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Wintervorrat

Kolumne «Adiéu» von Monika Dillier

Spüren Sie im Sommer und Herbst ein Ziehen, dies und das bei Seite zu legen? Ich mag das Konservieren von Nahrungsmitteln.

Im August stehe ich bei grössster Sommerhitze stundenlang Tomaten einkochend in der Küche. Im Winter hole ich stolz meinen pfannenfertigen, tief roten Sugo aus dem Keller. Der Gedanke ist faszinierend, dass die Freude, so wie früher Vorräte anzulegen aus frischen, saisongerechten Zutaten, bei mir wie bei unseren Vorfahren tief verankert ist, trotz des hierzulande grossen Nahrungsmittelangebots.

Szenenwechsel.
Kennen Sie das Buch Frederick von Leo Lionni? Die kleine Maus Frederick sammelt im Sommer Sonnenstrahlen, Farben und vieles mehr. Seine Sippe trägt Getreide ein. Sie verstehen nicht, weshalb sich Frederick nicht beteiligt. Der Winter kommt, nach und nach sind alle Vorräte aufgebraucht. Der Mausefamilie wird kalt, es gibt kaum noch etwas zu futtern. Da erinnern sie sich an Frederick. Er erzählt ihnen in den farbigsten Bildern von goldgelben Weizenfeldern, von den warmen Sonnenstrahlen, vom blauen Himmel, vom…, vom… Und allen wird warm, die Erinnerung hilft, die schwierigen Zeiten besser zu überstehen.

Ich bin kein Wintermensch, besonders nicht an nebeligen Tagen. Mir sagen lange, warme Sommernächte viel mehr zu. Vorräte habe ich, wie Sie wissen, einige in den Kellerregalen. Ich bin froh, dass es in mir einen inneren Frederick gibt, der meine Erinnerungen an warme Tage, an bunte Farben, an Glace und Aareschwumm hervorholt.

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