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Weihnachten – das Fest der Menschlichkeit

Kolumne «Adieu» von Ruedi Heim

In einer Woche feiern viel mehr Menschen als statistisch erwartbar Weihnachten. Zusammen genommen bilden Christinnen und Christen immer noch eine Mehrheit in unserem Land. Aber es werden prozentual immer weniger. Nicht wegen anderer Religionen, welche wegen der «masslosen Zuwanderung» überhand nehmen, sondern weil die Zahl der Menschen ohne Religion und Konfession von Jahr zu Jahr zunimmt.

Die einen beklagen die zunehmende Entchristlichung der Gesellschaft, während andere diesen Trend zur Säkularisierung unserer Gesellschaft als nicht aufhaltbaren Megatrend unserer Zeit deuten. Und dennoch kann sich kaum jemand in unseren Breitengraden diesem Fest entziehen. Nicht nur die eigenen Erinnerungen prägen wie kaum etwas anderes die Erwartungen. Sondern auch der Handel und Verkauf setzen auf diese umsatzstarken Wochen.

Ich selber merke, dass der Inhalt dieses bevorstehenden Festes Antworten auf ganz tiefliegende Sehnsüchte von uns Menschen gibt. Frieden, Familie, Menschlichkeit, Geliebt-Werden, Geburt und Neu-Anfang liegen tief in unserem Innern.

Auch wenn die ureigene tiefe christliche Bedeutung, dass der ferne, alles übersteigende Gott in einem Kind am Rand der damals bekannten Welt Mensch wird.  Auch wenn das nur mehr von einem kleinen Kreis von Menschen geteilt wird. So können wir als Kirchen, als Christinnen und Christen für die Sehnsucht nach Frieden einstehen. Wir können auf die Wichtigkeit von tragfähigen und dauerhaften Beziehungen verweisen und uns dafür einsetzen. Wir können in einer kälter und immer egoistischer werdenden Welt mahnen, dass Menschlichkeit und Angenommen-Sein notwendig sind für das eigene und das Zusammen-Leben – unabhängig von Herkunft und Status. Wenn die Geburt eines Menschen fast immer ganz vielen grosse Freude bereitet, so lässt uns dies die unaufgebbare Würde jedes einzelnen Menschen betonen.

Die Zahl derer, welche mit Weihnachten die Menschwerdung Gottes verbinden, mag abnehmen. Für die einen beklagenswert. Aber es ist auch die grosse Gelegenheit, zentrale Werte des Menschseins in Erinnerung zu rufen. Weihnachten hat nicht ausgedient, sondern wird immer wichtiger.

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