Forum Schatzkiste


José Balmer vertritt seine persönliche Sicht. Wer auf seine Anregungen einsteigen will, kritisch, zustimmen oder ergänzend, kann das in unserem begleitenden Forum tun. Benutzen Sie dafür das Online-Formular oder senden Sie Ihren Beitrag an: Redaktion kathbern, Alpeneggstrasse 5, 3012 Bern.

 

Nr 48: Jose Balmer, Detlev Hecking

Dank des pfarrblattes bin ich wieder ein wenig klüger geworden! Ich hatte bisher immer gedacht, dass man Leute, die an die Gottessohnesschaft Jesu glauben, als „Christen" bezeichnet, doch jetzt weiss ich, die korrekte Bezeichnung lautet „Dogmatiker“ (klingt eher unangenehm). Dass Gott in Jesu Mensch geworden ist, hielt ich für das Fundament unseres Glaubens (Credo). Aber jetzt bin ich von Jo Balmer und Detlef Hecking aufgeklärt worden: Das sind überholte Ansichten von schlichten Gemütern. Nach dem derzeitigen Forschungsstand war Jesus Christus nicht Gottes Sohn, sondern ein jüdischer Wunderrabbi mit Helfersyndrom, über dessen Tod seine Follower so verzweifelt waren, dass sie kurzerhand posteten, er sei von den Toten auferstanden, weil er oh my God ist, und er würde demnächst hammermässig wiederkommen, um die Mega-Show abzuliefern (Elvis lebt!). Dann feierten sie erst mal ordentlich Party in ihrer antike Kommune mit allen echt krass-abseitigen Typen als Zeichen für Solidarität und so. 

Ziemlich zeitgeistig, nicht? Jesus als Anti-oder-pro-was-auch-immer-Projektionsfläche ist eben nicht wirklich neu und damit in keinster Weise überraschend oder gar provozierend. Denn: Die Kirche war ja schon immer zeitgeistig. Im Mittelalter etwa hatte sie, wie Jo Balmer empört feststellt, feudale Strukturen und den Zehnten. Welche Herrschafts- und Wirtschaftsstruktur hätte sie damals sonst haben sollen? Open Access und Bankeinzug? Dass Menschenwerk per se anfällig für Fehler ist, entschuldigt diese Fehler nicht. Doch wer Fehlerlosigkeit erwartet, will ja wohl jetzt schon den Himmel auf Erden (winkt da um die Ecke etwa, Gott bewahre! … der Teufel?). Und hinterher schlauer sein als andere, kann jeder. Ein paar Leute in dieser Kirche werden sich doch hin und wieder  – mal schlecht, mal recht – um die Gläubigen gekümmert haben? Sonst gäbe es diesen Laden ja wohl nicht mehr – ist immerhin der älteste der Welt. Jetzt zu Beginn des 21. Jh. ist unsere Kirche dialogorientiert, in Pastoralräume strukturiert, mit dem Produkt „christlicher Glaube“ auf dem Transzendenz-Markt positioniert und für Gläubige angebotsorientiert. Klingt alles extrem zeitgeistig und gähn-langweilig. Die Kirche heute hat ein Image zwischen Konzern und NGO. Von Gott ist nur noch selten die Rede. Was wiederum sehr zeitgeistig ist. Was uns wohl der Zeitgeist in 40 Jahren abverlangt? Wie harsch deren Vertreter dann über uns Heutige urteilen werden?

Natürlich ist nicht alles grossartig, nur weil die Kirche (wer ist das?) es sagt. Aber es ist auch nicht einfach mal das Gegenteil grossartig, weil irgendjemand oder zwei (oder drei), und seien sie noch so theologisch studiert, etwas im pfarrblatt schreiben, was etliche Leute bereits Jahrhunderte zuvor schrieben, seither trotz vieler Wiederholungen dennoch nicht klüger geworden ist. Meine persönliche Einsicht zu Jesus Christus, die sich zufällig mit der dieser Dogmatiker, den Typen mit dem Faible für die ewigen Wahrheiten im Meer des Zeitgeistes, deckt: Ich optiere für die Variante Gottes Sohn. Warum sollte ich meine unsterbliche Seele einem offensichtlich grössenwahnsinnigen Typen anvertrauen, dessen beste Freunde realitätsferne Fanatiker waren und systematisch Lügengeschichten verbreiteten? 

Aus den Beiträgen von Jo Balmer gewann ich folgenden Eindruck: Hier ringt jemand mit sich und seinem Glauben. Jemand, der verzweifelt an einer Kirche, die immer nur unvollkommenes Menschenwerk sein wird, die niemals diesem hohen Ideal gerecht werden kann, das ihm für (s)eine Kirche vorschwebt, jemand, der selbst alles gegeben hat, um anderen zu helfen, aber menschengemachte Strukturen und das Leid dieser Welt anklagt und die Schuld daran der Institution „Kirche“ gibt und darüber auch an der Botschaft, die diese Kirche verkündet, der Gottessohnesschaft Jesu, zweifelt. Von Gnade, von Trost, von Liebe, von Hoffnung, von Vergebung, was uns genau dieser Jesus, die Person Gottes, die Mensch geworden ist, uns Menschen, Gottes Ebenbild, bestehend aus Körper und Seele, für diese und die nächste Welt verkündet und versprochen hat, fand ich bei Balmer: wenig. Wahrscheinlich geht es vielen wie Balmer so, sonst wäre diese Serie ja nicht auf diesen Widerhall gestossen. Da drängt sich mir die Frage auf: Wo ist denn der fröhliche Teil der Frohbotschaft Evangelium geblieben? So viel Frust! Oder ist das nur mein Eindruck, u. a. bei der Lektüre des pfarrblattes? Warum bietet der Glaube an Jesus heute offenbar vielen seiner Gläubigen, die sich zudem aktiv in der Kirche engagieren, so wenig Trost, Kraft, Freude und Energie? Viele wagen auch gar nicht mehr, offen zu sagen: Ich bin Christ oder: Ich bin Katholikin. Das gilt ja mittlerweile schon als abseitig. Machen Sie doch mal darüber eine Serie! Und wagen Sie mal etwas im pfarrblatt: Lassen Sie zur Abwechslung auch ab und an ein paar Leute zur Wort kommen, die an Gott, an Jesus, an die Auferstehung, die Vergebung der Sünden und an das ewige Leben – den ganzen Katalog des Credo – glauben. Was – weiss Gott – schwieriger ist als viele, die es nicht tun, behaupten und leichter, als manche, die es tun, zugeben.

Barbara Seidel Baeriswyl

 

Nr 48: Denis Theurillat / José Balmer

Wie beglückend, Jesu Frohe Botschaft im «Klar-Text» zu hören: in Weihbischof Denis Theurillats Artikel «Auslöser der Barmherzigkeit ». Dank an Weihbischof Theurillat! Wie hilfreich, Jesu Frohe Botschaft dann auch im «Kon-Text» unseres Alltags zu bedenken: Dank an José Balmer! Wie wertvoll, Jesu Frohe Botschaft als differenzierte «Text-ur» lesen zu lernen: Dank an Detlef Hecking! Wie kostbar, einen Ort zu haben, wo sich Verschiedenheiten so begegnen und ergänzen können: Dank an das «pfarrblatt»!

Jürg Lenggenhager, Bern

Nr 48: «Auslöser der Barmherzigkeit » von Denis Theurillat

Unter dem Titel «Auslöser der Barmherzigkeit » schreibt Weibischof Denis Theurillat zur Familiensynode: «Die endlosen Kommentare darüber, ob den wiederverheirateten Geschiedenen der Zugang zu den Sakramenten gewährt werden soll oder nicht, macht mir grosse Mühe. Genau aus diesem Grund verlange ich mit Entschiedenheit, dass die unendliche Barmherzigkeit Gottes nicht abgebremst wird, indem wir unserer eigenen Barmherzigkeit Grenzen setzen. Wer wird mir weismachen können, dass Gottesbarmherzigkeit nicht unendlich sei gerade gegenüber einem Menschenherzen, das sich ihm zuwendet?» Was der Weihbischof mit Rücksicht auf alle Strömungen in der katholischen Kirche andeutet, sagt der Theologe José Balmer zum Thema «Unheilige Hierarchie» mit Blick auf die Kirchengeschichte ohne Umwege: «Der Klerus beanspruchte alle Entscheidungen und Lehrkompetenz für sich. Das Volk hatte nur zu gehorchen, zu arbeiten, den Zins abzuliefern und brav zu beten … Es bedarf eines starken Papstes, mit dieser Ordnung aufzuräumen.» Franziskus möge seine Kraft erhalten bleiben und dem «pfarrblatt» der Mut zur Realität.

Guido Lauper, Spiez

Jose Balmers Tagebuch, Detlev Heckings Antwort Pfarrblatt Nr. 48

Für mich war und ist es schwierig, auf die ethische Perspektive dieses Tagebuchs einzugehen, nicht weil ich mich an so etwas wie „Häresie“ gestossen hätte bzw. weiter stossen würde, sondern, weil uns solche ethischen – ich sag’s mal ganz polemisch überpointiert, verzeihen Sie, Jose Balmer – „Floskeln“ heute gar so leicht aus der Feder oder von den Lippen fliessen.

Ich würdige den Werdegang von Jose Balmer sehr. Natürlich stimmen seine Worte und es wichtig, das immer wieder zu betonen und zu erwähnen, aber es droht in, sorry,  Kitsch auf ganz ganz hohem Niveau sich zu verlieren, die in den vergangenen Jahren in den schönen Peace-Fahnen ihren deutlichsten Ausdruck fanden.  Gerade in der Ausgabe 49 wird der dunkle Aspekt Gottes so was von ausgespart, die Juden der hebräischen Bibel wussten noch mehr davon, passen wir auf, dass wir uns Gott in unserem Bedürfnis, geliebt zu werden, nicht so einfach  verfügbar machen.

Ich erwarte von ethischem Impetus etwas anderes –  auch eine Selbstreflektion, dass wir uns heute eben bei unseren Äusserungen nicht mehr wirklich mit der Provokation auseinandersetzen müssen, der sich Jesus in seinen Worten damals stellen musste, ich glaube, das ist ein springender Punkt. Die Tugend ist ungefährlich geworden und hat damit ihre Spitze verloren, schrieb Robert Musil sinngemäss. Die ethische Forderung wäre somit, die Provokation neu zu finden und zu erfinden. Jose Balmers Worte provozieren die Reine Lehre, aber mitnichten die Ethik, das ist für mich der springende Punkt.

Theodor Adorno prägte den scharfen Satz, dass es kein richtiges Leben im falschen Leben gäbe. Auf diesen Grundwiderspruch wird auch im Tagebuch viel zu wenig bis gar nie hingewiesen – das ist aber die Auseinandersetzung jedes von uns, der/die nicht nach einem jesuanischen Prinzip des Alles, aber wirklich Alles Teilens lebt. Wie einfach ist es für mich, als sehr engagiertem Sozialarbeiter mit einem akzeptablem Lohn über Armut zu sprechen?! Oder für andere sozial Engagierte, Tätige mit ähnlichen oder noch höheren Löhnen? Dass wir, jede und jeder von uns diesen uns ganz persönlich betreffenden inneren Grundwiderspruch nicht öffentlich machen in unseren ethischen Stellungnahmen, das droht dann die besten und wahrsten und richtigsten Worte für mich immer irgendwie, sorry, schal zu machen. Ein solches inneres verdrängtes Tagebuch führt wohl nämlich jede und jeder von uns in mehr oder weniger privilegierten Positionen. Erst wenn ich vielleicht einmal einen Flüchtling wirklich bei mir zuhause aufnehme, dann brauche ich keine Worte mehr.  Was aber nicht heisst, dass ich mich ohne Aufnahme eines Flüchtlings  zur Flüchtlingsfrage nicht äussern darf und soll, solche Kurzschlüsse macht nur eine wöchentlich erscheinende Zeitung in Zürich. Es gibt leider auch reaktionäre Floskeln, da sind mir dann die die von mir hier kritisierten Floskeln allemal viel lieber. Aber die Beschämung über den Widerspruch zwischen meinem Ideal und meiner Wirklichkeit bleibt. Und diese Beschämung ist dann vielleicht die Triebfeder meines Glaubens.  Den meisten unter uns gelingt es aber wohl, anständig und redlich kleine Brötchen zu backen in unserer gelebten Mitmenschlichkeit. Und da sind mir dann die Worte des Tagebuchs oft bei aller Richtigkeit und Wichtigkeit viel zu hoch. Wenn jede und jeder von uns sich den Rahmen setzt, den sie und er ausfüllen können in praktizierter Ethik, dann wäre schon viel erreicht. Ein grosser Rahmen, der nicht ausgefüllt wird, bleibt hohl.

(Vielleicht haben Sie es bemerkt, ich wollte mich in diesem Leserbrief bewusst in Provokation üben.)

Sandro Fischli, Bern

Detlef Hecking - Von Christologie keine Ahnung

Was einer tut, sagt mehr als seine Worte. Praxis vor Theorie? Ja! Erst kommt die Erfahrung, dann die Lehre.

Christentum ist nicht zuerst Forderung, Ethik, sondern Kraft, Motivation, und die kommt aus der Auferstehung. Mitte unserer Praxis ist, dass es in unseren Herzen zu sehnen und zu beten beginnt (Röm 8). Lebendiges Vertrauen, Glaube, ist zuerst Ergriffenwerden, staunendes Zulassen, erst später Verstehen.  Nicht das Machen des Menschen steht im Zentrum, sondern die tätige Annahme des lebendigen Geistes.

In Mt 25 spricht Jesus als Weltenrichter, als Auferstandener. Hier ist sehr wohl eine Christologie vorausgesetzt! Wo einer die Auferstehung nicht bekennt, Jesus und der Geist nicht als wahrer Gott anbetet, bleibt nur Moral. Wir Christen können in ihr etwas Eigenes wiedererkennen und von anonymen Christen sprechen. Wir können gut zusammenwirken. Wir können uns, im pfarrblatt, inspirieren lassen. Aber für Christentum im vollen Sinn reicht das nicht.

Thomas Philipp

 

Serie allgemein

Herr Hecking hat völlig recht mit seiner Annahme, dass negative Stellungnahmen eher geäussert werden als positive. (Pfr.B.48) Ich bin reformiert und habe mich nun ein ganzes Jahr immer wieder auf die Artikel von José Balmer gefreut. Seine Theologie und sein Christsein ist für mich genau das, was Jesus eigentlich gemeint hat. Ja, diese Beiträge waren mit ein Grund, dass ich das kath. Pfarrblatt nach dem Tod von meinem Mann immer noch aboniert habe. Schade, dass nun Schluss sein soll....

Änni Dähler-Jecker, Thun

Nr. 45, Ewiges Leben

Die Texte von Herrn José Balmer gefallen mir sehr und ich danke ihm sehr dafür! Ich stimme im Allgemein rundum zu.
Im letzten Beitrag sagt er, wir "wissen nichts über ein Leben nach dem Tod". Ja, wir wissen nichts, das ist richtig. Jeder darf denken und glauben, was er will. Wenn Herr Balmer sagt, der Mensch lebe wohl nach dem Tod nicht weiter, glaubt er wohl, der Mensch sei nur ein "materielles Wesen" - somit eine Art "Maschine".

Ich hätte trotzdem einige Gegenfragen:
1. Die Zellen eines z.B. 50-jährigen Menschen haben sich seit seiner Geburt mehrmals total erneuert - trotzdem bleibt der Mensch in seinem Persönlichkeitskern derselbe. Weswegen?
2. Trotz festgelegtem anatomischem Aufbau ist die Persönlichkeitsstruktur jedes Menschen auf der Welt vom anderen verschieden - d.h. kein Mensch ist gleich - wie kommt das?
3. Was "sagt unserem Körper" resp. leitet ihn dazu an, den Stoffwechsel in Angriff zu nehmen - was leitet z.B. auch unsere hormonellen Drüsen an?
4. Was sind Gedanken? Lediglich "Bewegungen" in unseren Neuronen? Weshalb spüren z.B. Menschen, dass jemand sie in den nächsten 15 Minuten anrufen wird?
5. Ein genialer Mensch erschafft eine wunderbare Komposition - was genau ist das? Sind es schwarze Zeichen auf weissem Papier? Sind es Schallwellen? Oder ist es auch ein geistig-psychisches Produkt - nicht materiell - das dieses besondere, individuelle Wesen geschaffen hat?
6. Das gilt auch für einen grossen Roman der Weltliteratur: sind es nur schwarze Zeichen auf weissem Papier und was ist dann diese "grosse geistige Idee"? Ist sie materiell? Das kann man kaum sagen!
7. Nach neusten Forschungen "kann eine geistige Tätigkeit unser Gehirn formen". Bis anhin nahm man das Umgekehrte an...
8. Jeder Mensch hat eine ganz individuelle Biographie. Damit hat er auf seine Umgebung eingewirkt und evtl. sogar die Zukunft der Erde beeinflusst… je nach seinem „Stand“ – es kann positiv oder negativ geschehen sein. Wenn der Mensch will, kann er seine Biographie (geistig) für die Zukunft zur Verfügung stellen… z.B. in Buchform.  

Ich hätte noch mehr anzufügen...

Verena Haag, Bern

An Stefan Fleischer 25.8.2014

Mein Gott, Stefan, was erzählst du mir da für Geschichten?! Natürlich kenne ich den Leitspruch der Redemptoristen und weiss, dass der heilige Alfons an die Vergebung der Sünden durch Gott glaubte. Vielleicht weisst du auch, dass er Patron der Moraltheologen ist, weil er selber ein grosser Moraltheologe war und sich als Probabilist gegen den damals üblichen moralischen Rigorismus wandte. Damit hat er viele Menschen von ihrer seelischen Last befreit, psychologisch befreit! Leider vergassen das später viele Volksmissionare. Sie verbohrten sich in die Sündhaftigkeit der Menschen und richteten mit ihren Höllenpredigten mehr Schaden an als Heil. An die Vergebung durch Gott glaube ich noch immer. Nur sage ich es mit einem anderen Verständnis von Gott und von Vergebung. Für mich sitzt Gott nicht auf einem Thron, der seinen Sohn in den Tod schickt, um daran sein Wohlgefallen zu finden. Das ist das Drehbuch eines altehrwürdigen Mysterienspiels. Ich dividiere die Welt auch nicht auseinander in Geistig gegen Weltlich-materiell-psychologisch. Wo geschieht denn geistig-seelische Erlösung, wenn nicht im Weltlich-materiell-sozial-politisch-psychologischen? Wenn Gott wirkt, wirkt er da. In diesem Sinn erlaube ich mir ganz einfach, selbständig zu denken und für mich zu neuen Einsichten zu kommen. Aber das ist jedem selber überlassen.

José Balmer

Offener Brief an José Balmer, Theologe und Hilfswerkmitarbeiter, Freiburg (CH)

Lieber José

Deinen Kommentar im Berner Pfarrblatt vom 18. Juni 2014 habe ich erst gestern gesehen. Zumindest deiner Interpretation des Begriffs „Redemptor“ im Namen der Kongregation vom Allerheiligsten Erlöser (Redemtoristen) muss widersprochen werden. Dieser Name stammt aus dem Wahlspruch, den der heilige Alphons von Liguori seiner Gemeinschaft gegeben hat: „copiosa apud eum redemptio“ (Überreich ist bei ihm die Erlösung) der aus dem Psalm 129 der Vulgata (130 in der Einheitsübersetzung) genommen ist. Dieser ganze Psalm spricht von nichts anderem als von der Vergebung der Sünden und endet mit der Verheissung: „Ja, er (der Herr) wird Israel erlösen / von all seinen Sünden.“ Diese Verheissung nimmt dann der Verkündigungsengel in Mt 1,21 wieder auf und bezieht sie auf Christus, womit ganz klar die Gottheit dieses soeben empfangenen menschlichen Wesens bezeugt wird. Das Wappen dieser Kongregation zeigt das Kreuz auf drei Hügeln mit den Marterwerkzeugen. Dieses Wappen ist auch auf dem Professkreuz abgebildet, das Du höchstwahrschein ebenfalls erhalten hast. Aus dem Leben des Heiligen Alphons wissen wir, dass das Schwergewicht seiner Verkündigung auf dieser Erlösung im Sinn der Vergebung der Sünden durch den Kreuzestod unseres Herrn lag. Die Redemptoristen waren lange Zeit für ihre Volksmissionen berühmt, deren Kerngedanke das paulinische „Lasst Euch mit Gott versöhnen“ (2.Kor 5,20) war.

Zu meiner Internatszeit in Matran (Deine dürfte nicht sehr viel später gewesen sein) wäre es niemanden auch nur im Traum in den Sinn gekommen, in diesen Wahlspruch irgendwelche befreiungstheologische Gedanken hinein interpretieren zu wollen. Auch war damals jedweder Zweifel an der wahren Gottheit Christi undenkbar. Wir können also davon ausgehen, dass Du deine Ordensgelübde abgelegt hast im Glauben an die Heilige Dreifaltig, wie er in beiden Glaubensbekenntnissen, insbesondere im grossen, das wir damals jeden Sonntag beteten. Auch Deine Priesterweihe hast Du auf der Basis dieses Glaubens empfangen hast, zusammen mit dem Auftrag, im Dienst der Kirche diese Lehre zu verkünden. Ebenso bist Du auf den Namen dieses dreifaltig einen Gottes getauft, und hast Dich in Deiner Firmung bewusst und öffentlich dazu bekannt. In unserer Internatszeit lehrte man uns auch, dass der christliche Glaube, der Glaube aller christlichen Konfessionen, wesentlich auf diesen beiden Elementen, der Trinität und dem Kreuzesopfers, aufgebaut sei, dass sich niemand wahrhaft Christ nennen könnte, der sich nicht auf jenen Christus stützt, der als wahrer Mensch und Gott die Menschen durch sein Leiden, Tod und Auferstehung die Menschen aus ihren Sünden erlöst hat.

Weshalb Du nun plötzlich das Ganze uminterpretiert in eine Befreiung im weltlichen, materiellen und/oder psychologischen Sinn, kann ich nicht nachvollziehen. Besonders bedenklich scheint mir Deine Aussage, die Botschaft Christi befreie von falschen Schuldgefühlen. Was Du unter falschen Schuldgefühlen verstehst sagst Du zwar nicht konkret. Wir alle aber wissen, dass mangelndes oder verdrängtes Schuldgefühl der Erlösung diametral entgegen steht. Dies behindert oder verhindert gar die Versöhnung zwischen uns Menschen und die Versöhnung mit Gott, und führt oft zu Anklagen gegen alles und jeden, das oder der eine konkrete Schuld hätte verhindern können, hätte man sich nicht als „freier“ Mensch darüber hinweg gesetzt. Einen inneren Frieden allerdings schenkt dies uns nicht.

Gelobt sei Jesus Christus, unser Herr und Erlöser
Dein Stefan Fleischer

Serie allgemein

Die Auseinandersetzung um diese wöchenliche Publikation ist für mich wie eine Zeitaufnahme aus einer langen, andauernden dialektischen Auseinandersetzung damit, was Glauben bedeuten soll oder kann. Hier eine Verteidigung der Reinen Lehre, die im schlimmsten Fall menschenverachtend und unterdrückend sein kann und in der Geschichte des Christentums leider auch war – da ein Glaube, der sich im schlimmsten Fall auf Humanismus plus Sozialethik plus Tiefenpsychologie, alles auf hohem Niveau, reduziert und Gefahr läuft, beliebig zu werden. In Letzterem ist dann zwar Gott sei dank der Mensch achtungsvoll miteinbezogen und berücksichtigt. Aber es fehlt dann auch hier wieder etwas, nämlich, das Geheimnisvolle des Glaubens. So wie in einer Verteidigung einer reinen Lehre nie vergessen werden darf, dass diese den Menschen dienen soll – so darf im mir wichtigen Humanismus nicht vergessen werden, wie schnell dieser ohne ein Geheimnis schal werden kann und an der nötigen Kraft verliert, die er braucht, um wirksam zu bleiben. Vor einem Geheimnis zu stehen, genau das macht uns Menschen einander gleich. Und daraus schöpfen wir dann hoffentlich die Kraft, friedvoll und gerecht miteinander umzugehen. Ich glaube, dass der Glaube sich immer im Spektrum dieses Spannungsfelds Reine Lehre – Humanismus hin und her bewegt. Es ist nie ein Entweder- oder, es ist immer ein Sowohl-als-auch.

Sandro Fischli, Bern

Nr. 33/34: Freiheit kann zur Diktatur werden

Mir gefällt dieser Beitrag von Herrn Balmer, insbesondere die Formulierung «Die Freiheit darf andere nicht knechten. Sie ist nicht bloss Freiheit von Zwängen, sondern Freiheit für das Wohl aller.» Daran müssen wir doch wohl alle arbeiten!

Othmar Rutz, Krauchthal

Nr. 33/34: Freiheit kann zur Diktatur werden

José Balmer analysiert, wie Freiheit zur Diktatur werden kann. Zu Recht sagt er: Heute wird Freiheit nur noch als Recht für individuelle Entfaltung und Bereicherung gefordert. Der ehemalige Prof. Dr. Max Thürkauf, der einst an der Uni Basel lehrte, sagte hinsichtlich zum trügerischen Freiheitsbegriff der 1960er Jahre folgendes:
Es wird sich mehr denn je die Parole durchsetzen: «Die Freiheit von Gott – statt die Freiheit für Gott.» Gewiss, die Freiheit für Gott hat ihren Preis, denn Jesus sagt: «Wer mein Jünger sein will nehme täglich sein Kreuz auf sich – und folge mir nach.» Das heisst konkret: «Lebe nach den göttlichen Geboten.» Der Krieg gegen sich selbst ist der schwerste Krieg, doch jeder Sieg über sich selbst der schönste Sieg.

Max Walker, Frutigen

Serie allgemein

Auch wenn Jose Balmer seine Erfahrung in Bolivien hervorhebt, ist seine Theologie doch sehr eruopäisch, oder eher die Theologie der wohlhabenden, ersten Welt. Auch ich habe bei Redemptoristen in Bolivien gelebt, vielleicht im gleichen Ort wie er (Reyes), nur etwa 20 Jahre später. Ich war davor in Cochabamba im Seminar mit bolivischen Ordensbrüdern und angehenden Priestern. Während die Befreiungstheologie bei Jose Balmer wie dort als Hintergrund dient, so wird doch oft in Bolivien der lebendige Glaube an Jesus hervorgehoben, sowie eine konsquente persönliche Moral. Abgesehen von ein paar Kathedralen und den synkretistischen Gepflogenheiten (vor allem im Hochland) ähnelt der Glaube und Gottesdienst von aktiven Katholiken in Bolivien mehr dem der Pfingstgemeinden in Europa. In der Welt dort macht es wenig Sinn esoterisch über Gott zu denken. Man braucht Vertrauen und Hoffnung.
PS: Ich bin evangelisch und war anscheinend der erste evangelische der dort an der UCB Theologie studiert hat. Oft bin ich mit meinen Priesterfreunden in katholische Kirchen gegangen. Da meine Frau katholisch ist, erhalten wir das Pfarrblatt.

Tim Frank, Thun

Serie Balmer: «Strukturelle Gewalt: legale Ausbeutung»

Es ist eine Wohltat und stimmt mich hoffnungsfroh, die «Kontroversen» rund um die Gedanken von José Balmer zu lesen. Da habe ich mehr davon als von mancher Predigt, die von der Form her weder öffentlichen Beifall noch öffentliche Kritik zulässt. Im «pfarrblatt» ist durch die Serie so ein anregender Dialog entstanden, der aufrüttelt und zugleich bereichert. Einen Wunsch habe ich aber doch noch offen: Es wäre wunderbar, wenn wir uns alle trauen würden, uns den Mut und die Demut zuzugestehen, nicht immer gleich alles in «richtig oder falsch» einteilen zu müssen. Gott und was er mit uns vorhat, stelle ich mir viel, viel grösser als all unser Denken und Glauben vor. Lassen wir uns doch fragend immer neu überraschen.


Gerda Hauck, Bern

Serie Balmer: «Strukturelle Gewalt: legale Ausbeutung»

Da bringt es doch wieder einmal einer auf den Punkt, um was es heute geht und um was es schon zu Jesu Zeiten gegangen ist: zerstörerische Ungleichheit unter den Menschen, legitimiert durch die allgemeine Akzeptanz von Strukturen, die sogar in unserem Vorzeigeland einer Demokratie, der Schweiz, zu unermesslichem Reichtum der einen und neuerdings wieder zunehmend zu sozialem und wirtschaftlichem Elend der anderen führt! Ob Feudalismus der alten Zeit, Staatskapitalismus zu Zeiten der grossen kommunistischen Volksregierungen oder zerstörerischer, neoliberaler Kapitalismus der heutigen Zeit, immer ist es die Ungleichheit von Besitztums- und Machtverteilung zugunsten einiger weniger, die aufrecht erhalten werden soll mit allen Mitteln bis zu schrecklichen Regional- und Weltkriegen. Seit Jesu Aufrufen hat sich nicht viel verändert und die ehemals aufrührerischen christlichen Kirchen, aber auch andere Religionsgemeinschaften, schauen tatenlos zu oder – noch schlimmer – sind zu Helfershelfern ungerechter Strukturen geworden. Nichtsdestotrotz wird sich die Glaubwürdigkeit der Religionen immer an ihrem eigenen Anspruch messen, sich für mehr Menschlichkeit und Gerechtigkeit in dieser Welt einzusetzen. Das beginnt damit, die Ursachen strukturellen Unrechts mit seinen unmenschlichen Auswirkungen endlich wieder beim richtigen Namen zu nennen, statt sich hinter Vertuschungsparolen pharisäischer Politiker und Meinungsführer zu verstecken. José Balmer und dem «pfarrblatt» ist es hoch anzurechnen, dass hier wenigstens ein Anfang versucht wird, allen Widerständen zum Trotz!

Thomas Camenzind, Bolligen

Zur Serie - Leiden und „Opfertheologie“

Gott am Kreuz? Gott „der Allmächtige“ lässt über Jahrtausende unsäglich viel Leid und Schmerz in seiner Schöpfung zu. Wie geht er selber damit um?

Vielleicht lässt er sich selber ans Kreuz schlagen. Diese Vorstellung könnte uns einen Weg öffnen aus der Opfertheologie. Gott verlangt kein neues Opfer zu seiner Genugtuung (Satisfaktionslehre). Vielmehr leidet er selbst mit.  Das Kreuz wird Symbol des Leidens Gottes am Schmerz in der Welt. Anstelle unseres Vorwurfs: Warum lässt Gott das zu? müssten wir fragen: Wie hält Gott das aus?

Bruno Milani, Bern

Stellungnahme zum Leserbrief von Dr. sc. nat. Bruno Capelli

Ich kann den Einwand von Herrn Dr. sc. nat. Bruno Capelli sehr gut verstehen. Er hat den christlichen Glauben dermassen verinnerlicht, dass er zu einer existentiellen Gewissheit und einer unverbrüchlichen Sinnbasis geworden ist. Das ist durchaus möglich, aber nicht für jedermann und heute weniger denn je. Denn es handelt sich um einen verordneten Glauben. Katechismusfrage (alter Katechismus): „Was heisst glauben? Glauben heisst, alles für wahr halten, was Gott geoffenbart hat und durch die katholische Kirche zu glauben lehrt.“ Dieser Glaube hat sich in ersten drei Jahrhunderten unserer Zeitrechnung im sog. hellenistischen Kulturraum (griechische Philosophie, griechische Weltanschauung) entwickelt. Und es dauerte Jahrhunderte, bis dieser Glaube einigermassen flächendeckend in Europa verbreitet war und vielfach war dies nur unter Gewaltanwendung möglich (jahrelanger Kampf Karls des Grossen gegen die Sachsen). Erich Fromm meinte auch einmal sinngemäss, dass Europa das Christentum gar nie richtig angenommen habe, es sei ihm übergestülpt worden wie ein Hemd. Es ist ja auch erstaunlich, wie rasch sich im 16. Jh. ganze Völkerschaften vom katholischen Glauben abgewendet hatten und zum neuen protestantischen Glauben übergetreten waren. Sogar Österreich war zeitweise protestantisch und musste mit behördlicher Gewalt rekatholisiert werden. Heute leben wir in einer von der hellenistischen Kultur radikal verschiedenen Welt. Sie ist von der Aufklärung und den Wissenschaften geprägt. Der heutige Mensch lebt im Bewusstsein der Machbarkeit aller Dinge. Damit tritt er eigentlich an die Stelle Gottes; er schafft eine eigene Schöpfung, eine zweite Schöpfung, das ’regnum hominis’, das Reich des Menschen, welches nichts und niemandem verpflichtet sein soll als dem Menschen selbst. Ob das damit verbundene mechanistische und materialistische Weltbild das Sinnbedürfnis des Menschen befriedigen kann, ist eine andere Frage. Vermutlich ist die Überzeugung von Herrn Capelli ein tragfähigerer Sinngrund. Aber, wie gesagt, verallgemeinern lässt sich dies nicht. Noch ein Letztes. Märtyrertum ist kein Beweis für eine Religion. Es gibt in allen Religionen Märtyrer. Es gibt auch politische Märtyrer. Wenn ein Mensch von einer Idee zutiefst überzeugt ist, kann er bereit sein, sein Leben dafür zu lassen. Es gab übrigens im römischen Reich während den Christenverfolgungen bedeutend mehr Abtrünnige als Märtyrer (siehe Donatistenstreit im 4. und 5. Jh.)

Arnold Eichmann, Münchenbuchsee

Serie allgemein

Die letzten Ausgaben des Pfarrblattes habe ich einmal genauer gelesen. Es kommt mir so vor wie Etikettenschwindel. Auf dem Titelblatt steht Wochenzeitung der röm.-kath. Pfarreien, aber der Inhalt entspricht nicht dieser Lehre.

Als Beispiel die Serie von José Balmer. Sie fördert und unterstützt nicht unseren wertvollen katholischen Glauben. Herr Balmer stiftet Verwirrung und ein suchender Mensch wird mit diesen Beiträgen nicht zu Gott geführt, sondern noch mehr verwirrt. Unser katholischer Glaube hat sehr klare Vorgaben und es ist wichtig, dass wir diese wieder ungeschminkt verbreiten. Wer wenn nicht die röm.-kath. Wochenzeitung soll, muss und kann diese Glaubenswahrheiten am besten verbreiten?

Als Vorschläge wäre Papst Franziskus. Er hat schon so viele wertvolle geistliche Impulse vorgetragen, die sehr lohnenswert sind gedruckt zu werden. Und in der Kirchengeschichte gibt es unzählige grosse Heilige mit interessanten, bereichernden und zu Gott führenden Erfahrungen.

Ich hoffe sehr, dass das Pfarrblatt wieder den reinen katholischen Inhalt verkündet.

Astrid Junker, Bätterkinden

Nr. 27/28 Wie christlich ist unser Abendland?

Es ist immer das gleiche Muster. Man stellt die Geschichte des Christentums als grossen Kriminalfall dar. Die Kreuzzüge, der Dreissigjährige Krieg, die Kolonisation und -, sehr aktuell, - der Erste Weltkrieg, bieten sich diesbezüglich geradezu an. Man suggeriert mit diesen Themen ein einziges grosses Scheitern und Versagen des Christentums.

Dies hat zur Folge, dass eigentlich nur noch Deppen und Hinterwäldler an dieser Lehre in der tradierten Form (Christus als Sohn Gottes, der Tod am Kreuz, die Auferstehung usw. usf) unangefochten festhalten, während die „Theologen“ und die Toleranten sich permanent links und rechts für dieses Christentum entschuldigen und zur geistigen Untermauerung ihres Verhaltens an der Lehre (Glaubensbekenntnis) herumlaborieren. Als Beweggrund für solches Tun, habe ich in langen Diskussionen die Angst unmodern zu erscheinen und die Feigheit, sich offen zu Christus zu bekennen, erkannt.

Um es von Beginn weg ganz klar zu machen. In der Geschichte ist sehr vieles schief gelaufen! Da ist ohne Zweifel viel Versagen, viel Feigheit und sehr viel menschlich Allzumenschliches. Wer möchte dies leugnen! Doch all dieses Schiefgelaufene und Fehlgeleitete subkutan dem Christentum anzulasten, ja, ihm gar die Verantwortung zu übertragen, wie es Herr Balmer immer wieder macht, ist durch und durch unhistorisch, ja schlicht falsch! Es ist deshalb inakzeptabel, bei der Schilderung von Katastrophen und Gräueltaten stehen zu bleiben und so zu tun, als sei das Christentum massgeblich schuld an den Dramen. Hier gilt es, die ganze Wahrheit zu erzählen, Herr Balmer!

Im dunklen Haus der Menschheit tauchte vor 2000 Jahren einer namens Jesus auf. Er zündete ein Licht an. Einige haben dieses Licht behütet und es übers Meer, über die Alpen und in die Welt hinaus weitergetragen. Und so kam nach und nach, ganz langsam in einige Zimmer, in den Keller und sogar in den Estrich etwas Licht. Das Haus aber blieb dasselbe und die Bewohner auch. Viele dieser Lichter sind im Verlaufe der Zeit wieder erloschen, auch wenn da noch die Kerzenständer stehen (Europa). Viele dieser Lichter hielten dem Durchzug der Welt nicht stand. Einige wenige Lichter glimmen noch etwas weiter in Institutionen (Spitälern) oder in Gesetzen (Arbeitsgesetzgebung). Die meisten der Bewohner waren jedoch selber nicht Lichtträger, sondern simple Nutzniesser, sie standen dabei, um ein bisschen zu profitieren, um mit der Mehrheit zu laufen, Mitläufer eben, mehr nicht! Doch diejenigen, die das Licht behüteten und umsorgten, haben Mut gemacht und getröstet. Sie haben mit beiden Händen zugepackt und das Elend gelindert, wieder andere haben sich mit Vehemenz dem Unrecht entgegengestemmt…. Nicht wenige sind bei diesem Kampf im Namen Christi vom Weltgetriebe zermalmt worden. Allen diesen stillen und zumeist unbekannten Helden und Heldinnen (Christen, nicht Christenheit!) waren, so unterschiedlich sie im Einzelnen auch erschienen, zwei Dinge gemeinsam: Sie empfanden Jesu Botschaft als persönlichen Auftrag und sie waren im Gebet vereint mit Jesus. Für sie war ER mehr als ein humaner Sprücheklopfer oder (Welt-) Ethosverbreiter. Für sie war und ist Jesus der Urgrund ihres Handelns, das zumeist von der Welt als sinn- und aussichtslos beurteilt wurde. Ihr Handeln war mehr als ein Job, nämlich ein inneres Müssen.

Es besteht deshalb kein Grund, sich als Christ vor der Welt zu entschuldigen, im Gegenteil. Es besteht vielmehr der Auftrag Mut zu fassen und aufzubrechen, um die Botschaft, gefragt oder ungefragt in die Welt und in unseren Alltag hinaus zu tragen. „Ich kam in mein Eigentum…und ihr habt mich (als Mitmenschen) erkannt und aufgenommen…“

Dr. sc. nat. Bruno Capelli, Grosshöchstetten

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Zu Gandhi, dem wunderbaren Menschen, beten wir nicht. Wir verehren ihn.  Die Position José Balmers ist sympathisch; christlich ist sie nicht. Alle Christen bekennen sich in der Taufe ausdrücklich zum Glauben an Jesus Christus, der wahrer Gott ist.

Wir Christen begegnen in Jesus Christus Gott selbst. Das Geheimnis des Lebens zeigt uns in ihm sein Gesicht. Das Christentum ist viel mehr als Ethik: auch Trost, Halt, lebendige Erfahrung des Geistes, des unser und Jesu Herz beseelt.

Thomas Philipp, Bern

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

In seinem Beitrag zum „pfarrblatt“ Nr. 25 meint José Blamer, ein Bekenntnis zur Gottessohnschaft Jesu sei in der heutigen Kultur de Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaft unsinnig und sogar schädlich für den interreligiösen Dialog. Dazu eine erste Bemerkung: Ich sehe nicht ein, warum die heutige Kultur der Massstab für meinen christlichen Glauben sein soll! Unser gegenwärtiges rationalistisches und materialistisches Denken ist geprägt von einer extravertierten Einstellung, die nicht mehr an die Wirklichkeit einer unsichtbaren, spirituellen Welt glaubt. Wirklich existiert nur, was sinnlich wahrnehmbar ist und ausserhalb von uns liegt. Wir sind nicht mehr fähig, die tiefen und sinnvollen, aber irrationalen Wege zu entdecken, auf denen Gott die ganze Geschichte durchwirkt und das Leben jedes Menschen prägt. Darum fällt es vielen Christen schwer, sich zum Geheimnis der Gottessohnschaft Jesu zu bekennen.

Die historische-kritische Methode moderner Schriftauslegung kennt verschiedene Deutungsmuster, um Jesus als Sohn Gottes zu sehen. „Aber, dass sich Gott in Jesus auf absolute Weise dem Menschen selbst mitgeteilt hat, daran kommen wir nicht vorbei“, sagte einmal der grosse Theologe des letzten Jahrhunderts Karl Rahner. Die Botschaft des ganzen Neuen Testamentes ist eindeutig: Gott ist Fleisch geworden. Er hat unser sterbliches Fleisch angenommen. Er ist nicht nur der Ferne, sondern seit der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus auch der Nahe. Wenn ich das in Frage stelle, habe ich mein Lebenshaus auf Sand gebaut und nicht auf den festen Grund Jesus Christus. Mein Haus braucht einen absolut tragfähigen Grund, sonst wird es einstürzen (vgl. Mt 7,24 ff). Da Gott reine Transzendenz ist, „Erste und letzte Wirklichkeit“, wie Hans Küng oft betont, ist er somit auch immer jenseits aller menschlicher Bilder und Begriffe. Die neutestamentlichen Schriften lassen keinen Zweifel daran, dass ausgerechnet in diesem Mann Jesus von Nazareth Gottes Herrlichkeit erschienen ist. Es ist daher für den gläubigen Christen eine beständige Herausforderung, sich immer wieder neu für das Erscheinen Gottes in diesem Menschen Jesus zu entscheiden. Der Glaube braucht beständige Vertiefung, damit er in einer glaubenslosen Umgebung durchgehalten werden kann.

Ich komme zu meiner zweiten Bemerkung: Zum Dialog mit der Welt und anderen Religionen sind wir nur gerüstet, wenn wir selber tiefe Wurzeln haben, wenn wir in unserem christlichen Glauben fest stehen! Es geht jedoch nicht darum den anderen zu beweisen, dass die christliche Religion die beste ist. Vielmehr brauche es die Bereitschaft zur Achtung der anderen Religion und von ihr zu lernen, wenn wir als Christen gewisse Aspekte der Gottesbeziehung vernachlässigt haben. In Offenheit und Abgrenzung haben auch wir Christen die absolute Wahrheit nicht für uns gepachtet. Absolut ist nur Jesus Christus. Verwurzelt in unserer christlichen Identität bleiben wir solidarisch auf dem Weg mit allen Menschen, die nach Gott suchen.

Thomas Jenni, kath. Priester, St. Stephan

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Meinen wärmsten Dank an José Balmer und das Pfarrblatt für diese engagierten Gedanken zu bewegenden Fragen. Ebenso danke ich für den Mut Balmers und des Pfarrblattes, solche immer noch (zu) wenig verbreiteten Denkanstösse zu veröffentlichen.
Ohne allzu weit auszuholen, hier einige sinngemässe Ergänzungen meinerseits dazu: Recht bekannt ist, dass die Jüngerschaft Jesu über seinen Kreuzestod (eine damals übliche Form der Vollstreckung von Todesurteilen) sehr irritiert und enttäuscht war. Um dem Ganzen einen Sinn abzutrotzen, entstand in der Folge erzwungenermassen eine Umdeutung (Karlheinz Deschner "Der gefälschte Glaube") in Richtung Sündenvergebung durch ein Loskaufopfer Jesu, bzw. Erlösung durch Hinrichtung (Uta Ranke-Heinemann "Nein und Amen" - mein Abschied vom traditionellen Christentum), etc. In diesem kritischen Sinne auch Friedrich Nietzsche im "Antichrist" oder Willigis Jäger "Die Welle ist das Meer", u.a.
Jesus Christus ist auch ohne Kreuzestod und Auferstehung noch bedeutend genug, seinen epochalen Gedanken und wegweisenden Maßstäben zu folgen - dann erst recht: Fast scheint es, dass sich die Gläubigen zu wenig um diese "lebende" Seite Jesu kümmern und stattdessen vor der ungreifbaren Hypothese von Erlösungstod und Auferstehung (wohl menschlich-romantische Interpretationen) erstarren.

Patrizio Mazzola, Bern

José Balmers Replik auf die Leserbriefe

Geschätzte Leserinnen und Leser des Pfarrblatts

Meine Texte lösen starke Reaktionen aus. Manche entdecken darin wertvolle Gedanken, andere stossen sich heftig daran. Das zeigt, wie breit das Spektrum ist, in dem sich Menschen gegenüber der Frage nach Gott bewegen. Glauben ist für die einen, für wahr halten, was die Kirche sagt. Glauben ist für andere, eine persönliche Antwort suchen auf eigene Fragen, für die niemand eine definitive Antwort hat, weil die Frage nach Gott – dem Woher, Wohin und Warum – über menschliche Worte hinausgeht. Ich gehöre zu der zweiten Sorte, will aber niemandem seinen kirchlichen Glauben streitig machen. Jede und jeder hat das Recht, zu glauben, was er/sie für richtig hält (oder meint, glauben zu müssen), insofern dieser Glaube anderen nicht schadet. Ich stelle meine Überlegungen jenen zur Verfügung, die auf der Suche sind, weil die fix fertigen Wahrheiten sie nicht (mehr) überzeugen. Meine Texte verstehe ich aber nicht als neuen Katechismus, sondern als Anregungen zum selbständig Weiterdenken. Nur, wer wagt, selbständig zu denken? Und wer darf es? Einem Laien gesteht man es vielleicht zu, aber einem Theologen? Besteht Theologie darin, überlieferte Wahrheiten über Tausende von Jahren nur wiederzukäuen und ja nichts Neues zu denken und zu sagen? Theologie ist Dialog, Auseinandersetzung, sogar Streiten über die Frage nach Gott im Kontext der neuen Lebenserfahrungen und des neuen Wissens. Insofern freue ich mich über positive und negative Zuschriften. Allerdings würde ich nebst Emotionen auch einige Argumente erwarten. Mir ist klar, dass ich mit den Ausführungen über „Jesus Gottes Sohn“ in ein Wespennest gestochen habe. Diese Aussage macht nach der kirchlichen Lehre das Zentrum des Glaubens aus. Für Jesus war aber etwas ganz anderes das Wichtigste: Liebet einander! Er glaubte an die Liebe. Darum ging es ihm. Und daran erkennt man seine Jünger und Jüngerinnen. An nichts anderem (nicht wer sagt: Herr, Herr!).

José Balmer, 19.6.2014

Nr. 17, Liebe überdauert den Tod und Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Ich habe Herrn Balmer noch als Priester in St. Marien kennengelernt und erinnere mich gut an die „Abschiedsfeier“ von Priestertum in der Johanneskirche (St. Marien war damals Gast in der Johanneskirche). Ob er schon damals nichts vom Sohn Gottes wissen wollte, weiss ich natürlich nicht; der Rücktritt ist konsequent gewesen.
Ich bin erstaunt, dass das katholische Pfarrblatt jemandem, der die katholische Lehre nicht akzeptiert, monatelang Platz zur Verfügung stellt. Heute ist mir klar, dass Herr Balmer auch von den vielen Erscheinungen nach der Auferstehung nichts wissen will.
Der ungläubige Thomas durfte seine Hände an die Wunden vom Gekreuzigten legen, um zum Glauben zu kommen. Sind seine Aufforderung zum Fischfang, seine Erscheinung am See Genezareth und sein Essen mit den Jüngern nur Erfindungen?
Wer oder was auferstanden ist, ist nicht Jesus, weil – nach J. Balmer – Jesus nur ein guter Mensch war und als Mensch aus Fleisch und Blut nicht aus dem Grabe steigen konnte. Die Geschichten vom leeren Grab bis zur Auferstehung 40 Tage später sind also nur pädagogische Erzählungen und von Evangelisten erfunden worden.

Dass solche Gedanken im kath. Pfarrblatt vertreten werden können, erschreckt doch sehr.

Albert Rickli, Bern

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

José Balmer's Ausführungen im Pfarrblatt 25 haben meiner Meinung nach am Kern der christlichen Botschaft gekratzt. Der Glaube an die Göttlichkeit Jesu sei dem interreligiösen Dialog abträglich. Warum bloss? Dass Jesus dem Wesen und nicht bloss der Gesinnung nach göttlich sei, ist fester Bestandteil unseres (apostolischen) Glaubensbekenntnisses. Ein Dialog, bei dem man des eigenen Glaubens nicht mehr gewiss ist, wird auf die Dauer langweilig und bedeutungslos. Achte eines jeden Menschen Religion, die deine aber liebe!

Matthias Künzi, Köniz

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Die Serie von Herrn Balmer hat mich gelinde ausgedrückt sehr aufgewühlt und verletzt. Ich frage mich wirklich, ob ein kath. Pfarrblatt, dem man ja, will man orientiert sein, nicht ausweichen kann, die richtige Plattform für seine Thesen ist. Man kann vieles mit mehr oder weniger Berechtigung zur Diskussion bringen, ( z.B. Frauenpriestertum, Zölibat usw.) aber sicher nicht Jesus Christus als Sohn Gottes. Der christliche und vor allem der katholische Glaube steht und fällt mit dem Glauben an Jesus, Sohn Gottes, also Gott und Mensch zugleich. Dabei denke ich an die Sakramente, vor allem an die Eucharistie. Ich weiss nicht, ob Herr Balmer ursprünglich Priester war, wenn ja, so müsste er eigentlich Bescheid wissen.

Wäre es nicht sinnvoller, wenn Herr Balmer seinen Glauben im „Aufbruch“ oder im „Publik-Forum“ diskutieren würde?

Claire Bachmann, Steffisburg

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Als am Samstag in der Predigt dieser Text massiv angegriffen wurde...... las ich ihn noch einmal und es ist mir ein grosses Anliegen, meinen grossen Dank an Hrn. José Balmer für all seine Texte im Pfarrblatt zu senden.
Und allen, die diesen Text nicht annehmen können... wollen... bedaure ich und wünsche ihnen Gottes Geist und ein wenig mehr Toleranz.
Ihnen; der Schatzkiste und Hrn. Balmer Gottes reicher Segen und die
GROSSE KRAFT DES HEILIGEN GEISTES  für alles, auf dem nicht leichten WEG, der ja das Ziel ist.

M.E. Hoegger, Heimiswil

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Ich bin Betriebswirt, nicht Theologe. Ich erlaube mir aber trotzdem, Herrn José Balmer die folgenden Ueberlegungen entgegenzuhalten: Wir haben Weihnachten gefeiert: Gott kommt als Mensch, als Kind in seine Schöpfung.
Wir haben Ostern gefeiert: Christus ist auferstanden; Tod und Leiden haben nicht das letzte Wort. Wir haben Pfingsten gefeiert: Gottes Geist ist bei uns, stärkt und befähigt uns mit seinen Gnadengaben.
Am Dreifaltigkeits-Sonntag denken wir an all diese vielen Seiten unseres Gottes.
Dreifaltigkeit: Nicht einfach zu verstehen. Aber: Man kann das Schwierige nicht einfach so lange zurechtbiegen, bis es ins eigene Hirn passt und den Dialog mit der Welt und den Religionen (mit welcher Welt ? mit welchen Religionen ?) nicht mehr stört....
Wer suchend und fragend etwas über die Dreifaltigkeit lesen möchte, dem empfehle ich sehr das Kapitel Dreifache Gegenwart aus Thomas Philipps Buch Wie heute glauben? - Herder 2010.
Die platte Suche nach Orientierung veröffentlicht im Pfarrblatt zum Dreifaltigkeits-Sonntag hat mich einfach nur geärgert!

Markus Wyss, Münchenstein

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

Ihr aber, für wen haltet ihr mich?

Jetzt endlich wissen wir es! Die römisch katholische Kirche liegt falsch! Durch die Stimme eines gewissen Jose Balmer klärt uns das Pfarrblatt des Kantons Bern diesbezüglich auf.

Im Zeitalter der Natur-Sozial und Geisteswissenschaften, so Balmer, sei es unsinnig, an Jesus als Sohn Gottes festzuhalten!

Die Märtyrer sind demnach umsonst gestorben und die Christen, die zur Zeit weltweit Verfolgung erleiden (schätzungsweise hundert Millionen!), sind selber Schuld, wenn sie weiterhin an der Gottessohnschaft Jesu festhalten. Und die verstorbenen Vorfahren, auf deren Grabsteinen das persönliche Bekenntnis „Ich weiss, dass mein Erlöser lebt“ eingemeisselt worden ist, sind einem Irrtum erlegen. Dumm gelaufen!

Balmer sagt es theologisch „gscheit“, Jesus war zwar ein göttlicher Mensch, aber sicher nicht der Sohn Gottes! Toll, welche „Wahrheiten“ uns da das römisch Pfarrblatt frei Haus liefert.

Jetzt endlich weiss der Schreibende mit Gewissheit, weshalb unsere Kirchen so entsetzlich leer sind und die beamteten Theologen in Pastoral und Katechese so armselige Früchte vorzuweisen haben. Sie glauben nicht, was sie verkünden müssten! Wenn man ihnen aufmerksam zuhört, hat man immer dieses eigenartige Gefühl von Leere, von Schalheit und Geschwätzigkeit. U so laufen die Zuhörer, die können, einfach weg. Die Kinder müssen noch bleiben….um nach dem Schulaustritt für immer wegzubleiben.

Die balmersche Punkt-Landung im Zielgebiet des Zeitgeistes gibt mit Bestimmtheit ein bisschen Beifall, aber mit Sicherheit keine geistliche Wirkung.

Und so sei all jenen, denen dieses leergedroschene Stroh nicht reicht, zugerufen: Fasst Mut und haltet durch! Retten kann uns nur, wenn wir den Zumutungen Jesu eine Bahn brechen und es unverkürzt und unverwässert und mutig verkünden: „Du bist der Messias, der Sohn Gottes!“

Und so ermutige ich all jene Leser, die nicht glauben mögen, dass in der Sache Gottes Schwätzer und falsche Propheten das letzte Wort haben werden: Habt also Mut und haltet durch! Hört nicht auf, mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele diesen Jesus, den Sohn Gottes zu suchen und zu lieben und ihm nachzufolgen und sein Reich zu verkünden! Und wenn uns auf diesem Weg die Lehrer und die Hirten im Stiche lassen, so machen wir es, so gut es eben geht, selber.

Die Kirche leidet nicht unter verkrusteten Strukturen, sondern unter Pfarrblättern, Hirten und Theologen, die ihre Aufgabe nicht wahrnehmen und den Menschen statt lebendige Worte, leeres Stroh hinwerfen.

Dr.sc.nat. Bruno Capelli, Grosshöchstetten

Nr. 25, An Jesus oder wie Jesus glauben?

José Balmer, Theologe, schafft die Gottheit Christi ab. Und die Menschwerdung Gottes. So einfach geht das. Daneben steht, dies sei "seine persönliche Sicht". Nur: Ist es auch eine katholische Sicht? Und wenn nicht: Warum legt die Kirche dies den Gläubigen im Pfarrblatt vor? Man wundert sich: Der Glaube an den Sohn Gottes sei "unsinnig und für den Dialog mit der Welt und den Religionen schädlich". Was dazu wohl diejenigen zu sagen hätten, die für diesen Glauben gestorben sind - und sterben. Bis heute. Und wohl auch morgen noch.

Arnd Kerkhecker, Rüegsauschachen

Glaubenswelten

Die in letzter Zeit im Pfarrblatt publizierten Texte der Herren José Balmer, Arnold Eichmann und Angelo Lottaz sind Balsam für Herz und Geist. Sie weisen über die enge, quälende und über weite Strecken weltfremde „Amtstheologie“ hinaus. Sie wiederholen nicht längst abgegriffene Worthülsen, sondern suchen neue, zeitgemässe Antworten auf drängende Gegenwartsfragen des Glaubens im weitesten Sinne. Genau solche Denkanstösse sind dringend nötig. Damit aber über wesentliche Themen nachgedacht und diskutiert werden kann, sind kompetente Vordenker und Vordenkerinnen nötig. Den erwähnte Herren, sowie vielen andern Autorinnen und Autoren möchte ich deshalb für ihre Arbeit herzlich danken. Besonderen Dank verdient aber auch die Pfarrblattredaktion für den offen Geist und die Pflege der Meinungsvielfalt und der Meinungsfreiheit.

Fritz Scheibler, Schliern

Nr. 23, Sünde - Schuld - Vergebung

Der Theologe Josè Balmer bringt es auf den Punkt indem er schreibt: „Das Wort Sünde ist verpönt, als ob es keine Sünde mehr gebe“, und weiter schreibt er, dass die Kirchen den Gläubigen lange Zeit ein erdrückendes Schuldbewusstsein eingepaukt haben.“ Ja, Höllenpredigten von damals versetzten vor allem junge Christen in Angst und Zweifel. Zu dieser Thematik kann man wohl sagen: Früher gab es in der christlichen Ethik ein Zuviel und heute ein Zuwenig. Zwar glauben noch viele an eine Hölle, aber gelebt wird, als ob es keine gäbe. Leider gehen die sogenannten Fortschrittlichen den Weg des geringsten Widerstandes auf Kosten praktischer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Um ein wahrer Christ zu sein, gibt es keinen Mittelweg, sondern ein Entweder-Oder. Die heilige Schwester Faustine vernahm einst die Worte Jesu: „Wenn die Menschen wüssten, wie sehr ich sie liebe; sie würden alles daran setzen um mich zu lieben“.

Max Walker, Frutigen

Serie allgemein

Ich möchte mich für die Beiträge von José Balmer herzlich bedanken. Ich lese als ausgetretener Reformierter das «pfarrblatt» schon viele Jahre. Die Beiträge von Balmer sammle ich in einem besonderen Mäppli ... Ich fühle mich mit ihm sehr verbunden, wie mit einem Karl Herbst, Hubertus Halbfas oder Eugen Drewermann. José Balmer hat in seiner Kürze und Bescheidenheit ein herrliches Fenster im «pfarrblatt». Dafür möchte ich einmal so ganz zünftig danken, danken für Ihren «Glauben in Freiheit».

salam-shalom
Chlous Dettwyler, Bolligen

Nr. 21, Göttliche Fügung oder Zufall?

Das Saulus zum Paulus wurde, ist gemäss der Hl. Schrift nichts anderes als göttliche Fügung, ein Signal der Liebe Gottes zu uns sündigen Menschen. Wer sich um die Besserung seines Lebens bemüht, und das ist das Allerwichtigste – kann getrost auf jenen hoffen, der gesagt hat: «Ohne mich könnt ihr nichts tun». Gott zwingt uns nicht zur Umkehr, wir können selber entscheiden. Doch welch eine Torheit – dem Anruf Gottes nicht Folge zu leisten. Unser Wahlspruch soll heissen: «Macht die Tore weit auf für Christus» (Hl. Papst Johannes Paul II.)

Max Walker, Frutigen

Serie allgemein

Die Beiträge von José Balmer erfreuen mich ausnahmslos. Theologisch hat er nach meinem Verständnis das Herz der Bibel getroffen. Er zeichnet ein Jesusbild, das in unsere Zeit hinein Wichtiges zu sagen hat und mich aufhorchen lässt. Diese Kombination von profunder Bibelkenntnis und Engagement für Menschen unserer Zeit, vor allem für die Randständigen und armen Schlucker, die doch dem Mann aus Nazareth vor allem am Herzen lagen. Dass das nicht allen passt, wen wundert das.

Angela Römer, Bern

Nr. 17 - Liebe überdauert den Tod

Zur Serie Balmer kann ich Balmers Hypothesen über den Auferstehungsglauben Jesu Christi nicht nachvollziehen; weshalb ich mir erlaube, Aussagen von zwei glaubensstarken Christenmenschen zu erwähnen. Der verstorbene Prof. Dr. Max Thürkauf, Basel, sagte oft bei Vorträgen: „Es gibt nichts Unglaubwürdigeres – als einen wissenschaftsgläubigen Theologen.“ Noch treffender sagte der Hl. Niklaus von Flüe (Bruder Klaus): „Wenn ich demütig bin kann ich nicht irren.“

Max Walker, Frutigen

Serie allgemein

Mit grosser Aufmerksamkeit lese ich jeweils das Pfarrblatt und bin unter anderem von der Serie von José Balmer sehr angetan und tief bewegt. Seine Theologie ist lebens- und Jesusnah!

Danke, dass Sie José Balmer zu Wort kommen lassen und so auch einen Denk- und Glaubensprozess anstossen, der lebensfreundlich und hilfreich ist!

Ich wünsche der Redaktion weiterhin viel Mut und Kraft, so dass Lebensfeindliches verwandelt wird und Lebensfreundliches immer deutlicher spür- und sichtbar wird.

Krista Galli-Landolf, Wichtrach

Nr. 16 - Karfreitag: Menschen sind brutal

Der Beitrag zur Karwoche von José Balmer entspricht genau unserem Empfinden, wie seine bisherigen Beiträge auch. Karfreitag ohne das Leiden der heutigen Welt ist Augenwischerei; und die Vorstellung des Menschen, Gott mit dem Verstand erfassen oder gar erklären zu können, Grössenwahn. Seinen Sohn zu opfern, damit wir jeden Unfug entschuldigen können - sprich Grausamkeiten im Namen Gottes verüben - das kann kein denkender Mensch ernst nehmen. Danke, José Balmer, und danke Pfarrblattteam. Lasst Euch nicht entmutigen.

Guido Lauper und Hélène Brenner, Spiez

Nr. 16 - Karfreitag: Menschen sind brutal

Selbstverständlich ist die Arbeit „unzähliger mutigen Kirchenleute, Laien, Gewerkschafter, Regimekritiker und MenschenrechtsaktivistInnen“ mühsam und anstrengend. Jedoch: das Mühsal der Tätigkeiten dieser oft gut bezahlten und bejubelten Leute mit dem Leiden Christi am Karrfreitag zu vergleichen, scheint mir ziemlich unangebracht. Den „gequälten Mann am Kreuz“ kann man den asiatischen Touristen ruhig als ein Symbolbild jener erschöpften Gewerkschafter, Regimkritiker und MenschenrechsaktivistInnen erklären.  

Irena Formanek, Hinterkappelen

Nr. 16 - Karfreitag: Menschen sind brutal

Lieber José Balmer,

In Ihrem Beitrag „Karfreitag: Menschen sind brutal“ zählen Sie auf: „Kirchenleute, Laien, Gewerkschafter, Regimekritiker, MenschenrechtsaktivistInnen tragen den Rebell Jesus noch immer in sich…“.

Ich bin der Meinung, dass Sie hier eine recht enge Gruppe von Menschen aufzählen, die den Rebell Jesus noch immer in sich tragen. Können Sie sich auch vorstellen, dass es im richtigen Leben auch noch eine sehr viel grössere Gruppe von Menschen aus anderen Berufen und Befähigungen gibt, die den Rebell Jesus noch immer in sich tragen? Warum diese enge Reihenfolge „Kirchenleute-MenschenrechtsaktivistInnen“? Die meisten der Empfänger Ihrer Meinung können ebenfalls den Rebell Jesus noch immer in sich tragen und sehen sich trotzdem nicht als sogenannte „Gutmenschen“.

Herzliche Grüsse,

Erich Loser, Boll

Nr. 12 - Jesus aus dem Credo verbannt

Sehr geehrter Herr Balmer
Zu Ihrem Artikel  „Jesus aus dem Credo verbannt“ gratuliere ich Ihnen. Endlich ein Beitrag, der auf historischen Fakten beruht! Mir als Suchendem scheint es seltsam, dass sich weder die römisch-katholische noch die reformierte Kirche für die Person Jesus interessiert, sondern die ganze Theologie auf den Messias und den Sohn Gottes fokussiert.
Ich habe recherchiert und für mich und Freunde einige Artikel geschrieben, jedoch nicht publiziert, zBsp. „Auf den Spuren des Eingottglaubens, zeitliche Abfolge der göttlichen Offenbarungen bei den monotheistischen Religionen“.
Ich wünsche Ihnen ein frohes Osterfest.

Jean-Josef Brunner, Lyss

Serie allgemein

Die in den Pfarrblättern erschienen Berichte habe ich interessiert gelesen und hinterfragt. Die von José Balmer verfassten Berichte stellen die Gottheit Christi in Frage, also das wesentliche Element christlichen Glaubens. Er reduziert Christus auf die Stufe eines gewöhnlichen Menschen. Ich empfehle diesem Theologen die Bücher Jesus Christus Band I+II von Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI. zu lesen.

Louis Andres, Kirchberg

Serie allgemein

Die Serie Balmer und zwei Artikel haben meine Aufmerksamkeit erregt, Artikel, welche sich ergänzen scheinen: „Die Institution Kirche braucht ein neues Geschäftsmodell“ von Daniel Kosch und „Herausforderung Seelsoge“ von Gallus Weidele. In beiden geht es letztlich um die Frage, wie die im Katechismus und im Glaubensbekenntnis verpflichtend dargestellte christliche Lehre dem heutigen Menschen vermittelt werden kann. Eine Stellungnahme dazu lässt sich dazu leider nicht auf drei kurze Sätze reduzieren. Kurzes Fazit: der heutige Mensch ist nicht einfach nicht mehr religiös und der Religion des Konsumismus und dem Hedonismus (Lustprinzip) verfallen. Der heutige Mensch lebt in einem Weltbild und einer Wirklichkeit, welche sich radikal von derjenigen unterscheidet, in welchem die christliche Religion entstanden ist. Und der christliche Glaube ist ja auch nicht wie ein Meteor eines schönen Tages vom Himmel gefallen, sondern er hat sich in einem langwierigen Denkprozess während den ersten 300 Jahren unserer Zeitrechnung entwickelt.

Jesus war Jude, nicht der erste Christ. Er stand voll in der Tradition seines Volkes. Er war der hebräischen Bibel, unserem Alten Testament, verpflichtet. Auch die sich nach Jesu Tod formierende Urgemeinde war jüdisch geprägt und wie Jesus der hebräischen Bibel verpflichtet, wie auch die sich nach Jesu Tod formierende jüdisch geprägte Urgemeinde. Man muss nun wissen, dass in der hebräischen Bibel Gott eine Erfahrungsgrösse ist, keine Denkgrösse wie in der griechischen Philosophie und der darauf bauenden christlichen Theologie. Er offenbarte sich in seinem Handeln (Befreiung aus Ägypten - Exodus), in seinen Werken (Schöpfung) und in seinem Wort. Wir suchen vergebens in der hebräischen Bibel, unserem Alten Testament, eine Definition von Gott wie im christlichen Glauben. Jesus erkannte in seinem Gott vor allem den Vater, welcher den Menschen so nahe steht dass er die Haare des Hauptes zählt, und sah dessen Wirken in der Welt in der Vorstellung des Reiches Gottes verwirklicht. Dieses Reich Gottes war denn auch das Zentrum von Jesu Verkündigung. Dass diese Botschaft nicht verloren ging, gebot er seinen Jüngern, Anhängern, Sympathisanten, nach seinem gewaltsamen Tod sein Gedächtnis weiterzupflegen durch den Vollzug des Ritus des Brotbrechens (völlig undogmatisch). So geschah es auch (Beispiel Jünger von Emmaus Lk 24,13-35; Apg 2,46). Wichtig ist noch beizufügen, dass Jesus in diesem Gedächtnis nicht als Gott verehrt wurde. Er war lediglich im jüdischen Sinne ein aussergewöhnlicher Mensch, der Messias im alttestamentlichen Verständnis, ein Prophet. Es ist unvorstellbar, ein Ding absoluter Unmöglichkeit, dass ein Jude einem Menschen göttliche Qualität zuerkennen kann. „Beten mit Jesus ja, beten zu Jesus nein“, pflegte der berühmte jüdische Gelehrte Shalom Ben Chorin zu sagen. Im hellenistischen Kulturraum (kurz gesagt: die Bildungs­elite im römischen Reich) war es kein Problem, einem Menschen göttliche Qualität zuzuerkennen: der Kaiser war göttlicher Abstammung, ebenso der ägyptische Pharao, und in Griechenland wurde jeder einigermassen berühmte Mensch in den griechischen Götterhimmel (Olymp) aufgenommen. Leider war der ausschliesslich jüdisch geprägten Urgemeinde keine Zukunft beschieden, sie ging im Gefolge der politischen Wirren zwischen den römischen Besatzungstruppen und der jüdischen Kultgemeinde unter (Zerstörung Jerusalems im Jahre 70).

Und doch ging die Erinnerung an das Wirken und die Botschaft Jesu von Nazareth nicht verloren. Nach dem Untergang der Urgemeinde entwickelte sich das paulinische Christentum. Der pharisäisch geschulte, im hellenistischen Kulturraum geborene Paulus hatte Jesus nicht gekannt. In einem dramatischen visionären Bekehrungserlebnis vor Damaskus ist ihm dieser Jesus erschienen – der Herr, wie ihn Paulus in seinen Briefen nennt – und hat ihm geboten, die jesuanische Botschaft den Heiden zu verkünden. Dieser Auftrag ist von unvorstellbarer Brisanz und Tragweite. Denn diese Heiden waren Leute, welche im hellenistischen, von griechischer Philosophie und generell griechischer – wie wir heute sagen würden – Weltanschauung geprägten Kulturraum lebten und Griechisch sprachen. Wollte Paulus diese Leute erreichen, musste er seine Botschaft in griechischer Sprache und wenn möglich griechisch-philosophischer Begrifflichkeit formulieren („ich wurde den Griechen ein Grieche …“ 1. Korinther 19-23). Diesen Vorgang nennt man Inkulturation (Übersetzung eines Gedankens/Sachverhalts in die Ausdrucksweise einer fremden Kultur).

Die christliche, paulinisch gefärbte christliche Botschaft „fiel“ nun in die Hände der damaligen Philosophen, welche begannen, diese Botschaft in philosophischer Manier zu systematisieren. Man errichtete Denkmodelle über Gott, Jesus den Christus, die Erlösung, das Heil, die Kirche, usw. Der erste war ein gewisser Justinus, genannt der Märtyrer (um 150 n. Chr.), welcher gesagt habe soll, nach langem Suchen bei allen Philosophien der damaligen Zeit habe er endlich im Christentum die wahre Philosophie gefunden (man merke: Philosophie, nicht Theologie!!). Es folgte nun eine lange Periode des vielfältigen Herantastens an die wahre Natur und des Wesen Jesu Christi – Gott, Halbgott, usw. – bis schliesslich im Jahr 325 die Versammlung aller Bischöfe im Konzil von Nicaea (an der Westküste der heutigen Türkei gelegen) den Streitereien unter den Theologen und divergierenden Lehrmeinungen ein Ende setzte und die Gottheit Jesu für alle Zeiten defintiv und verbindlich formulierte. Ihm folgte 381 das Konzil von Konstantinopel, in welchen der Hl. Geist als Teil der Trinität definiert wurde, 431 das Konzil von Ephesus, in welchem Maria als Gottesgebärerin und 451 das Konzil von Chalcedon, in welchem in Jesus Christus zwei Naturen definiert wurden. Diese dogmatischen Definitionen erhielten unwandelbaren Offenbarungs-(Wahrheits-)charakter. Diese Lehrentwicklung, die immerhin mehr als 100 Jahre umfasste, fand ihren Niederschlag im apostolischen Glaubensbekenntnis, welches integrierender Bestandteil der Messe wurde. Von nun an galten abweichende Meinungen als irrig, häretisch und zogen Konsequenzen nach sich. – Eine weitere Konsequenz der hellenistischen Inkulturation war, dass die Bibel wörtlich verstanden wurde, mit verheerenden Folgen, z. B. für die ökologische Sensibilität („macht euch die Erde untertan“) und die Stellung der Frau (Eva – „aber er“ – der Mann – „soll dein Herr sein“ Gen 3,16; – Erbsündenlehre des Augustinus).

Heute leben wir in einem völlig anderen Weltbild. Es ist von der Wissenschaft geprägt, welche für die meisten Fragen, über welche in der Antike spekuliert wurde, wissenschaftlich nachprüfbare Antworten gefunden hat. Und weiter ist der heutige Mensch von der Aufklärung geprägt. Darunter versteht man jene geistesgeschichtliche Strömung im 17./18. Jh, welche die menschliche Vernunft zum alleinigen Massstab menschlichen Handelns macht und die Freiheit des Menschen proklamiert, zunächst einmal als Selbstbefreiung (Emanzipation) des Menschen von aller Bevormundung durch Tradition und kirchliche Autorität. Die Vernunft befähigt den Menschen, sein Leben eigenverantwortlich zu gestalten. Selbstbefreiung und Selbstverwirklichung werden Lebensziele. Kennzeichnend für die gesamte Aufklärung ist der Glaube an die durchgängige Vernunftstruktur der Welt und an die Vernünftigkeit als Wesensbestim­mung des Menschen, der Glaube an die Wissenschaft und an den Fortschritt der menschlichen Kultur.

Vor diesem Hintergrund, aufgrund des heutigen, modernen Weltbildes wäre eine neue Inkulturation nötig. Man müsste, um einen häufig geäusserten Gedanken des kath. Religionspädagogen Hubertus Halbfas aufzunehmen, „das Christentum neu erfinden“. Aber keine der vielen christlichen Kirchen stellt sich dieser Herausforderung. Auch im evangelisch-reformierten Raum werden Querdenker kaltgestellt, wie z. B. der Neutestamentler Gerd Lüdemann.

Das Problem ist nun, dass nur der Mensch der entwickelten – westlichen - Welt, der Mensch der Industrienationen, mit dem neuen Weltbild vertraut ist und die „Dusche“ der Aufklärung erlebt hat. Die Menschen der Entwicklungsländer in der südlichen Halbkugel verharren vielfach noch in einem magischen, mythischen Weltbild, wie unsere Vorfahren im Mittelalter, und sind deshalb noch empfänglich für die Botschaft des Christentums. In diesen Ländern „blüht“ das Christentum, allerdings auch mit allen Nebengeräuschen, welche man bei uns vor dem 2. vatikanischen Konzil ebenfalls gekannt hat.

Papst Franziskus wird an der Dogmatik nichts ändern. Er wird schon viel erreichen, wenn es ihm gelingt, die Kurie in Rom zu reformieren und der Erscheinungsform der katholischen Kirche en menschlicheres Gesicht zu geben. Aber es ist abzusehen, dass der Erosionsprozess in den westlichen Ländern weitergehen wird, wobei denkbar ist, dass sich in kleinem Rahmen neue Gemeindemodelle bilden werden analog dem Urchristentum oder den lateinamerikanischen Basisgemeinden.

Arnold Eichmann, Münchenbuchsee

Nr. 13 - Jesus, der Mensch par excellence

Jesus - wahrer Mensch par excellence! Ja, DER wahre Mensch, ohne Abstrich! Es ist gut dargelegt! Doch die auch historische Einsicht von Jesu unverbrüchlicher Gottbezogenheit, Gottverbundenheit und Vaterbeziehung als Mitte seiner Persönlichkeit und Quelle, aus der Er lebte, müsste ebenfalls angesprochen werden, und nicht nur in einem Satz unter Anderem und Vielem im Katalog Seines Lehrinhalts aufgeführt sein. Die Gestalt Jesu sprengt alle Kategorien. Jesus, wahrer Gott? Das von theologischer Seite im Pfarrblatt zu relativieren oder kurzzublenden empfinde ich zumindest als kühn. Da ist nicht eine, es sind deren viele Stellen im Neuen Testament, die seine Ausserordentlichkeit über die Menschlichkeit hinaus ansprechen! (Z. B. Jo1.1: Das Wort war auf Gott hin, und es WAR Gott.)

„Der Christ von morgen wird Mystiker sein, oder nicht mehr sein,“ sagt Karl Rahner. Da reicht die reine Wissenschaft allein nicht mehr hin. Die geschichtliche Forschung wird zwar vom Menschen „Jesus“ sprechen, kaum aber zu seinem Christus-Sein finden!

„Das Offenbarungsgemässe ist von unbedingter, das Menschliche von bedingter Aussagekraft,“ lese ich im Buch “Der Mystiker aus Nazareth,“ Seite 24. Wo hat das Offenbarungsgemässe in der Serie seinen Platz gefunden? Was ich mir vermehrt wünschen würde auch vom Theologen: dass neben dem historischen Beleuchten auch das nach Innen lauschende Unterwegssein im Glauben spürbar würde... Dies kann den persönlichen Glaubensentscheid auch über die innere Erfahrung prägen und führt in eine spürbare grosse Weite. Es verhindert weder die theologische Auseinandersetzung noch das aktive Wirken, es vermag dazu sogar die Grundlage zu legen. Ich vermute, es kämen so andere Farben auch noch zur Geltung!

Ruth Landtwing, Goldiwil

Serie allgemein

Die Beiträge von Jose Balmer sprechen mir aus dem Herzen. Sie passen genau in meine Schatzkiste vom Yoga. Der Mensch steht immer im Mittelpunkt. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Danke.

Madeleine Keel, Ittigen

Nr. 13 - Jesus, der Mensch par excellence

Die grössten Gegner von Jesus Christus waren die Pharisäer und die Schriftgelehrten. Jesus war für Sie sicherlich ein sehr interessanter Zeitgenosse mit aussergewöhnlichen Fähigkeiten. Aber eben nicht Sohn Gottes. Jesus Christus als Gottes Sohn und die Dreieinigkeit Gottes ist keine wundersame Interpretation Weniger sondern Inhalt des alten, vorallem des neuen Testaments und die Kernbotschaft unseres christlichen Glaubens.

Auch der Schriftgelehrte bzw. Theologe Josef Balmer anerkennt nicht die wirkliche Gestalt von Jesus Christus. Warum wiederholt sich hier die Geschichte?

Christoph Ottrubay, Bern

Serie allgemein

Liebe Redaktion, ich gratuliere Ihnen zu dieser eindrücklichen Serie. Ich empfinde die kleinen, aber dichten Beiträge als wertvollen Impuls zum Thema Glauben und hoffe, sie geht noch einige Schritte lang weiter. Ich bedanke mich und wünsche eine bereichernde Fastenzeit. Danke für Ihre Arbeit.

A.Imhasly, Bad Zurzach

Serie allgemein

Sehr geschätzter Herr José Balmer und Redaktions-Team,

..besten Dank für die Serie; Suche nach Orientierung und dessen Inhalte. Ich bin überrascht und erfreut, dass solche Artikel einen Platz bekommen im Pfarrblatt und das Wort/Herkunft  Gottessohn erklärt werden.

Denn Jesus hat nie behauptet dass er Gottessohn sein soll, sondern dies wurde ihm angedichtet von etwas „zu frommen“  Menschen wie 325 Jahre später von Kaiser Konstatin.

Jesus war ein grosser Prophet und hat vielen Menschen dazu verholfen ein menschenwürdiges Leben führen zu können, denn wäre er Gottessohn gewesen so hätte Gott ihn spätestens am Kreuz erlöst wie in einem Feuersturm damit die Menschen es gesehen hätten und  er nicht gesagt hat:  „Vater, Vater warum hast Du mich verlassen“. 

Jesus Leben und seine Lehren haben uns Menschen viel gebracht und zu grossem Wohlergehen verholfen, so hoffen wir dass das Gedankengut von Jesus  sich immer halten werde auch nach 2999+ plus und die Menschen sich zurück besinnen können.

Mfg Tony Müller, Schönbühl

Nr. 10: Jesus, Freund der Unterdrückten

Wir finden im Neuen Testament Erzählungen über einen liberalen Juden. Aber – über einen einzigen liberalen Juden allein? – Nein. Erzählt wird auch von „Jüngerinnen“ und „Jüngern“ dieses einen. Von einer recht grossen Schar liberaler Jüdinnen und Juden also. Erzählt wird von einer liberalen Bewegung innerhalb jüdischer Kultur. Folgen wir den Erzählungen gläubig, können wir davon ausgehen, dass es eine solche liberale Bewegung in jüdischer Kultur schon vor rund zweitausend Jahren gegeben hat.
Gut soweit. Sofern denn beim Lesen der besagten Erzählungen (der „Evangelien“) die liberale Bewegung als solche bemerkt wird.
José Balmer scheint sie nicht zu bemerken. Wohl weil seine Leseart zu christozentrisch ist.
Das ist nicht weiter schlimm, jedenfalls nicht im Vergleich zu dem, was er zum Gebot der Nächstenliebe schreibt: „Liebe deinen Nächsten (alle Menschen) wie dich selbst!“
„Alle Menschen“, tatsächlich?
Nun, vor rund zweitausend Jahren mag so etwas einem Juden vielleicht noch möglich gewesen sein. Nach dem Holocaust aber – Hitler, ein Mensch. Wie sollte ich ihn lieben, „wie mich selbst“? Eichmann und all die anderen Verbrecher – wie?
José Balmer, dem gläubigen Christen, scheint dies möglich. Mir ist es schlicht und einfach unmöglich. Niemals werde ich Hitler und seinesgleichen „lieben, wie mich selbst“.
Und in diesem Zusammenhang: Lieber José Balmer, ich liebe auch all jene nicht „wie mich selbst“, die glauben, dass so etwas möglich sein sollte. Im Gegenteil: Mich irritiert und befremdet ein solcher Gedanke zutiefst. Ist es denn überhaupt ein Gedanke? Oder ist es nicht viel mehr Ausdruck von Gedankenlosigkeit?

Christoph Zehnter, Bern

Nr. 8: Bibel - Werbung für Jesus

Nach J. Balmer ist die Geschichte des Mordes von Kain ein Mythos. Nur ein Mythos? Jedes Standardwerk definiert Mythos als „zur Legende gewordene, lange zurückliegende Begebenheit“ und ist die einzige geschichtlich existierende Überlieferungsart aus jenen Zeiten, welche bis auf uns gekommen ist. Mythos ist seriöse Geschichtsschreibung von damaliger Zeit – und nicht nur ein Märchen, wie von J. Balmer suggeriert – und übrigens bereits vor achtzig Jahren so gelernt und verstanden. Warum also das Geschrei? Wer halt die biblischen Aussagen relativiert und zu lavieren beginnt, gerät mit der Zeit unweigerlich ins Trudeln und in die Orientierungslosigkeit.

Vor der Abstimmung „Abtreibung ist Privatsache“ hat das „pfarrblatt“ alles aufgeboten, um die Vorlage zu Fall zu bringen. Zeitgleich ertönt das Gejammer um Orientierungslosigkeit im Glauben. Auch Mord ist ethisch vertretbar. Nur: Ethik ist wandelbar bis zur Unmoral und ersetzt nicht die Zehn Gebote des christlichen Glaubens und der Kirche.

Zur „klugen und differenzierten Stellungnahme“ der schweizerischen Bischöfe im „pfarrblatt“ Nr. 8 denke ich: schon Jesus waren die (spitzfindigen) Auslegungen der Leviten – die damaligen Schriftgelehrten, Priester – ein Graus. Ausgerechnet ein Levit diente ihm im Gleichnis vom barmherzigen Samariter als schlechtes Beispiel: „…, sah ihn und ging vorüber“. Die zwölf Apostel waren ungelehrte, einfache Männer.

Den Befürwortern der Abtreibungsinitiative geht es nicht nur um die Finanzierung („pfarrblatt“ Nr.8), sondern sogar mehr um das Gebot: du sollst nicht töten. Und wo bleiben für die unschuldig getöteten Geschöpfe Gerechtigkeit (Justitia) und Friede (Pax). Wir müssten uns um diese Geschöpfe kümmern. An den Taten werdet ihr sie erkennen. Somit: welch lieblose, unsolidarische und unbarmherzige Einseitigkeit!

Caspar J. Oeschger, Bern

Nr. 8: Bibel - Werbung für Jesus

Wenn die Bibel als eine Reklameschrift behandelt wird, was bleibt da noch vom Christentum übrig? Die Bibel ist ein Zeugenbericht und ein Zeuge ist auf die Wahrheit verpflichtet. Die Evangelisten sind zum Teil selber Zeugen und andere haben Zeugnisse von glaubwürdigen Personen gesammelt und uns überliefert. Treffend hat der Heilige Johannes gesehen und geschildert wie es mit den Zeugen gehen wird. „Wenn sie ihr Zeugnis beendet haben so wird das Tier das aus dem Abgrund heraufsteigt Krieg mit ihnen führen, sie überwinden und töten.“ Die Zeugen werden getötet, das heisst unglaubwürdig gemacht und ihr Zeugnis damit zerstört. „Ihre Leichen werden liegen bleiben, auf der Strasse der grossen Stadt, die sinnbildlich Sodom (allgemeine Unzucht) und Ägypten (Wissenschaft und Stolz) genannt werden, in der auch ihr Herr gekreuzigt wurde. Menschen aus den Völkern und Stämmen, Sprachen und Nationen werden dreieinhalb Tage ihre Leichen liegen sehen und es wird nicht gestattet, dass ihre Leichen in ein Grab gelegt werden“. Dieses bedeutet, die Lehrstühle an den Universitäten, die dieses Zeugnis zerstören, werden nicht aufgehoben. „Die Bewohner der Erde freuen sich darüber und frohlocken und werden sich gegenseitig beschenken, weil diese zwei Propheten die Bewohner der Erde bedrängt haben.“ Hat Johannes hier zum Beispiel öffentliche Preisverleihungen der Herbert Haag Stiftung oder eine Preisverleihung des Druidenordens an einen namhaften Theologen gesehen? Johannes hat aber auch gesehen, dass nach einiger Zeit wieder Leben in diese Zeugen kommt, also dürfen wir auf eine Erneuerung hoffen.

Beat Bossard, Lauterbrunnen

Serie allgemein

Was für eine Wohltat, die Texte von José Balmer zu lesen! Die nie abschliessend ergründete Botschaft der Bibel kommt zu mir in Worten von heute, macht mich neugierig, weiter zu denken, mehr davon zu lesen. Danke!

Gerda Hauck, Bern

Nr. 7: Bibel: Weisheiten und Absichten

Endlich ein öffentliches sachliches Urteil über die alttestamentliche Geschichtsschreibung. „Inspiration“ und „Worte des lebendigen Gottes“ sind da keine Gütesiegel. Auch unsere Geschichte begann mit einer mythischen Gestalt und einem heiligen Akt. Auch wir hatten grosse religiöse Gestalten und tiefreligiöse Strömungen. Auch wir fühlten uns so oft unter direktem Schutz Gottes und als sein auserwähltes Volk, dass wir sogar den Eidgenössischen Buss- und Bettag einführten. Wann schreiben wir unsere Heilsgeschichte in Form einer „Schrift“?

Dr. Bruno Portmann, Zollikofen

Nr. 6: Wie spricht Gott zu uns?

Wie spricht Die göttliche Gegenwart zu uns? Gute Frage. Vornehmlich in der Stille.
Ich wünschte mir in unseren Gottesdiensten mehr Zeiten der Stille. Nach der Predigt, nach dem Kommunionempfang....
Gott greift nicht ein. Er/ sie geht mit, das habe ich erfahren. Das war und ist mein grösster Trost.
Danke, José Für die anregenden sorgfältig ausgesuchten Gedanken. Ich lese sie gerne.
Liebe Grüsse.

Rosemarie Häfliger, Langenthal

Serie allgemein

Die Gedanken und Texte von José Balmer lege ich definitiv in meine Schatzkiste - sie berühren mich. Gott, der ganz andere, greift nicht ein - wir sind zur Freiheit und Verantwortung ge- und berufen! Der historische Jesus hat es uns vorgelebt - mich dürstet nach ihm, seiner Botschaft und seinem Leben in meinem Alltag. Und die Gedanken von José Balmer - sie sind für mich Zeichen der Zeit - Zeichen der Liebe - ein Prophet der heutigen Zeit? Mindestens für mich!

Ruth Rumo Ducrey, Münsingen

Nr 5: Gott ist abwesend und doch da – Eine Ergänzung

Im Pfarrblatt Nr. 5/14 äussert sich José Balmer zur Gotteserkenntnis. Damit betritt er das weite Feld der Gottesbilder und der Frage nach sinnlicher und übersinnlicher Gotteserfahrung. – Zum Gottesbild: Wenn wir etwas denken, so können wir das nur in Bildern im weitesten Sinne. Selbst wenn wir „Gott“ als Geistwesen denken, entsteht in uns ein konkretes oder abstraktes Bild. Auch in der Kunst finden sich unzählige Gottesdarstellungen, nicht zuletzt, weil früher viele Menschen Analphabeten waren. Allerdings gab und gibt es Bilderverbote. Damit sollen Aberglaube und Bilderverehrung vermieden und die „Überweltlichkeit“ Gottes demonstriert werden. Bereits im Dekalog steht ja “Du sollst dir kein Bildnis machen“. Trotzdem: Auch der Gottesgedanke ist letztlich an eine bildhafte Vorstellung gebunden. – Zur Gotteserfahrung: Die „natürliche Theologie“ will Gott durch die Vernunft und durch objektive Erfahrung  der Wirklichkeit erkennen. Sie scheitert aber u.a. an der Tatsache, dass sie die erste Ursache alles Seienden – was  vor dem Urknall war  – nicht vernünftig begründen  kann. – Als Alternative bleibt die „Offenbarung“, wonach sich Gott dem einzelnen Menschen durch subjektive Erfahrung mitteilt. Man denke an das „Schauen“ und „Hören“ der Propheten sowie der Mystikerinnen und Mystiker. Schon im Alten Testament stellte sich hier die Frage, woher der Empfänger denn wissen kann, ob die Vision wirklich von Gott kommt und sich bewahrheitet (Dtn. 18.21-22). In der Praxis bietet wirkliche oder behauptete Offenbarung als spirituelles Erleben Raum für  die Begründung von Machtansprüchen:  Im Namen und Auftrag Gottes wurden und werden Unfehlbarkeit begründet, Kriege geführt, Ausgrenzungen dekretiert und durch Glaubenswächter Intoleranz gepflegt. Vorsicht ist also geboten! – Habe ich Sie zum Denken angeregt?

Fritz Scheibler, Schliern

Serie allgemein

Bevor es ganz zu spät ist, wünsche ich Euch ein gutes neues Jahr. Das Pfarrblatt hat sich in den letzten Jahren für mich im Aussehen und im Redaktions-Inhalt wesentlich verbessert. Dafür möchte ich Ihnen bestens danken. Weiter so.

Gleichwohl erlaube ich mir, meine Gedanken zu zwei Rubriken anzubringen. Die letztjährige Rubrik „Im Weinberg Gottes“ war ein guter Aufhänger. Trotzdem empfand ich, dass nicht alle Beiträge für ein Pfarrblatt mit einer Auflage von über 50‘000 Exemplaren prädestiniert waren. Für uns Leser wurden mit der Zeit die Aussagen zur Wiederholung und brachten nicht mehr die nötige Beachtung. Sie wurden zum „Aufgewärmten, schon gelesenen“, das ist schade.

Die neue Rubrik „Die Suche nach der Orientierung in der Welt“ ist ein sehr vielversprechender Titel. Die Rubrik entspricht bestimmt sehr vielen Erwartungen von Pfarrblattlesenden. Erwartungen an unsere Glaubensgemeinschaft, die uns helfen soll, uns an der Botschaft von Christus zu orientieren, damit wir unseren Weg als christliche Gemeinschaft gemeinsam in unserer heutigen Welt finden.

Die bereits erschienen Artikel von José Balmer sind interessant, lesenswert, scheinen mir aber, sich zu stark an persönliche Meinungen zu halten. Dabei fehlt es uns an Orientierungen, die helfen, unser christliches Schiff als Gemeinschaft, zu navigieren.

Da scheint mir, ist Not am Mann/Frau! Ich denke an Carl Friedrich von Weizsäcker der uns wunderbare Orientierungen geschenkt hat. Wir brauchen Orientierungen als einzelner Mensch, aber besonders als christliche Gemeinschaft, die wir sein wollen, oder sein sollten. Welche wunderbare Aufgabe vom Pfarrblatt, das uns hilft mit Orientierungen und Visionen unsere Gemeinschaft kritisch zu stärken und zu dynamisieren. Dazu wünsche ich Euch viel Kraft, Visionen und Mut, dass Ihr Pflug beim Ackern nicht nur die Oberfläche beackert, sondern dass Ihr den Pflug tiefer in die Erde dringen lässt. Nachhaltigkeit ist ja nicht nur ein Schlagwort unserer Zeit, sondern ein Gebot.

Werner F. Wägli, Bern

Nr. 5: Gott ist abwesend und doch da

Adonai, mein Gott, ist für mich selbstverständlich, ewig und heilig. Mehr will ich dazu nicht sagen, nicht allerdings weil mein Gott „in Gedanken nicht zu fassen wäre“, wie José Balmer meint. In Gedanken ist Adonai leicht zu fassen, doch will ich meinen Gott nicht zerreden.
José Balmers Kolumne möchte ich lediglich mit ein paar wenigen Bemerkungen ergänzen. Er schreibt: „Wir Christinnen und Christen haben ein menschliches Bild von Gott. Wir sagen, Gott sei eine «Person», ein Du.“
Bei uns Juden ist das nicht anders. So soll Vladimir Horowitz, der Pianist, einmal gesagt haben: „Gott ist ein russischer Jude und schwul.“ Wobei ich mich gefragt habe, warum Gott denn gerade ein Russe sein sollte? Und warum ein Mann? Warum keine lesbische Frau aus Schwarzafrika? Und wenn Gott tatsächlich ein Russe wäre, müsste er dann auch Klavier spielen können?

Christoph Zehnter, Bern

Nr. 3: Glauben mit Zorn und Hoffnung

Der erste Kolumne, die der Theologe José Balmer im "heiligen Zorn" einläutete, bedarf einer Entgegnung; denn er schreibt dort im letzten Satz folgendes: "Ob wir wirklich glauben, zeigt sich daran, dass wir es den Propheten - Mandela oder Jesus - gleichtun." Nein, erstens war Mandela, auch in vorbehaltloser Anerkennung seines Charismas und seiner grossen Verdienste als Wegbereiter eines demokratischen Südafrika, kein Prophet. Ihm eine solche Rolle zuzuschreiben, kommt einer Herabwürdigung, ja Persiflage der Propheten des Alten Testaments gleich. Ebenso wenig war Jesus ein Prophet, sondern die messianische Erscheinung, Christus der gesalbte und menschgewordene Sohn Gottes. Wenn der christliche Theologe also Jesus als Propheten betrachtet, dann vertritt er die Lehre Mohammeds. Der Islam lehrt nämlich, dass Christus weder Gott noch Gottes Sohn sei, sondern nur einer unter den Propheten, von denen Mohammed erst noch der grösste sei. Dies gesagt, befindet sich José Balmer mit seiner Meinung im Pfarrblatt Nr. 3 auf Irrwegen und müsste seinen Irrtum doch besser in anderen Periodika kundtun, auch wenn die Redaktion einwendet, dass der Theologe seine persönliche Sicht vertrete.

R. Aregger, Bern

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