Foto: Silvestri Matteo, unsplash.com

Von der Vergänglichkeit des Schönen

Kolumne «Adiéu» von Christoph Schuler

Letzthin waren wir in der Innerschweiz zu einer Beerdigung eingeladen. An einem heissen Tag versammelte sich die Trauergemeinde auf dem Friedhof des schönsten Dorfes am schönsten See.Ueberall standen Gruppen herum, die einen Menschen in schwarz, die anderen etwas sommerlicher gekleidet. Fahnenträgerinnen waren anwesend, honorable Personen ebenfalls.

Wir spürten, dass nicht nur unsere Tante, sondern eine im Dorf hochgeachtete Persönlichkeit zu Grabe getragen wird. Das erfuhren wir später in der Kirche beim Verlesen des Lebenslaufes. Die Verstorbene war nicht nur äusserst engagiert gewesen, sondern ein Sinnbild für alles Schöne, so der Pfarrer in seiner Predigt. Im schönsten Dorf hätte sie den schönsten Garten gepflegt und das schönste Haus ganz schön eingerichtet. So haben auch wir sie geschätzt und so werden wir sie in Erinnerung behalten.

Eine Woche später haben wir den Friedhof nochmals aufgesucht, um in stiller Eintracht der Verstorbenen an ihrem Grab nochmals zu gedenken. Noch da waren die vielen Blumen, mit denen Trauernde ihre Wertschätzung ausgedrückt hatten. Alle aber waren sie hoffnungslos verwelkt. Statt einem farbigen Blumenmeer fanden wir einen Haufen abgestorbener Pflanzen vor. Das war ein Schock, aber auch eine Lehre. Was drückt besser die Vergänglichkeit aus, als Schnittblumen? Daher werden auch solche in unsere Kirchen gestellt, um uns bewusst zu machen: Das Leben ist schön, aber es ist endlich!

Diese Website nutzt Cookies. Durch die weitere Nutzung der Site stimmen Sie deren Verwendung zu und akzeptieren unsere Datenschutzrichtlinien.