Karfreitag


Rund drei Jahre war der Wanderprediger Jesus aus Nazareth aktiv. Drei Jahre, in denen er sich die Mächtigen, Einflussreichen und Frommen zu Feinden machte. Zu oft fuhr er ihnen an den Karren, zu oft forderte er echten Glauben statt Heuchelei, zu oft forderte er Gerechtigkeit auch für die Armen. Er stellte die Tempelaristokratie und damit ein lukratives Geschäftsmodell in Frage.

Selbst wenn man in Betracht zieht, dass ihm die Bibel einige Aussagen in den Mund legt, ist sein Hauptanliegen klar: «Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer… Aber dagegen: Weh euch Reichen; denn ihr habt euren Trost schon gehabt» (aus der Bergpredigt nach Lukas).

Deswegen konnten ihn die Mächtigen schlecht anklagen, sie hätten einen Volksaufstand provoziert. Doch dann machte Jesus eine Aussage, die sich so interpretieren liess, dass er sich für Gottes Sohn halte. Nun hatten sie endlich einen Grund, ihn zu verhaften.

Eigentlich waren sich die römischen Besatzer und die jüdische Elite spinnefeind. Als es aber um Jesu Kopf ging, schmiedeten sie einen Komplott. Die Bibel berichtet, dass er bei Nacht und Nebel verhaftet, in einem Blitzverfahren verurteilt und gleichentags noch gekreuzigt wurde. Die Kreuzigung ist eine der wenigen Angaben zu Jesus, die auch ausserhalb der Bibel verbürgt sind.

Tag der Trauer und Besinnung

Die Bezeichnung Karfreitag geht auf das althochdeutsche Wort kara zurück, was Sorge oder Kummer bedeutet (vgl. engl. care).

Christinnen und Christen gedenken am Karfreitag der Passion Christi am Kreuz. Der Karfreitag ist einer der beiden strengen Fastentage, die auch heute noch gelten (neben dem Aschermittwoch). An vielen Orten – und nicht nur an katholischen – werden keine Vergnügungen wie Tanzanlässe oder Sportveranstaltungen durchgeführt.

In der katholischen Liturgie gehört der Karfreitag zum Oster-Triduum, das mit der Messe des letzten Abendmahls am Gründonnerstag beginnt und mit der Osternachtsfeier endet. Vereinfacht gesagt, gehören die verschiedenen Feiern dieser rund 72 Stunden zusammen und gelten als ein einziger Gottesdienst.

Abgeschlossen wird dieser mit der Feier der Auferstehung Jesu in der Nacht auf Ostern (wobei die Feiern mit Rücksicht auf die heutigen Lebensgewohnheiten häufig schon am späten Samstagabend stattfinden).

Während des Triduums stehen die Zeichen auf Trauer und Besinnung. Es wird keine Messe gefeiert, das Ewige Licht ist verlöscht, der Altar ohne Schmuck, die Kreuze verhüllt. Die liturgische Farbe ist Rot als Zeichen für das Blut, das Jesus vergossen hat.

Es gibt, meist am Karfreitag-Nachmittag, einen einfachen Wortgottesdienst, bei dem kein Weihrauch verwendet wird. Traditionell schweigt auch die Orgel; mancherorts wird sie durch Klappern oder Rätschen ersetzt.

An vielen katholischen Orten werden Kreuzweg-Prozessionen durchgeführt, bei denen die Gläubigen des Leidens Jesu gedenken. Auch Andachten von den «Sieben letzten Worten Jesu» gehören zu den Karfreitagsbräuchen; musikalisch imposant umgesetzt hat diese etwa Joseph Haydn.

Grausame Hinrichtung

Eine Kreuzigung war so grausam, dass sie an römischen Bürgern nicht angewendet werden durfte. Vor allem Aufständische und entlaufene Sklaven wurden oft so hingerichtet. Die Kreuzigung war allerdings keine Spezialität der Römer, sondern im Orient eine häufige Hinrichtungsart. Sie entwickelte sich aus dem Hängen, sollte aber die Todesqualen verlängern.

Bei der Kreuzigung wurden den Verurteilten Nägel durch Handgelenke und Füsse getrieben (und nicht etwa durch die Handflächen). Manchmal hingen die Unglücklichen tagelang, bis sie schliesslich verbluteten, erstickten, verdursteten oder an Entkräftung starben.

Um ihr Leiden abzukürzen, wurden ihnen bisweilen die Schenkelknochen zerschlagen, so dass sie sich nicht mehr abstützen konnten; so erstickten sie schneller.

Meist machten es sich die Henker einfacher als auf Bildern dargestellt. In den meisten Fällen wurde auf einen Querbalken verzichtet. Das Kreuz Jesu bestand vermutlich nur aus einem kräftigen Pfahl oder einem Baumstamm, an dem die Hände über dem Kopf festgenagelt wurden. Die Füsse waren wohl nur knapp über dem Boden.

Kein Grund für Antijudaismus

Die biblische Erzählung betont einen starken Gegensatz zwischen Jesus einerseits und «den Juden» und «den Römern», die ihn ans Kreuz bringen, andererseits. Der christliche Antijudaismus des Mittelalters und bis in die jüngste Vergangenheit wurde mit dieser Stelle begründet.

Allerdings war der Urgemeinde die Abgrenzung zu den Juden fremd. Die meisten der ersten Christen verstanden sich als Jüdinnen und Juden. Wenn es eine Abgrenzung gab, dann ist es diejenige der Urgemeinde gegenüber der religiösen Führerschaft der Juden.

Es mochte in späteren Jahren einen gewissen Antijudaismus gegeben haben. Lehrmeinung war dieser gewiss nicht. So schrieb Paulus gut 20 Jahre nach Jesu Hinrichtung im Römerbrief gegen solche Strömungen an.

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