Geschichte

In allen Pfarreien des Kantons Bern entstanden seit der Jahrhundertwende Frauen- und Müttergemeinschaften. 1942 vernetzten sie sich und gründeten am 8. Februar den Dachverband Katholischer Frauenbund Bern (KFB). In den Jahren 1942 bis 1968 war der KFB ein rein städtischer Dachverband, erst danach wurde der KFB zum kantonalen Dachverband.

Die Geschichte zeigt auch, dass die Frauen immer wieder Schritte gewagt haben und Veränderungen zugelassen haben, ganz nach dem Motto Frauen für Frauen.

Die vernetzte Frauenarbeit im ganzen Kanton und in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Katholischen Frauenbund (SKF) ist heute selbstverständlich. Die Gegenwart zeigt uns auf, wie vielfältig die Frauen sich heute in der Gesellschaft engagieren.

Der Kantonalvorstand in Vertretung von ca. 1800 Frauen freut sich auf neugierige und engagierte Frauen, auch auf Sie!

Eine Rückschau zum 60 Jahre Jubiläum im 2002

60 Jahre KFB - Rückschau in drei Bildern von Helen Roser

Das Lesen in alten Dokumenten ist wie das Herumstöbern im Estrich eines alten Hauses. Vieles wird angeschaut, als altmodisch belächelt und weggelegt, doch einiges scheint besonders wertvoll. Das möchte man behalten und Nachkommenden weitergeben. In diesem Sinne ist mein Rückblick auf die 60-jährige Geschichte des KFB zu verstehen. Dieser Blick zurück ist zugleich ein Zurückschauen in 60 Jahre Frauengeschichte, Frauen Emanzipation.

1. Bild Frauen im Gespräch

Es soll aufzeigen, dass für die Frauen vom KFB heute wie damals bei der Gründung 1942 das Gegenüber eine wichtige Rolle spielt. Die Bedürfnisse dieser Partner - die im Verlaufe der Geschichte mehrmals wechselten - gaben dem Verein die Impulse zum Handeln. Bei der Gründung war die katholische Kirche der Stadt Bern der wichtigste Partner. Ziel war die Vernetzung aller "weiblichen Pfarreivereine", ein Dachverband damals noch nicht für den Kanton, sondern nur für das Stadtgebiet.

Durch den KFB bekamen die katholischen Frauen eine kompetente Vertretung nach Aussen. Partner waren die konfessionellen und neutralen Frauenorganisationen der Stadt aber auch der SKF. Aus dieser Anfangsphase resultiert eine segensreiche caritative Tätigkeit, ausgelöst duch die Not der Kriegs- und Nachkriegsjahre. Die Verbindung zur Kirche war eng.

Dies belegt ein Bericht von 1952 "Wechsel in der geistlichen Beiratschaft: Herr Dekan Simonett war stets ein tatkräftiger Förderer der vom Vorstand an die Hand genommenen Veranstaltungen und Aktionen. Der Vorstand seinerseits war bemüht, ihm sein Amt im KFB nicht schwer zu machen. Seine Meinung war stets wegbegleitend und verpflichtend und nie wäre es uns eingefallen etwas zu unternehmen, zu dem wir uns seinen Konsens erst hätten erkämpfen müssen."

Eine solche Art der Zusammenarbeit scheint uns heute fremd, für die Frauen von damals war es selbstverständlich. Aus den Protokollen ist spürbar mit welch grossem Engagement sie kirchliche Aktionen unterstützten und auch Erfolge hatten. Für viele Frauen war es damals die einzige Möglichkeit aus dem häuslichen Umfeld heraus Schritte zu tun, ihr Organisationstalent einzusetzen und Teamarbeit zu erproben.

Für diese Pionierarbeit mit der langsamen Lösung aus kirchlicher Bevormundung sind wir unseren Vorgängerinnen dankbar.

2. Bild Oekumene

Auch hier waren es die Frauen des KFB, die wegbereitend waren und das Schifflein in Fahrt brachten. Ein wichtiges Datum für die Oekumene ist die Saffa 1958. Dort gab es die ersten ökumenischen Feiern. Danach entstanden an den grösseren Orten Arbeitsgemeinschaften der konfessionellen Frauenverbände.

Um in der Berner Gruppe Einsitz nehmen zu können, brauchte der Vorstand des KFB damals noch die Zustimmung der geistlichen Herren der Stadt, so steht es im Protokoll von 1963.

Früher als in den katholischen Stammlanden regte sich in der Berner Diasporakirche der ökumenische Gedanke. Die Veränderung kam von unten, aus dem Volk, denn viele Frauen lebten in einer Mischehe. Der KFB hat diese Situation früh erfasst und mutig Schritte getan. Sie waren dabei, als 1965 im Akademikerheim erstmals eine gemeinsame Gebetsstunde stattfand. Mir ist aufgefallen, wie begeistert in den Protokollen über die gemeinsamen Vorbereitungen geschrieben wurde. Es gab damals in Bern viele mutige und engagierte Oekumenikerinnen.

Das Schifflein kam nur langsam in Fahrt, galt es doch viele Vorurteile abzubauen. Der KFB musste in dieser Zeit viel Ueberzeugungsarbeit leisten. So war die Freude gross, als 1974 erstmals die Weltgebetstagsfeier in der Dreifaltigkeitskirche stattfand.

Heute ist für uns die ökumenische Zusammenarbeit so selbstverständlich, dass es schwer fällt, sich in diese schwierige Anfangszeit zurückzuversetzen. Wir dürfen die Früchte ernten, für welche uns mutige Frauen die Bäume pflanzten.

3. Bild Wir Frauen

Die 60er Jahre waren eine bewegte Zeit - auch für den Aufbruch der Frauen. Eine bessere Schul- und Ausbildung stärke das Selbstwertgefühl. Einmal mehr forderten sie ihre bürgerlichen Rechte.

Diese Zeit hat sich unübersehbar in der Neuorientierung des KFB ab 1968 niedergeschlagen. Nun waren es nicht mehr Bedürfnisse der Kirche, die den Verein beschäftigten, sondern die Frauen selber rückten mit ihren Anliegen ins Blickfeld.

Mit dem Erhalt des Frauen-Stimm- und Wahlrechts wuchs das Bedürfnis nach Schulung, um Frauen selbstbewusster und mutiger zu machen. Kompetent sollten sie werden, um in Gremien Einsitz zu nehmen.

Ab den 70er Jahren hat der KFB einen wichtigen Beitrag zur Frauenförderung geleistet. In dieser Zeit, ab 1968, wurde der KFB von einem rein städtischen zu einem kantonalen Dachverband.

Sein Wirkungsfeld erweiterte sich. Erste Veranstaltungen und Bildungstage wurden ausserhalb der Stadt durchgeführt. Es entstanden, verteilt im ganzen Kanton, viele gelungene Tagungen zu Themen der Erziehung, der Ethik, der Politik und der Religion. Hier war es besonders die Feministische Theologie, die neue Akzente setzte.

Die Frauen des KFB haben die Zeichen der Zeit erkannt, die Weichen immer wieder neu gestellt und mutig Schritte getan.

Niederbipp, April 2002 Helen Roser

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