Foto: The Good Funeral Guide, unsplash.com

Von der Kraft gemeinsamen Trauerns

Kolumne «Adiéu» von Judith Pörksen Roder

So verschieden die Menschen, so verschieden auch die Trauerfeiern, mit denen wir in den Berner Kirchen von ihnen Abschied nehmen.

In der Kirche von Bern-Bethlehem habe ich einmal an einer Trauerfeier für eine albanische Frau teilgenommen. Sie war im Quartier eine wichtige Persönlichkeit gewesen. Der Pfarrer bat die Anwesenden zu erzählen, was sie mit dieser Frau erlebt haben. So begannen sie nach und nach zu erzählen. Das Grosskind erzählte, eine Freundin erzählte, eine Nachbarin erzählte, ein Bekannter erzählte. Die Frau stand uns lebhaft vor Augen und wir erlebten sie noch einmal in all den Begebenheiten, von denen erzählt wurde. Es war eine berührende und wunderschöne Würdigung ihrer Person. 

Der Austausch von Erinnerungen und gemeinsamen Erlebnissen ist auch das Wichtigste an der «Gräbt», dem «Leidmahl» im Anschluss an die Beerdigung. Nach der Trauerfeier sitzt man bei einem stärkenden Imbiss oder auch einem Kaffee zusammen. Vielleicht trifft man Verwandte oder Bekannte, die man schon lange nicht mehr gesehen hat.

Gemeinsam Abschied zu nehmen ist tragend. Nicht nur der Schmerz ist geteilt, sondern auch die Kraft der Verbundenheit. Gemeinsam zu trauern lässt uns erleben, wie kostbar unser endliches Leben ist und wie die Verbundenheit im Herzen und in Gottes Liebe bleibt.

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