Anja Glover ist Soziologin, Autorin, Moderatorin und Rassismus-Expertin

«Wer antirassistisch sein will, darf Fehler machen»

Ein Workshop mit Anja Glover am 22. März in Bern-Holligen

Workshop, Mittwoch, 22. März, 18:45 – 21:15 Uhr

Wo beginnt rassistisches Denken? Was ist Rassismus und wo kommt er her? Und was können wir dagegen tun? Die Soziologin Anja Glover beantwortet solche Fragen, indem sie mit den eigenen Erfahrungen jedes Menschen beginnt. Ein Workshop der Berner Kirchen gibt den Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr über ihr Verhalten zu erfahren und zu lernen, für eine Zukunft mit gleichberechtigtem Zusammenleben.

Von Karl Johannes Rechsteiner

Wie beginnt Anja Glover eine Veranstaltung gegen Rassismus? «Immer mit eigenen Erfahrungen», betont die Workshop-Leiterin. Zuerst will sie Nähe schaffen und Empathie auslösen. In einem zweiten Schritt überlegt sie mit den Teilnehmenden, welche Privilegien Menschen haben, die solche Rassismuserfahrungen nicht machen müssen. Es gehe nicht darum Vorwürfe zu machen, sondern wir müssten gesellschaftliche Selbstverständlichkeiten erkennen. Das beginnt schon in der Geschichte. Denn auch die Schweiz hat eine koloniale Vergangenheit, auch wenn diese historischen Zusammenhänge noch nicht so bekannt sind. Zudem gebe es auch bei uns Diskriminierungen. Anja Glover kennt das Thema auch aus ihrer eigenen Geschichte, hat doch ihre Familie Wurzeln im westafrikanischen Ghana.

Rassismus braucht keine Boshaftigkeit

Die Herausforderung des Rassismus beginnt damit, dass er sich überall verstecken kann. Auch gut gemeint kann sehr rassistisch sein, denn Rassismus braucht keine Boshaftigkeit. Manchmal würden sogar engagierte Hilfswerke in ihrer Informationsarbeit auf rassistische Stereotypen zurückgreifen, um Spenden zu generieren. Die Diskussion beginne schon bei der Benennung der süssen Chocoküsse und beim Essen von Schokolade, einem bis heute von Kolonialismus geprägten Genuss-Produkt.

Beim Reflektieren rassistischer Zusammenhänge und struktureller Probleme können wir uns rasch hilflos fühlen oder entmutigt. Anja Glover: «Mein Ziel ist aber, dass die Leute einen Workshop mit Hoffnung verlassen!» Anti-Rassismus sei ein Prozess. Wer neugierig sei, könne viel Neues dazulernen. Leider sei allerdings die Angst, Rassismus zu benennen, immer noch gross. Doch Anja Glover ist optimistisch, weil sie viele Veränderungen in unserer Gesellschaft feststellt. Und: «Antirassistisch zu sein, bedeutet nicht, keine Fehler zu machen!» Wir können es das nächste Mal besser oder anders machen, damit künftige Generationen in einer andern Welt aufwachsen können.

Am Antirassismus-Workshop gibt Anja Glover den Teilnehmenden die Möglichkeit, mehr über ihr Verhalten zu erfahren und zu lernen, was ihr Beitrag sein kann, um in Zukunft ein gleichberechtigtes Zusammenleben zu ermöglichen. Die Auseinandersetzung mit Anti-Rassismus verlangt Offenheit für Verhaltensveränderungen und Selbstkritik. Die Teilnahme am Workshop ist gratis. Gute Deutschkenntnisse sind notwendig.

Antirassismus-Workhop: Mi, 22. März, 18:45 Uhr bis 21:15 Uhr, ab 18:00 Uhr Suppe, Dock 8, Holligerhof 8, 3008 Bern. Räumlichkeiten sind rollstuhlgängig. Rückfragen: Judith.Meister@kathbern.ch, 031 300 33 52, Anmeldung bis 15. März bei www.kathbern.ch/fasa/aktionswoche-gegen-rassismus

 

Kirchliche Veranstaltungen Aktionswoche gegen Rassismus

Sag’s einfach! Eine Schreibwerkstatt und andere Anlässe der Berner Kirchen im Rahmen der Aktionswoche gegen Rassismus vom 18.-25. März, die in Bern 2023 bereits zum 13. Mal stattfindet

  • Installation «Viel verstehen»: Im Innenhof der Pfarrei St. Marien, Wylerstrasse 24, 3014 Bern –  Eröffnung mit Apéro am Sa, 18. März, 16 bis 18 Uhr. Offen bis Fr, 24. März.
  • Gottesdienst zu Migration: Reformierter Gottesdienst zum Thema mit anschliessendem Kirchenkaffee. Interview-Gast: Silvia Birnstiel. Mit Pfarrerin Sonja Gerber und Magdalena Oliferko-Storck (Orgel) – So, 19. März, 9.30 bis 10.30 Uhr, Johanneskirche, Breitenrainstrasse 26, 3014 Bern 
  • Interkultureller Treff Worb: Frauen reden über Rassismus und tauschen eigene Erfahrungen aus. Es folgen gemeinsame Überlegungen, was wir dagegen tun können. – Mo, 20. März, 9 bis 11 Uhr, Katholische Kirche Pfarrei St. Martin, Bernstrasse 16, 3076 Worb 
  • Schreibwerkstatt «Sag es einfach!»: Klare Worte für komplizierte Gefühle zu finden ist anspruchsvoll; einfache Sätze für vielschichtige Situationen zu formulieren ist eine Kunst. In einer Schreibwerkstatt üben wir sie auf spielerische Weise und tauschen uns darüber aus, was uns hilft oder hindert, einfache aber nicht simple Texte zu schreiben. – Do, 23. März, 19 bis 21.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Nydegg, Nydeggstalden 9, 3011 Bern, Anmeldung bis 20. März über www.nydegg.refbern.ch/veranstaltungen.
  • Ausstellung «Sag’s einfach!» in Zollikofen: Komplizierte Sprache schliesst aus. – Sa, 18. März bis Mo, 3. April. Täglich von 7.30 - 20 Uhr, Kirche St. Franziskus, Stämpflistrasse 28, 3052 Zollikofen 

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