niederlanden, Nigeria, Indien, Israel, Italien, Lichtenstein, Peru, den Philippinen, Portugal, Schweden, Serbien, Spanien, Südkorea, Syrien, Togo, der Türkei, Ungarn, den USA und der Schweiz. Ein rund 20-köpfiges Orchester der Nationen unterstützt mit seinen Instrumenten den Chor am Konzert.

Universelle Sprache der Musik

So vielfältig wie die Herkunft der musizierenden Menschen ist ihr Repertoire: Eine Melodie aus Nepal gehört dazu wie «El Pescador», ein Lied über einen Fischer an Kolumbiens Atlantikküste, oder ein afrikanischer Walzer mit Marimba-Begleitung, gesungen in Originalsprache. «Doch hier gehörst Du auch ohne Sprache dazu», freut sich Juan Ixcaragua Lima, der einst fürs Studium als Ingenieur in die Schweiz kam. Die universelle Sprache der Musik verbinde ungemein – ein reiches kulturelles Erbe der Migration. Diese Inspiration schafft Sing- und Lebensfreude. «Ich habe immer schon gern gesungen», erzählt der Mann aus Guatemala. «Schon als Jugendlicher war ich in einem Chor.» Online fand er Infos über den Chor der Nationen. «Da meldete ich mich sofort an», erklärt Juan, der auch schon ein «Canciòn» aus seiner Heimat vorschlagen und am Konzert vorstellen konnte. In dieser singenden Gemeinschaft fühlt er sich in Bern zu Hause.

«Eigentlich startete der Chor der Nationen als eine Art Integrationsprojekt», erklärt Karl Graf, denn hier geschehe ganz selbstverständlich Integration oder noch besser: Inklusion. Für den Theologen ist Musik eine Muttersprache des Menschseins. Sie schafft weit übers Singen hinaus Beziehungen und Freundschaften, weiss auch Chor-Präsidentin Theres Spirig-Huber: «Wir lernen uns über Sprach-, Kultur- und Religionsgrenzen hinaus kennen, tauschen uns aus und helfen einander.» Da werden auch mal persönliche Probleme reflektiert oder gar Kriegs- und Fluchterfahrungen, oder es wird eine Wohnung für eine:n Neuzuzüger:in vermittelt – und an der nächsten Probe werden wieder gemeinsam Lieder angestimmt. Neben Bern auch in den Städten Basel, Zürich, Luzern und Glarus. Die Chöre unterstützen sich gegenseitig, denn sie singen mit dem gemeinsamen künstlerischen Leiter Bernhard Furchner das gleiche Repertoire. In Bern wird das jährliche musikalische Fest am 26. November gefeiert im fantastischen Klang­raum der Französischen Kirche, des ältesten Gotteshauses in Bern.

www.chordernationen.ch​​​​​​​ 

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