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Zurück im Alltag

Kolumne «Adiéu» von Judith Furrer

Sonntag Abend, Mitte August. Die Kids sind schon im Bett. Ich sitze wehmütig auf der Terrasse in der Dämmerung und lasse die vergangenen Wochen Revue passieren. Sind die langen Sommerferien nicht die schönste Zeit des Jahres? Ausschlafen, nichts müssen, lange laue Sommerabende, Nächte im Zelt, Schlauchbootfahrten auf der Aare, Muscheln suchen am Meer und Cervelat vom Feuer in den Bergen. Ach, wie schön wäre es doch, wenn diese Wochen nie zu Ende gehen würden.

Doch morgen hat uns der Alltag wieder. Die Schulrucksäcke und Arbeitstaschen sind gepackt, der Wecker ist gestellt. Der Alltag wartet auf uns. Ich bemühe mich, gedanklich bei den vielen schönen Erinnerungen zu verweilen, spüre aber, dass Unlust und Schwere sich einschleichen. Ich habe keine Lust, ab morgen wieder alles Mögliche zu müssen. Wo bleibe ich selber in der ganzen Rennerei? Was soll das alles? Der «Ferien-End-Blues» überfällt mich zuverlässig jeweils zu dem Zeitpunkt, den er mit seinem Namen ankündigt.

Und so bleibe ich noch ein paar Minuten lustlos und gefüllt mit schönen Erinnerungen auf der Terrasse sitzen, gebe mir dann einen Rück und gehe - früher als in den letzten Wochen - ins Bett. Der nächste Morgen wird kommen. Und zum Glück weiss ich irgendwo in mir drin, dass auch der Alltag viele schöne Erlebnisse und Begegnungen bereithält. Und wenn er mich erst einmal wieder hat, der Alltag, dann scheint mir mein Leben doch sehr glücklich und reich. Auch wenn das an jenem Sonntag Abend für einen Moment ein wenig in den Hintergrund gerückt ist.

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