Statement zu den Missbrauchsfällen in der Katholischen Kirche der Schweiz

Wir brauchen einen grundlegenden Wandel

Sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche Schweiz ist lange bekannt. Umso mehr schockiert uns das Ausmass der Ergebnisse der Pilotstudie zum sexuellen Missbrauch in der Katholischen Kirche der Schweiz und rüttelt an den Grundfesten unserer Überzeugungen von Solidarität, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Dabei handelt es sich nur um die «Spitze des Eisberges», wie die Wissenschaftler:innen der Universität Zürich prognostizieren. Es ist höchste Zeit, dass die Verbrechen aufgearbeitet werden.

Jeder einzelne Missbrauchsfall hinterlässt tiefe Verletzungen. In erster Linie bei den Betroffenen, die häufig ein Leben lang unter den Folgen des Missbrauchs zu leiden haben, aber auch bei deren Familien und Freunden. Viele Betroffene erleben gerade in diesen Tagen eine Retraumatisierung der Geschehnisse. Das körperliche und seelische Leid, das sie bis heute ertragen müssen, ist für Aussenstehende nicht vorstellbar und macht uns sprachlos. Hierfür gibt es keine Entschuldigung.

Das Versagen von Verantwortungsträgern früher und heute erzeugt Wut, Trauer, Überforderung und Enttäuschung bei jenen, die sich für diese Kirche engagieren. Vielen fällt es schwer, sich mit dieser Kirche zu identifizieren. Uns allen ist klar: Ein «weiter so» darf es nicht geben. Wir brauchen einen Abbau von Machtstrukturen, die in der Vergangenheit Missbrauch und dessen Vertuschung begünstigt haben, und einen grundlegenden Wandel in den Fragen der Sexualmoral, des Priester- und Frauenbilds sowie der Ausbildungs- und Personalpolitik.

Das ist ein langer Prozess, bei dem jeder Schritt zählt. Umso wichtiger ist es, dass wir dort handeln, wo wir handeln können. Mit dem Präventions- und Interventionskonzept zum sexuellen und spirituellen Missbrauch hat die Katholische Kirche Region Bern einen entscheidenden Schritt getan, um in Zukunft Missbrauch zu verhindern.

Wir danken allen, die dabei helfen, dass Missbrauch aufgeklärt oder verhindert wird, und jenen, die sich weiterhin für ein menschenwürdiges Zusammenleben in einer Kirche einsetzen, in der sexueller und spiritueller Missbrauch keinen Platz hat. Das sind wir den Opfern schuldig.


Mathias Arbogast, Fachstelle Sozialarbeit
Gaby Bachmann, Pfarrei Dreifaltigkeit, Paroisse catholique Bern
Nicolas Betticher, Pfarrei Bruder Klaus Bern
Emmanuel Cerda,
Misión Católica de Lengua Española
André Flury, Pfarrei St. Marien Bern
Antonio Grasso, Missione Cattolica di Lingua Italiana
Ruedi Heim, Pastoralraumleitung/Pfarreien St. Mauritius und Antonius Bern
Felix Klingenbeck, Pfarrei St. Johannes Münsingen
Doris Hagi Maier und Johannes Maier, Pfarrei St. Franziskus Zollikofen und Heiligkreuz Bremgarten
Andrea Meier, Fachstelle Kinder und Jugend
Peter Neuhaus, Fachstelle Ehe, Partnerschaft, Familie
Petra Raber, Pfarrei Auferstehung Konolfingen
Patrick Schafer, Pastoralraumleitung
Peter Sladkovic, Pfarrei St. Martin Worb
Christine Vollmer, Pfarrei St. Josef Köniz und St. Michael Wabern-Belp
Edith Zingg, Pfarrei Guthirt Ostermundigen

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