Liturgischer Tagesbeginn jeweils freitags von 9:00 - 9:30 in der ref. Kirche Worb.

Daten 2024:
12. Januar / 16. Februar / 15. März / 5. April / 3. Mai / 7. Juni / 5. Juli / 16. August / 13. September / 18. Oktober/ 8. November / 13. Dezember
 

Ein Erlebnisbericht für Neugierige

Der Morgen ist für alle Menschen ein besonderer Moment. Jeder Mensch hat seine persönliche Gewohnheit den neuen Tag zu beginnen. Der Morgen war auch immer eine Gebetszeit. In den Klöstern ist dies bis heute die Laudes, auch Morgenhore oder Morgenlob genannt. Es ist das liturgische Morgengebet der katholischen, der altkatholischen, der anglikanischen und der lutherischen Kirchen. Mit Lied, Lob, Dank, Stille und Fürbitte bereitet es einem auf einen hoffnungsvollen und erfüllten Tag vor.

Die reformierte Kirche Worb pflegt diese kostbare Tradition mit ihrem "Liturgischen Tagesbeginn". Einmal im Monat, meist am ersten Freitag um 9 Uhr, kommen Reformierte und Katholiken für eine halbe Stunde in der Kirche zusammen. Die Tradition der Laudes verbindet uns.

Der Freitag mit dem liturgischen Tagesbeginn gehört zu meinem reformierten Kirchenalltag. An diesem Tag muss ich, eher ein Langschläfer früher aufstehen und tröste mich damit, dass es in den Klöstern zeitlich viel früher und das jeden Tag der Fall ist. Wenn ich in den Kirchenraum komme, sehe ich vertraute und neue Gesichter. Meist steht schon die begleitende Kirchenmusikerin da und drückt mir den Text und die Lieder der Liturgie und ein Kärtchen mit einer Nummer in die Hand. Das mit dem Kärtchen regelt, wer welchen Text lesen möchte. Die Rollen sind nicht fest vorgegeben, im Gegensatz zum klösterlichen Alltag. Habe ich meinen Platz gefunden, empfängt mich die Stille und schlichte Schönheit des Kirchenraumes. Eine andere Welt als eben gerade vorhin. Ich geniesse den wohltuenden Augenblick bis nach dem neunten Stundeschlag auf dem wertvollen kleinen "Gfeller Örgeli" die Eingangsmusik gespielt wird. Jetzt folgen Lied, Lob, Dank, Stille und Fürbitte. Wechselweise von den Anwesenden übernommen. Am meisten berührt mich jeweils die Stille. Das Morgenlicht beleuchtet die farbigen Kirchenfenster. Lautlos sitzt man gemeinsam im Kirchenraum mit seinen Gedanken. Im April zum Beispiel, wie alt sind wohl die wenigen erhaltenen Fresken an den Kirchenwänden? Was wüssten sie über die Zeiten der Pest oder der Spanischen Grippe zu berichten. Später einmal werden sie vielleicht von heute berichten, dass wir wegen Corona keine Lieder gemeinsam singen durften und die Kirchenmusikerin solo gespielt und gesungen hat. Auch dass man sich nach dem liturgischen Tagesbeginn nicht mehr zu einem kurzen Kaffee oder Tee im Kirchgemeindehaus treffen durfte. In dieser Stille keimt die Hoffnung, dass es dereinst wieder besser sein wird. Die Stille entfaltet in mir eine ungeahnte Fülle an Gedanken. So gehe ich dann jeweils mit einer inneren Ruhe und einem positiven Gefühl in den neuen Tag. Vielleicht möchten auch Sie gerne einmal den Tagesbeginn so erleben. Die Türe steht ihnen offen.

Jean Pierre Peternier, Kirchgemeinderat Reformierte Kirchgemeinde Worb

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