Ein Hauch von Unbeschwertheit verzaubert das Areal der Dreifaltigkeit, wenn die Kinder der ukrainischen Schule dort zusammenkommen.

Zumindest das Gefühl von Normalität

Von Anfang an unterstützt die Katholische Kirche Region Bern die Ukrainische Schule. Nun wurden auch die Gelder für das dritte Jahr gesprochen.

Von Anfang an unterstützt die Katholische Kirche Region Bern die Ukrainische Schule «Ridne Slovo». Nun wurden auch die Gelder für das dritte Jahr gesprochen.

Noch immer tobt unmittelbar vor der Haustür Europas ein furchtbarer Eroberungskrieg. Millionen von Menschen, die noch vor einigen Jahren ein halbwegs normales Leben geführt haben, die in Schulen, Krankenhäusern oder Fabriken gearbeitet haben, die Familien gegründet, Freundschaften gepflegt, sich für ein besseres Leben eingesetzt haben, mussten ihre Familien und ihre Heimat verlassen, ohne zu wissen, was sie erwartet. Tagtäglich werden sie mit neuen Hiobsbotschaften konfrontiert, von der Zerstörung des Krankenhauses, in dem sie geboren wurden, oder von dem Supermarkt, in dem sie eingekauft haben und der jetzt dem Erdboden gleich gemacht wurde, oder von den vielen Toten, unter ihnen Söhne, Väter, Ehemänner. An Rückkehr zu denken, grenzt an Hohn.

Spagat zwischen Hoffnung und Resignation

Gerade in diesen Zeiten ist es vielen Ukrainer:innen wichtig, den Kontakt zu ihrem Land, zu ihrer Kultur zu halten. Es ist ein Anker der Hoffnung angesichts der Zerstörung aller materiellen Werte. Die Pflege der kulturellen Identität schafft Gemeinschaft und stellt eine innere Verbindung her zu den Menschen in der Ferne. Nicht zuletzt äussert sich darin bei vielen auch der konkrete Wunsch, wieder in die Heimat zurückzukehren. Was dennoch bleibt, ist der Schwebezustand zwischen erwarteter Anpassung und dem Recht auf die eigene Herkunft, der Spagat zwischen dem Abfinden mit dem Status quo und der Hoffnung auf Rückkehr, das Gefühl nirgendwo richtig dazu zu gehören.

Wunsch nach Zugehörigkeit

Kinder treibt dieses Gefühl nach Zugehörigkeit häufig noch stärker um, auch wenn sie es vielleicht nicht so deutlich artikulieren. In der Schule kommt es sehr schnell zu Ausgrenzung. Gleichzeitig sind Kinder sehr leicht manipulierbar, sind Weltmeister in Anpassung, um zu gefallen. Viele Regelschulen in der Schweiz leisten in puncto Integration von geflüchteten Kinder und Jugendlichen einen sehr guten Job. Das Gefühl der Regelmässigkeit des Schulalltags vermittelt vor allen Dingen Sicherheit, zumindest das Gefühl von Normalität.

Identität und soziale Skills

Seit drei Jahren gibt es in Bern darüber hinaus die Ukrainische Schule «Ridne Slovo», die von Anfang an von der Katholischen Kirche Region Bern unterstützt wird. Ziel war und ist es, die Integration der ukrainischen Kinder in die Schweizer Gesellschaft zu erleichtern und ihnen gleichzeitig zu ermöglichen, ihre kulturelle Identität zu bewahren, das bedeutet in erster Linie die Förderung und Erhaltung der ukrainischen Kultur und Sprache. Es geht aber auch darum, soziale Kompetenzen zu stärken,  die persönliche Entwicklung der jungen Generation zu unterstützen und den interkulturellen Austausch zu fördern.

Dreifaltigkeit als Ankerpunkt

Bis zum 1. Januar 2024 traf sich die Schule jeweils samstags in den Räumen der Dreifaltigkeit. Auch nach dem Wechsel in die Räumlichkeiten der Volkshochschule Bern ist die Dreif ein wichtiger Ankerpunkt für die ukrainische Gemeinde: «Wir sind sehr glücklich darüber, weiterhin die Gelegenheit zu haben, Feiertage und Konzerte in der Dreifaltigkeitskirche auszurichten. Die letzte kulturelle Veranstaltung zum Weltkindertag am 1. Juni 2024 durften wir im Garten der Kirche abhalten», so Lyudmyla Zuber, Co-Leiterin der Schule.

Professionalität und individuelle Betreuung

Nicht zuletzt durch die Unterstützung des Bärner Härz der Katholischen Kirche Region Bern ist die Schule heute professionell aufgestellt. Sie beschäftigt zwölf Lehrkräfte und vier Mitarbeitende im administrativen Bereich. Viele Kinder erhalten wichtige Unterstützung durch individuelle Stunden mit einer ukrainischsprachigen Logopädin und Psychologin. In diesem Schuljahr wurden 100 aktive Schüler:innen und 35 freiwillige fakultative Besucher:innen betreut.

 

Mehr zum Ukraine-Hilfspaket und zum Bärner Härz der Katholischen Kirche Bern finden Sie HIER.

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